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Inspektor Jury steht im Regen

Inspektor Jury steht im Regen

Titel: Inspektor Jury steht im Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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sie wußten nichts über Ivy und mich. Marion ganz sicher nicht.»
    «Sind Sie sicher, daß sie keinen Verdacht hatte?»
    «Ja. Hätte sie …»
    «Dann hätte sie sich scheiden lassen. Ist es nicht so?»
    «Ivy hat ihre Beziehung zu David nur deshalb aufrechterhalten, damit niemand Verdacht schöpfte.»
    Vielleicht glaubte er das ja tatsächlich. «Hat sie auf Heirat bestanden? Drohte sie Ihnen damit, eine Szene zu machen?» Aus Hugh Winslows unglücklichem Blick konnte Jury ersehen, daß er recht hatte. «Und diesen Preis wollten Sie nicht bezahlen. Ihre Frau ist ja sehr vermögend.»
    «Ich nage auch nicht gerade am Hungertuch, Superintendent. Ach ja, Sie haben in gewisser Hinsicht ja recht. Ich war nicht bereit, den Preis zu bezahlen. Ich liebe Marion. Ich hatte nie die Absicht, Ivy zu heiraten.»
    Jury schwieg einen Augenblick. Seine Gedanken waren zu dem Gespräch mit Stella Broome zurückgewandert. Tolle Schlitten und tolle Männer. Im Grunde das gleiche wie bei Ivy Childess. «Mr. Winslow, vor etwa zehn Monaten wurde eine junge Frau in einem Gehölz am Straßenrand zwischen Exeter und Bristol ermordet. Sie hieß Sheila Broome. Sagt Ihnen der Name etwas?»
    Hugh Winslow schien erleichtert, daß sie das Thema Ivy Childess verließen. «Nein, nein, ich habe den Namen nie gehört.»
    «Ende Februar. Am neunundzwanzigsten, um es genau zu sagen.»
    Er versuchte zu lachen, doch es blieb ihm im Halse stecken. «Offensichtlich fragen Sie mich, wo ich da war.»
    Jury lächelte. «Ganz richtig.»
    Winslows Stimme wurde frostig. «Ich glaube, ich war im Ausland. Ich habe ein Büro in Paris. Aber ich kann das selbstverständlich in meinem Terminkalender nachprüfen, wenn ich auch bezweifle, daß dieses spezielle Treffen darin notiert ist, wenn ich nach Devon gefahren wäre.»
    «Überprüfen Sie es trotzdem, Mr. Winslow. Ist das Ihr Jaguar da draußen?»
    Er schien verwirrt. «Nein. Der Mercedes gehört mir. Warum?»
    «Haben Sie mal einen Jaguar besessen?»
    «Natürlich.» Er zuckte die Achseln.
    Hat das nicht jeder? Jury lächelte. «Wann war das?»
    «Oh, vor zwei oder drei Jahren, glaub ich. Aber ich verstehe nicht, warum …?»
    «Sie haben gesagt, Sie hatten nie die Absicht, Ivy zu heiraten. Das klingt ganz ähnlich wie das, was auch Ihr Schwager sagte.»
    Winslow rutschte unbehaglich in seinem Sessel hin und her. «Ivy war – na ja, sie war entsetzlich opportunistisch. Und ich habe nie jemanden gekannt, der so geschickt war, Sachen aus einem herauszukitzeln. Die Art Frau, der man sich anvertraut und es anschließend bereut …»
    Er schwieg. Jury dachte einen Augenblick lang nach. «Ist es denkbar, daß Ihr Schwager ihr etwas anvertraut hat?»
    «David? Wahrscheinlich. Er ist viel weicher, als man gemeinhin annimmt. Aber ich wüßte nicht, was er ihr anzuvertrauen gehabt hätte. David ist ein sehr offener Mensch.»
    Angesichts der Tatsache, daß man Hugh aus dem Familienkreis ausgeschlossen hatte, fand Jury ihn ziemlich nachsichtig. «Mr. Marr scheint ziemlich viel Geld durchgebracht zu haben, wie Ihre Frau sagte. Und er scheint gerne an Orte wie Cannes oder Monte Carlo zu reisen …» Jury kam David Marrs erfreulich schlampige Pinnwand in den Sinn. «War er eigentlich mal in Amerika?»
    Hugh Winslow runzelte die Stirn. «Nicht daß ich wüßte. Keiner von uns war jemals dort. Rose – das war Edwards Frau – redete immer davon, hinzufliegen. Ich wollte auch immer …»
    «Ja, ich auch. David Marr scheint eigentlich keine teuren Vorlieben zu haben, auch wenn er gern vom Spielen, von Casinos und vom flotten Leben redet. Deshalb wundere ich mich über all das durchgebrachte Geld.»
    «Ich kann mir nicht vorstellen, daß David Ivy Schweigegeld gezahlt hat. David ist viel eher der Solls-doch-jeder-wissen-und-denken-was-er-will-Typ.»
    «Hängt wohl davon ab, was es da zu verbreiten gibt. Und wie steht es mit Ihnen, Mr. Winslow? Sind Sie der gleiche Typ?»
    Erschrocken wandte sich Winslow ab. «Ich habe Ivy wohl ein bißchen was geliehen.»
    «Geliehen. Und was heißt ‹ein bißchen was›?»
    «Ein paar tausend.» Hastig, als würde dies das Darlehen rechtfertigen, fügte er hinzu: «Sie wollte sich in den Laden einkaufen, in dem sie als Verkäuferin arbeitete. In Covent Garden …»
    «Vielleicht entspricht ein paar tausend ja Ihrer Vorstellung von ‹ein bißchen was›, meiner nicht. Natürlich würde es ein Erpresser so nennen.»
    Winslow war aschfahl.
    «Dieser Unfall Ihrer kleinen Tochter passierte gegen zehn

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