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Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Titel: Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matha Grimes
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befinden sich zwei Gemälde, ein Klimt und ein Soutine. Wie gut kennen Sie sich mit Kunst aus?«
    »Ein bisschen besser als mit dem Thema Ameisenkolonien. Mit anderen Worten, gar nicht.«
    »Sie könnten also ein Original nicht von einer Kopie unterscheiden?«
    »Natürlich nicht, wenn es sich um eine halbwegs anständige handelt. Aber darum geht es ja, oder? Wer wird sich schon eine Kopie aufhängen, die wie eine Fälschung aussieht?«
    »Okay. Wenn Sie hingehen, schauen Sie sich den Klimt in der Eingangshalle an und den Soutine im Wohnzimmer. Der Klimt ist an der Wand festgeschraubt –«
    »Wundert mich gar nicht! Mein Gott, da hängt schließlich ein Vermögen. Stellen Sie sich bloß vor!«
    »Darum geht’s ja. Es sind Kopien, sagte mir Roderick Maples. Aber laut Malcolm –«
    »Wieder dieser Malcolm!«
    »Billy sagte ihm, es seien Originale.«
    »Aber warum –«
    »Keine Ahnung. Der Soutine, der viel kleiner ist, hängt neben dem Kaminsims. Ich will, dass Sie sich die Rückseite ansehen, ob dort irgendein Identifizierungsmerkmal ist.«
    »Na prächtig! Ich gehe einfach zur Wand hinüber und sage: ›Ich nehme mir das mal, ja?‹ Und reiße es herunter. Da werde ich bestimmt wieder eingeladen. Was soll ich denn dort finden?«
    »Keine Ahnung. Aber ich glaube, zwischen diesen Bildern und der Großzügigkeit, die Billy Maples gegenüber Künstlern und dieser Galerie an den Tag legte, besteht ein Zusammenhang.«
    »Ich werd’s versuchen.« Melrose stand auf. »Na, dann schleppen wir uns jetzt zum Abendessen, einverstanden? Mir ist das alles ein bisschen beschwerlich.«
    Jury erhob sich. »So ging es Malcolm auch.«
    »Wie bitte?« Melrose holte ihre Mäntel.
    »Gehen Sie zu diesen Leuten.«

29
    Was erwartete er, wenn er mit Plant auf Kneipentour ging, denn eigentlich anderes als brüllendes Kopfweh am nächsten Morgen?
    Jury warf mit seinem Orangensaft ein paar Aspirin ein, gefolgt von Tee, der so stark war, dass die Tasse allein zum Telefon hätte marschieren können.
    Jury hielt sich an der Tasse fest und ging an den Apparat.
    »Wir müssen reden«, sagte DI Aguilar.
    »Guten Morgen. Das sagst du immer, und dann reden wir am Ende doch nicht.«
    Sie seufzte. »Nein, tu ich nicht immer, und doch, tun wir schon.«
    Jury lächelte. Es klang wie bei Carol-Anne: der Tonfall, der verletzte Stolz, die Wortstellung.
    »Können wir uns treffen?«
    »Klar. Am Piccadilly Circus.«
    Kurzes Schweigen am anderen Ende der Leitung. »Bin ich etwa schuld, dass du nicht mit mir in einem Raum allein sein kannst?«
    »Ja.«
    »Ach, du liebe Güte. Dann komm ins Hauptquartier. Tolpuddle Street.«
    »Ich weiß, wo –«
    Doch sie hatte bereits aufgelegt.

    Sie führte ihn in einen der Verhörräume, und er glaubte zu wissen, wie Verdächtige sich fühlten. Dann machte sie die Tür hinter sich zu, musterte ihn unverbindlich und schlug eine Akte auf.
    »Hier ist der Bericht von deiner Ärztin –«
    »Eigentlich ist Dr. Nancy gar nicht meine Ärztin.«
    Sie musterte ihn wie ein dickköpfiges Kind. »Bitte. Der Ballistik nach wurde der Schuss aus knapp anderthalb Metern Entfernung abgefeuert. Ein Einschussmuster ist kaum zu erkennen. Die Bahn der Kugel und der Winkel, in dem die Waffe gehalten wurde, deuten darauf hin, dass Schütze und Opfer vermutlich etwa gleich groß waren.«
    »Das wesentliche Wort hier ist ›vermutlich‹.«
    »Ich dachte nur gerade … Du hast mit Kurt Brunner gesprochen?«
    »Ja. Vor zwei Tagen, in Rye.«
    »Was für Schlussfolgerungen hast du gezogen? Ich meine, glaubst du immer noch, er war es?«
    »Ich weiß nicht. Ich muss noch mal mit ihm reden. Allerdings spricht dagegen, dass Kurt wohl kaum einen Termin machen würde, um sich mit Billy zu treffen.«
    »Das sagtest du schon mal. Es hätte aber doch auch sein können, dass Brunner mit ihm vereinbarte, sich später im Zetter zu treffen. Das würde man ja nicht als Terminabsprache bezeichnen.«
    »Kann sein. Bleibt immer noch die Sache mit dem Jackett. Zum Essen hätte Billy es vermutlich nicht anbehalten. Aber wenn er es ablegte und dann wieder anzog, um seinen Besuch zu empfangen, dann kann es nicht Brunner gewesen sein, oder? Bei Brunner hätte Billy doch nicht so förmlich sein müssen.«
    »Es ist so – vermutlich ist Brunner zu groß. Er hätte die Waffe nicht im hier beschriebenen Winkel gehalten.«
    »Hier ist wieder das ›vermutlich‹ wichtig. Ich werde mal mit Phyllis sprechen.«
    Lu sah wieder auf die Seiten hinunter. »Sie ist sehr

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