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Inspector Jury besucht alte Damen

Inspector Jury besucht alte Damen

Titel: Inspector Jury besucht alte Damen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Gericht zu veranschaulichen, welche physischen Qualen ihr das aufgrund ihres Fußes bereitete. Raymond Burr im Rollstuhl war verglichen mit Agathas Fußnachziehen ein Ausbund an Beweglichkeit. Gut fünf Minuten hatte sie sich nun schon über die Rechte der Fußgänger ausgelassen. Ein gefährlicher Kurs, den sie da einschlägt, dachte Melrose, schließlich hat sie selbst im Auto gesessen. Aber sie umschiffte diese Klippe mit Bravour, indem sie die Aufmerksamkeit auf den Ruin eines jeden Fußgängers lenkte: den Zebrastreifen.
    «Sie wissen und ich weiß – nun eigentlich wissen wir alle –» Hier ließ sie eine raumgreifende Geste folgen. «– um das schändliche Versäumnis der Autofahrer, uns, den entrechteten Fußgängern, zu erlauben, über die Straße zu gehen.»
    «Ich möchte das hier nur anführen», sagte sie gerade, «weil ich die Aufstellung eines Schweins auf dem Gehsteig für eine ebenso große Gefährdung für den Fußgänger halte wie ein heranrasendes Auto an einem Zebrastreifen. Daher –»
    Und ehe Jurvis noch aufspringen und diese Behauptung in Zweifel ziehen konnte, dröhnte sie schon weiter. Keine Frage, sie hatte ihre Hausaufgaben gemacht. Sie hatte sich durch zahllose verstaubte Bücher und Akten geackert und zitierte: «Aus dem Jahre neunzehnhundert … dings, äh, vierzehn ist der Fall eines Mannes bekannt, der den örtlichen Pub verklagte, weil sich an dessen altem Wirtshausschild, das einen Galgen zeigte, eine Schraube gelockert –»
    Jurvis sprang auf. Es hielt den Ärmsten nicht länger. «Wenn hier bei jemandem eine Schraube locker ist, dann –»
    Major Eustace-Hobson klappte die Lider auf und wies Mr. Jurvis in scharfem Ton zurecht.
    «Aber das kann man doch gar nicht vergleichen, Sir: Da hat sich doch das Schild von selbst gelockert. Aber mein Schwein, das hat sich nicht vom Fleck gerührt.»
    Als Jurvis noch einmal aufgefordert wurde, sich zu setzen, zog Richard Jury, der zwischen Plant und Marshall Trueblood saß, die Tageszeitung von Northampton aus der Tasche und las noch einmal den Bericht über den Tod von Hannah Lean. Man hatte auf Selbstmord «aus verminderter Zurechnungsfähigkeit» erkannt. Und das Motiv war natürlich der Schock, den sie durch den tragischen Tod ihres Mannes erlitten hatte.
    Zumindest eine Art ausgleichende Gerechtigkeit, dachte Jury. Pratt hatte den Reportern gegenüber hervorragend gemauert. Trotz allem, was sich schließlich zugetragen hatte, stimmte er mit Jury darin überein, daß die beiden Hannah Lean hatten aus dem Wege räumen wollen: die Sachen, die aus Watermeadows mitgenommen worden waren, die Gespräche, welche die Polizei mit dem Geschäftsführer von Tibbet, mit der Anwaltskanzlei und auch mit Trevor Sly geführt hatte – alles deutete in diese Richtung.
    Und dann hatte Pratt bekümmert hinzugesetzt: «Jeder gewiefte Anwalt hätte sie herauspauken können, wenn man sie wegen Mordes an ihrem Mann angeklagt hätte. Ist ihr der Gedanke denn nie gekommen?»
    Jury faltete die Zeitung und damit den Bericht zusammen, welchen er mittlerweile schon ein halbes Dutzend Male gelesen hatte, und steckte sie wieder in die Tasche. Gerade noch rechtzeitig, so daß er mitbekam, wie Major Eustace-Hobson das Urteil verkündete.
    Agatha gewann.
     
    «Und wieder einmal triumphiert die Gerechtigkeit», sagte Marshall Trueblood, als er draußen auf der Shoe Lane stand und sich eine grüne Zigarette anzündete. «Wenn Sie mich fragen, die liebe Agatha dürfte Einladungen zu dieser Veranstaltung verschickt haben.» Da standen nun die vier und sahen zu, wie die Zuschauer aus der alten Dorfschule am Ende der Straße strömten. Lachend und schwatzend wie Kinogänger kamen sie heraus und hechelten die Vorstellung noch einmal genüßlich durch.
    Als sie von der Shoe Lane in die Hauptstraße einbogen, hörte Melrose, wie Alice Broadstairs zu Lavinia Vine sagte: «Ein Pfund dreißig. Also wenn das nicht ein guter Preis für Gehacktes ist.»
    Lavinia nickte. «Wirklich. Jetzt brauchen wir wohl nicht mehr zu dem Menschen in Sidbury zu gehen.»
    «Nie im Leben habe ich ein so ungerechtes Urteil gehört!» sagte Vivian, und die Wut, die ihr heiß in die Wangen stieg, machte sie nur noch schöner. «Wenn hier jemand der Übeltäter war, dann Agatha! Der arme Mr. Jurvis.»
    «Jurvis? Seien Sie nicht albern, Vivilein», sagte Marshall. «Nach alledem wird er sagenhafte Umsätze machen.»
    «Es geht ums Prinzip», beharrte Vivian.
    «Es geht ums Geld», sagte Trueblood. Er

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