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Inspektor Jury steht im Regen

Inspektor Jury steht im Regen

Titel: Inspektor Jury steht im Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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daß ausgerechnet er eine aus dem Fernsehen bekannte Persönlichkeit wiedererkannt hatte. Diese Nachrichtensendung mit ihrem aufgemotzten kleinen Wetterbericht war das einzige, was er sich ansah. Sonst hätte er sie nie gefunden. Aber ob es nun ihr Gesicht oder der weiße Regenmantel war, den sie immer trug, wußte er nicht. Als er ihr folgte, sah er, wie sich die Männer beim Vorbeigehen nach ihr umdrehten; sich umdrehten und ihr hinterherstarrten.
    Er ging näher heran. Es gab einen Wechselschalter, wo man die großen Pennies bekam, die man für die Automaten benötigte. Er beobachtete, wie sie sich durch das Dickicht der Automaten schlängelte und dann stehenblieb, um sich den Kranich in seinem verzierten Glasgehäuse anzusehen. Sie mußte ein paar Pennies von einem früheren Besuch dabeigehabt haben, oder sie hatte vielleicht ein paar vom Tresen geklaut, denn sie griff in ihre Tasche, und einen Augenblick später sah er, wie sich der Kranich bewegte. Nach einer Weile ging sie weiter, umrundete noch ein paar Automaten, wobei sie manchmal die Hände seitlich ans Gesicht preßte und durch die Glasscheibe spähte. An der gegenüberliegenden Wand stand ein mechanisches Klavier. Sie betrachtete es eine Weile eingehend, steckte dann eine Münze hinein, und bald erfüllten die blechernen, brüchigen Töne der Musik die Nacht.
    Er trat rasch in den Schatten der Markise des Nachbargebäudes, das eine Spielhalle und eine Kaffeebar beherbergte, als er jemanden die Promenade entlangkommen und jetzt sogar laufen sah. Wahrscheinlich der Besitzer oder wer auch immer die Automaten unbeaufsichtigt gelassen hatte. Er hörte Stimmen, kurzes Gelächter. Sicher konnte man ihr nur schwer böse sein. Sie war einfach zu hübsch. Und wahrscheinlich litt der da drinnen sowieso an Langeweile oder Einsamkeit.
    Er lauschte den ratternden, brüchig klingenden Tönen des Pianos und erinnerte sich an den Text. «… trade it for a basket of sunshine and flowers.»
    «Pennies from Heaven» hieß das Lied. Wohin waren der Sonnenschein und die Blumen verschwunden? Er blickte hinauf in den lackschwarzen, sternenübersäten Nachthimmel und dachte, wie sehr diese Nacht doch jener anderen vor langer Zeit ähnelte. Dunkelheit, Sterne, Musik …
    Er hörte, wie sie sich verabschiedete. Auf dem Weg nach draußen mußte sie – oder vielleicht der Maler – eine Münze in den hölzernen Matrosen geworfen haben. Ein kurzes, gutturales, eselhaftes Lachen ertönte, das gleichzeitig mit der Musik jäh verstummte.
    Und wenige Augenblicke später trat sie heraus. Stand da und blickte zum schwarzen Himmel auf, als überlege sie sich, wie lange es noch dauern würde, bis es sich richtig einregnete, schlug den Kragen ihres weißen Regenmantels hoch und spazierte in die Dunkelheit in Richtung der Stufen, die zur King’s Road hinaufführten.
    Er ging am Lachenden Matrosen vorbei, dessen hölzerner Kiefer eingerastet und dessen Mund zu einem Dauergrinsen hochgeklappt war.
     
     
     
    K ATE S ANDYS WEINTE . Jury wußte, sie konnte nichts dafür, sie versuchte sich verzweifelt zu besinnen, wo Dolly am ehesten hingegangen sein könnte. Macalvie hatte sie davon überzeugt, daß sie vielleicht keine Zeit mehr haben würden, an zwei Plätzen nachzusehen.
    Sie trocknete sich die Augen und blickte hinab auf das kleine Foto von David Marr. Es war entsetzlich. Sie hatte ihm tatsächlich ein Zimmer vermieten wollen.
     
    «Es wird schon wieder gut, Kate.» Er beugte sich vor und nahm ihre Hand. «Versuchen Sie, sich zu entspannen.»
    «Ich habe sie … immer beneidet, hab immer gesagt, daß sie zu verwöhnt ist. Jetzt bin ich mir nicht mehr sicher. Aber ich hätte sie ernster nehmen sollen.»
    «Toll», sagte Macalvie, der immer noch stand. «Das ist toll, aber so finden wir sie nicht.» Er ließ das Fotoalbum, das er sich angesehen hatte, zuklappen. «Die Brightoner Polizei ist inzwischen an allen Stellen, die Sie bisher genannt haben – aber das heißt nicht, daß sie an einem dieser Orte wirklich ist.» Er hielt das Album in die Höhe und runzelte die Stirn. «Haben Sie das hier liegenlassen?»
    Kate trocknete sich die Augen und blickte auf. «Nein. Das muß Dolly gewesen sein.»
    «Sie hat sich offensichtlich ihre Kinderbilder angesehen, die meisten stammen vom Pier und den Süßigkeitenständen und so weiter an der Strandpromenade. Geht sie da immer noch hin?»
    «Die King’s Road-Arkaden. Dolly liebt die Arkaden über alles.»
    «Kommen Sie, Jury.» Macalvie steuerte

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