Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inspektor Jury steht im Regen

Inspektor Jury steht im Regen

Titel: Inspektor Jury steht im Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
Vom Netzwerk:
Loch heraus. Eine Gestalt in weitem Umhang flatterte in der Miniaturkolonie der Toten herum, bis sie schließlich im Wald verschwand. Jurys Gedanken schweiften ab, während die Erde ihre Skelette, die Steine und Bäume ihre Geister zurückverlangten. Tolle Schlitten und tolle Männer … und alle liebten Phoebe sehr … Alles brach auseinander … «Wohin bist du gegangen, Elizabeth Vere?»
     
    «Einen Augenblick bitte, Sir», sagte Wiggins und starrte wie gebannt auf den Bildschirm von Was der Butler sah.
    Jury klatschte mit der Hand auf den Bildschirm. «Sie werden auf die unanständigen Szenen leider verzichten müssen, Wiggins.» Er schrieb etwas in sein Notizbuch, riß die Seite heraus und reichte sie Wiggins.
    «Überprüfen Sie, ob Plant wegen des Fotos, das er nach Exeter mitnahm, im Hauptquartier angerufen hat …»
    «Aber wir haben doch schon …»
    «Ich weiß, ich weiß. Und suchen Sie Miles Wells.»
    Wiggins runzelte die Stirn. «Der Kerl, der Phoebe Winslow angefahren hat? Und was genau soll ich ihn fragen?»
    «Ob die Frau im Wagen Sheila Broome war. Und warum er mehrere Straßen weiterfuhr und dann wieder zurückkam.»
    «Niemand hat je erwähnt, daß eine Frau im Wagen saß, Sir.»
    «Aber ich habe es eben getan, Wiggins.»
     
     
    «S HEILA B ROOME ?» SAGTE M ACALVIE und nahm die Füße vom Schreibtisch des Brightoner Polizeireviers. «Wieso zum Teufel? Selbst wenn es Rache war, was ist mit dem Fahrer?»
    «Das ist es ja. Ich glaube, sie war der Fahrer. Sie ist mal wegen Trunkenheit am Steuer festgenommen worden, Macalvie. Hätte er es nicht auf seine Kappe genommen, wäre sie ins Gefängnis gewandert. Um das jedoch zu bewerkstelligen, mußten sie die Sitze tauschen. Anhalten und die Plätze wechseln. Ich glaube nicht, daß es bei ihm nur darum ging, sich als Gentleman zu erweisen. Er rechnete wohl damit, daß es auch ihm an den Kragen ginge. Besser, wegen eines unvermeidlichen Unfalls vorbestraft sein, als dafür, daß man seine betrunkene Begleiterin ohne Führerschein fahren und dann noch jemanden überfahren läßt. Die Frage, die sich mir dabei aufdrängte, war: Warum rannte die kleine Phoebe auf die Straße hinaus?»
    «Und wie haben Sie sich die beantwortet?»
    «Hugh Winslow hat sie mir beantwortet. Sie war wütend und verstört; und verstört hat sie der Anblick ihres Daddy, der mit einer Frau im Bett lag, die mit Gewißheit nicht ihre Mami war – Ivy Childess.»
    Macalvie fixierte lange und eindringlich die Spitzen seiner schiefgelaufenen Schuhe, die er soeben wieder auf die Tischplatte plaziert hatte. Dann sagte er: «Also hätte jeder in dieser Familie nicht nur Hugh, sondern auch Ivy dafür verantwortlich gemacht. Und jeder von ihnen hätte das Mädchen umbringen können, nicht wahr? Genau wie Sheila Broome.»
    «Natürlich. Es ist gewissermaßen so eine Art Querschläger: Ihn bringen sie nicht um – schließlich gehört er zur Familie –, sie töten das Mädchen.»
    «Vielleicht hat Hugh es sogar selber getan.»
    «Richtig.»
    «Sie wollen damit aber nicht andeuten, daß es Mord im Brighton-Expreß oder so was war? Daß sie alle beteiligt waren?»
    «Nein. Nur einer von ihnen. Und ich glaube auch nicht, daß das schon das ganze Motiv ist.» Jury betrachtete das Foto der Queen, das an der mattockerfarbenen Wand hing. «Ich glaube, das Motiv könnte ziemlich verwirrend sein. Hat wohl nicht nur mit Phoebes Tod, sondern auch mit Rose Winslow zu tun. ‹Verrat an Freunden und Wohltätern›, so haben Sie doch gesagt.»
    Macalvie seufzte. «Ich wünschte, ich wüßte, was ich damit gemeint habe.»
    Jury lehnte sich zurück und steckte die Hände in die Taschen. «Sie haben die Winslows nicht kennengelernt. Sie haben nicht gesehen, was für eine Familie das ist. Sie sind miteinander verschweißt wie die Figuren auf einem Porträt. Ich glaube nicht, daß ihnen selber das bewußt ist. Bezweifle, daß sich die Winslows darüber im klaren sind, wie ihre Strafaktion sich auswirkte. Hugh wurde ja schließlich nicht rausgeschmissen. Sie haben einfach den Kontakt abgebrochen. Haben ihn nicht kaltgemacht, sondern kaltgestellt. Und einen von ihnen verraten, heißt alle verraten. David Marr hat das mit Sicherheit gewußt.»
    «Marr?»
    «Ich bin überzeugt, daß er eine Affäre mit Rose Winslow hatte. Rose kommt mir vor wie eine etwas gehobenere Ausgabe von Ivy Childess: egoistisch, unzuverlässig, habgierig. Hatte aber genug Feuer und Flamme, um die Motten anzulocken und mehr als ein Flügelpaar

Weitere Kostenlose Bücher