SB 121 – Mission Zeitbrücke
1.
Arger Staball hatte Sorgen. Eigentlich hatte er die schon seit dem Tag vor vier Jahren, als er die Führung des Handelskontors von Arxisto übernahm. Wenn es ausnahmsweise keine Schwierigkeiten mit den Arbeiten am Ausbau des Kontors und des Raumhafens gab, dann bestimmt irgendeine Aktion, die dem Wohl der Bewohner von Arxisto-Park dienen sollte.
Aber diese Dinge gehörten nicht zu Staballs aktuellen Problemen.
Vielmehr war es zu unerklärlichen Vorfällen gekommen, die ihn veranlasst hatten, Meldung an das Hauptquartier der Kosmischen Hanse auf Terra zu erstatten. Seitdem wusste er von ähnlich gelagerten Phänomenen bei anderen Kontoren. Ein schwacher Trost für ihn, obwohl er das Versprechen erhalten hatte, HQ Hanse werde sich der Sache annehmen.
Falls sie weiter eskalierten, bedrohten die Geschehnisse die Existenz des Handelskontors Arxisto. Bislang hielten sie sich noch im Rahmen des Erträglichen.
Ein Internholo baute sich auf, Staballs Sekretär meldete sich. Jupp Korein war mit seinen 32 Jahren so alt wie der Leiter des Kontors und überdies ein ausgezeichneter Organisator.
»Germo Hillard ist da. Er will dir einen Zwischenbericht ...« Korein verstummte mit einem Aufschrei und griff sich mit beiden Händen in den Nacken. Aus dem Hintergrund erklang ein zweiter entsetzter Schrei, den Positronikspezialist Hillard ausstieß.
In dem kleinen Übertragungsholo glaubte Staball gesehen zu haben, wie ein schemenhaftes Etwas den Sekretär von hinten ansprang. Dabei mochte es sich um eine Bildstörung handeln, wie sie seit dem Einsetzen der Phänomene immer wieder vorkamen. Dennoch verließ Staball seinen Platz, riss die Verbindungstür auf und stürmte ins Vorzimmer. Er kam gerade dazu, als Korein aus dem Sessel kippte und verzweifelt mit einer schleimigen Masse rang, die sich in seinem Nacken festgesetzt hatte. Hillard stand wie versteinert daneben.
Ohne zu überlegen, stürzte Staball zu seinem Sekretär, packte mit beiden Händen zu und befreite Korein von dem glitschigen Etwas. Er erkannte nicht einmal, was er da angewidert gegen die Wand schleuderte. Trotzdem nickte er zufrieden, als es dort mit dumpfem Knall zerplatzte.
Staball spürte ein heftiges Brennen auf den Händen. Wo das Ding mit seiner Haut in Berührung gekommen war, bildeten sich nässende Bläschen. Ein Blick zu Korein zeigte ihm, dass dessen Nacken gerötete Striemen aufwies. Der Sekretär jammerte vor Schmerz.
Hillard deutete zum Fenster, und Staball wurde blass. Draußen wimmelte es von solchen Gebilden, wie eines Korein im Nacken gesessen hatte.
Womit wirft man jetzt schon wieder nach uns? Arger Staball schwankte zwischen Zorn und Verbitterung.
»Diesen Tag werde ich in meinem Tagebuch besonders anmerken«, sagte Askaargud zufrieden. Der Vorsitzende des Planungsstabs blickte sich an der Baustelle wohlgefällig um. »Heute hat es keinen einzigen Zwischenfall gegeben, und wir haben den Plan um dreißig Prozent überschritten. Wenn es in dem Tempo weitergeht, können wir die Hochstraße termingerecht fertigstellen.«
Es war der 15. Oktober 424 NGZ – Neuer Galaktischer Zeitrechnung, die mit der Gründung der Kosmischen Hanse begonnen hatte. Der Tag war so ruhig verlaufen wie kaum einer in den Monaten zuvor. Heute hatte alles zusammengepasst.
»Ich frage mich nur, wozu wir diese Verbindungsstraße vom Raumhafen zum Kontor bauen«, sagte Eleva Draton, die zum Team des Akonen Askaargud gehörte. Sie lüftete kurz ihren Atemfilter. »Ich muss mich überhaupt wundern, wofür dieses gigantische Projekt gut sein soll.«
»Ich auch«, pflichtete ihr der Blue Catherc bei. Er war der Verlademeister des Raumhafens. »Die Anlage hat mit ihren zwanzig mal vierzig Kilometern Ausdehnung eine Kapazität von hundertundfünfzig Starts und Landungen pro Tag, aber sie wird im Durchschnitt nur von zwölf Schiffen frequentiert. Meine Lagerhallen stehen ohnehin fast leer. Wozu also neue bauen?«
»Wir stehen um die Gunst der Arkoniden in hartem Konkurrenzkampf mit den Springern«, erklärte Askaargud. »Wenn Arxisto erst ausgebaut ist, steigen wir voll ins Geschäft ein – und du wirst dich über leere Lagerhallen nicht mehr beklagen können. Dann wirst du so stressgeplagt sein, wie ich es heute bin.«
Sie befanden sich zu dritt in der mobilen Planungskabine, die von Antigravfeldern in der Schwebe gehalten wurde. Die Kabine verfügte über eine eigene Sauerstoffversorgung, sodass sie die Atemfilter nicht benötigt hätten. Da sie jedoch die
Weitere Kostenlose Bücher