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Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Titel: Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matha Grimes
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zusammen mit all seinen Habseligkeiten. Nachts ließ man sie in Ruhe – aus den Augen, aus dem Sinn.
    Einer von ihnen war Benny Keegan.

    »Was denn? Sie schon wieder?«, sagte Mags und stimmte ein Lied an: »So schön kann doch kein Mann sein …«
    Jury lachte. Es klang zwar wie dieser Dolly-Parton-Hit, allerdings bestand nicht die Gefahr, Mags mit Dolly zu verwechseln. Mags, in einem Berg aus Schals und Tüchern sitzend, musterte Jury von unten.
    Sie fuhr fort: »Jetzt isses schon das dritte Mal in einem Monat, dass Sie hier sind. Müssen ja harte Zeiten sein, wenn die euch losschicken und unter Brücken rumstreichen lassen. Was gibt’s denn? Kriegt ihr die Quote nich voll? Müsst ihr herkommen und uns gesetzestreue Bürger filzen?«
    »Springen Sie nicht so hart um mit den Bullen, Mags. Die erlauben Ihnen schließlich, hier zu pennen. Wo steckt Benny?«
    Sie wurde ernst und dämpfte die Stimme. »Auweia, das war ja schlimm, was da passiert is. Und dass ausgerechnet unser Benny die Leiche gefunden hat!«
    Jury hatte aus einem der umliegenden Stapel ein Zeitschriftenmagazin gefischt. Daher hatte Mags auch ihren Spitznamen. »Also, wo ist er?«
    »Wahrscheinlich irgendwo da …« Sie hob den Arm und zeigte am Embankment entlang.
    In einem Ölkanister brannte ein kräftiges Feuer und erleuchtete die eingefallenen Wangen im Gesicht eines hochgewachsenen Mannes mit langem dunklem Mantel, den sie den Feldwebel nannten. Er hatte sich selbst zum Wächter darüber erkoren, dass es hier drogenfrei zuging, wenngleich natürlich nicht alkoholfrei, was auch zu viel verlangt gewesen wäre. Ab und zu genehmigte er sich einen Schluck aus der Pulle. Auch hatte er die Verantwortung dafür übernommen, dafür zu sorgen, dass die anderen tagsüber Leine zogen.
    »Die könnse haben.« Sie meinte das uralte Exemplar des Playboy. »Sieht mir ja aus, wie wenn Sie’s nötig hätten. Liebesleben ham Sie ja nich.«
    »Ich habe doch Sie, Mags.«
    »Das Centerfold-Girl hamse, mehr nich.«
    »Besser als gar nichts.«
    »Besser als manches, meinse wohl. Schaunse sich die doch mal an!«
    »Mr. Jury!«, hörte er Benny rufen, gefolgt von einem Bellen. Sparky.
    »Hallo, Benny. Ich muss mit dir reden. Na, Sparky!« Jury kniete sich hin, um Sparky kräftig den Kopf zu kraulen. Je tüchtiger, desto besser gefiel es Sparky.
    Die drei gingen zu der Steintreppe hinüber, die vom Embankment zum Fluss hinunterführte.
    Etwas besorgt fragte Benny: »Muss ich jetzt aufs Revier und mit den Typen dort reden?«
    »Vorab bloß mit diesem Typen hier.«
    Sparky, der ihnen zu Füßen saß und zwischen beiden hin und her schaute, erinnerte Jury irgendwie an Harry Johnsons Hund Mungo. Wie kam es, dass er die drei vermutlich schlausten Hunde von ganz London kannte – Sparky, Mungo und Stone? Wie oft hatte er schon mit dem Gedanken gespielt, sich selbst einen zuzulegen?
    »Ich würde nur gern wissen, ob du dich sonst noch an irgendetwas erinnerst vom Schauplatz des Verbrechens.« Jury konnte sich vorstellen, dass Benny diese Bezeichnung gefiel.
    »Ich hab noch mal nachgedacht, mir is aber nichts eingefallen, Mr. Jury. Da muss noch jemand anderes dort gewesen sein.«
    »Und zwar jemand, den er kannte.«
    Benny nickte und stützte sich auf die Ellbogen. »Also Gil, der hat sonst keinen gesehen, wie er das Essen raufgebracht hat, sonst hätte er was gesagt.«
    »Dieser geheimnisvolle Unbekannte war vielleicht noch nicht eingetroffen, aber falls er da war, hätte er –«
    »Oder sie, könnte doch auch ’ne Sie sein.«
    »Du hast recht. Dann hätte sie ja auf die Dachterrasse hinausgehen können.«
    »Dort war Billy Maples, sagt Gil, als er das Essen hochbrachte. Und wenn’s jetzt jemand anderes war – der Mörder, der so getan hat, als wäre er Billy? Vielleicht war der ja noch dort, als ich später mit dem Kaffee kam?«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, wie das hätte gehen sollen. Du warst doch im Zimmer und dann draußen auf dem Balkon. Im Bad hätte er auch nicht sein können, da hast du ja Sparky reingetan.«
    Jedenfalls war Benny nicht, wie jemand vom Zimmerservice vielleicht, schreiend davongerannt. Stattdessen hatte er, außer Neugierde, ziemlich viel Selbstbeherrschung bewiesen und die Leiche und das Zimmer untersucht. Jury hoffte nur, dass der Junge nicht mehr Interesse an den Tag gelegt hatte, als gut für ihn war.
    »Ist dir vielleicht jemand aufgefallen, der dort herumlungerte, Benny?«
    »Herumlungerte? Nein. Was meinen Sie damit?«
    »Ach, gar

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