PR Tefroder 01 - Das genetische Siegel
Die Transgenetische Allianz
31. Januar 1458 NGZ
»Vielen Dank, dass du dir persönlich Zeit nimmst, Perry Rhodan.« Das gefiederte Gesicht spiegelte sich im Panoramafenster, die kleinen Knopfaugen wirkten wie Löcher im Hochsicherheitsglas. Auf den Schulterflügeln leuchteten Federn in allen Farben des Regenbogens. Automatische Simultanübersetzer übertrugen alles aus der Sprache des Rahsch'kani.
Der terranische Resident zeigte ein feines Lächeln. »Man hat mir versichert, es würde sich lohnen.«
Haneul Bitna gab ein zirpendes Geräusch von sich, das das rhythmische Schnabelklappern melodiös untermalte. Dieser Laut erinnerte Perry sofort an den letzten Aufenthalt des Vogelartigen auf Terra - lag das Treffen im Besprechungsraum der Solaren Residenz tatsächlich schon wieder fast zwei Jahre zurück? Eigenartig, wie Sinneswahrnehmungen manchmal miteinander verknüpft waren und Assoziationen auslösten; an jenem Abend im Jahr 1456 hatte er noch Mondra Diamond getroffen, und exakt an diesem Tag hatte sie zum ersten Mal ihr neues Parfüm getragen. Rhodan glaubte es wieder zu riechen und genoss die Erinnerungen, die sich damit verbanden.
»Trotz dieser Versicherung, wer auch immer sie ausgesprochen haben mag«, sagte sein Gast, »ist es eine große Ehre, deinen privaten Wohnbereich in der Solaren Residenz aufsuchen zu dürfen.«
»Du bist sicherlich nicht überrascht, wenn ich dir sage, dass dir diese Ehre nur deshalb zuteil wird, weil man sich für dich ausgesprochen hat.« »Erlaube mir erneut die Frage: Wer ist man?«
»Der TLD.«
»Selbstverständlich.« Das Gefieder über Haneul Bitnas Knopfaugen sträubte sich. »Der Terranische Liga-Dienst. Ich hörte von diesem Geheimdienst der Terraner.«
Rhodan verkniff sich ein Lachen. Haneul Bitna wurde ihm von Sekunde zu Sekunde sympathischer. Er erhoffte sich von dem Rahsch'kani wertvolle
Informationen; es störte ihn keinesfalls, sie in Form eines spitzfindigen Gesprächs serviert zu bekommen. »Welch feine Ironie.«
»Ironie?«
»Man könnte fast zu der Überzeugung gelangen, du untertreibst.«
Der Vogelartige legte eine Hand auf die dicke Panoramascheibe, die sie von den Wassern des Sees trennte, aus dem die oberen Geschosse von Rhodans Wohnturm in der Solaren Residenz ragten. Ein breitmäuliger Fisch, dessen Glotzaugen an filigranen Tentakelstielen baumelten, schwamm vorüber. »Nun gut, dann lass es mich so sagen: Ich weiß vermutlich mehr über den TLD als jeder andere, der ihm nicht angehört. Und vermutlich auch mehr als die meisten seiner Agenten, das gebe ich gern zu. Ebenso vermutlich verdanke ich den Zuspruch in Agentenkreisen einer gewissen Avryl Sheremdoc?«
»Vermutlich.« Rhodan genoss die Stille dieses Aussichts- und Ruheraumes, dessen Wände einer natürlichen Unterwasserhöhle nachempfunden waren. »Avryl ist geradezu begeistert von dir. Sie lobt dich in höchsten Tönen und ist von deiner Integrität überzeugt.«
»Fragt sich nur, worauf sich diese Integrität bezieht.«
»Da Avryl eine Agentin ist, die unser vollstes Vertrauen genießt und ganz nebenbei dein Leben bis in den letzten Winkel durchleuchtet hat, bedeutet mir ihre Einschätzung deiner Person einiges.«
»Bis in den letzten Winkel?« Bitnas Gefieder am Kopf raschelte, eine Feder löste sich und trudelte zu Boden. Sie landete in einer kleinen nachgeahmten Felsspalte, durch die ein winziges Wasserrinnsal floss. »Verzeih mir, Resident Rhodan, aber das wage ich zu bezweifeln.«
»Warum sagst du nicht gleich, dass ich die Sicherheitskräfte rufen und dich entfernen lassen soll?«
»Weil meine Ehrlichkeit für mich spricht. Ich bin zum Beispiel überzeugt davon, dass dein hochgeschätzter TLD in Gestalt von Agentin Avryl Sheremdoc nichts über meinen wahren Dienstherren weiß. Ich habe meine Spuren perfekt verwischt. So perfekt, dass ich bis in deinen Wohnbereich im Herzen Terranias vordringen konnte, ohne dass du weißt, wer ich wirklich bin. Du glaubst es nur zu wissen. Lüge und Schein sind sozusagen meine Spezialität, und ich wage zu behaupten, dass sie die eigentliche Würze des Agentendaseins ausmachen. Ohne sie wäre mir all die Gefahr nur lästig. Eine gute Intrige jedoch und etwas Täuschung
verleihen dem Leben einen Charme, wie er sonst kaum zu finden ist.«
»Eine gewagte These.«
»Welche?«
»Such dir eine aus. Aber selbst wenn ich nicht wissen sollte, wer du wirklich bist - du kannst mir nicht schaden. Du trägst keine Waffe bei dir, und ein Wort meinerseits
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