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Instrumentalität der Menschheit

Instrumentalität der Menschheit

Titel: Instrumentalität der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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Weizenlieferungen an Pakistan auf die Versuche der Sowjetunion, Weizen gegen Hanf zu liefern.
    Offensichtlich war dies in den Augen des sowjetischen Botschafters ein wichtiges und vertraulich zu behandelndes Problem. Der Unterstaatssekretär wäre weitaus beeindruckter gewesen, hätte er herausgefunden, warum der sowjetische Botschafter plötzlich aus dem Häuschen geriet und brüllte, daß die Sowjetunion Pakistan einen Kredit in Höhe von einhundertzwanzig Millionen Dollar für den Bau einer nun völlig überflüssigen Straße gewährt habe, und ein wenig säuerlich entgegnete er, falls die Sowjetunion sich jemals entschließen sollte, in Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten den Weltmarkt zu stabilisieren, seien wir mit Freuden dazu bereit. Aber es sei sinnlos, über Geld oder Geschäfte zu sprechen, solange die Russen versuchten, mit Dumpingpreisen und auf unsere Kosten ihre Exportartikel loszuwerden.
    Es war charakteristisch für den sowjetischen Botschafter, daß er die Abfuhr mit Gelassenheit aufnahm. Offensichtlich lautete sein Auftrag, keinen Auftrag zu haben. Das Gespräch endete, und das war alles, was man von ihm hörte.
    Potariskow erschien wieder im Pentagon, und diesmal wurde er von einem russischen Zivilisten begleitet. Das Englisch des Unbekannten war mehr als perfekt. Sein Englisch war so gut, daß es schon verwirrend wirkte.
    Potariskow erinnerte mit seinen haselnußbraunen Haaren, seinen braunen Augen und seiner gebräunten Haut an einen Schuljungen. Ich erhielt Gelegenheit, ihn zu sehen, da man mich im Vorzimmer von Pluggs Büro postiert hatte, wo ich vorgab, auf jemanden zu warten.
    Potariskow präsentierte ein Tonband. Ein ganz gewöhnliches amerikanisches Tonband.
    Plugg starrte es an und fragte: »Wollen Sie es hier abspielen?«
    Potariskow nickte.
    Die Stenographin holte ein Abspielgerät. Drei oder vier weitere andere Offiziere gesellten sich hinzu. Um ehrlich zu sein, einer von ihnen war nicht einmal ein Offizier, aber an diesem Tag trug er zufällig eine Uniform.
    Sie spielten das Band ab und hörten zu. Zunächst machte es Brumm, brumm, brumm. Anschließend ertönte ein Zischen und dann Klick, klick, klick. Danach erklang wieder jenes Brummen. Wie wenn man das Radio anschaltet und nicht einmal statische Geräusche hört. Nur komische brummende Laute, die darauf hindeuten, daß man einen Sender empfängt, der aber zu weit entfernt ist, um ihn deutlich hereinzubekommen.
    Ernst und würdevoll lauschten wir. Plugg war ganz Soldat, stand steif da und hörte zu, während seine Augen von dem Tonband zu Potariskows Gesicht wanderten. Potariskow sah Plugg an und beobachtete dann die anderen Anwesenden.
    Der kleine russische Zivilist, der so gefährlich wie eine Giftschlange wirkte, musterte jeden einzelnen. Offensichtlich studierte er unsere Reaktionen und hatte Angst, daß jemand etwas hören würde, was er nicht hören konnte. Aber von uns hörte keiner auch nur das geringste.
    Als das Tonband abgelaufen war, bückte sich Plugg und wollte das Abspielgerät ausschalten.
    »Nicht«, rief Potariskow.
    Der andere Russe fragte: »Haben Sie es nicht gehört?«
    Wir schüttelten die Köpfe. Wir hatten nichts gehört.
    Mit sonderbarer Höflichkeit bat Potariskow: »Bitte, lassen Sie es noch einmal durchlaufen.«
    Wir kamen seiner Aufforderung nach. Bis auf das Brummen und Klicken war nichts zu vernehmen.
    Nach fünfzehn Minuten wurde es einigen von uns langweilig. Zwei der Männer verließen auch tatsächlich das Zimmer. Die andern nahmen auf den Stühlen Platz.
    Colonel Plugg bot Potariskow eine Zigarette an, die Potariskow akzeptierte. Die beiden rauchten, und wir spielten das Band ein drittes Mal ab. Danach sagte Potariskow: »Schalten Sie ab.«
    »Haben Sie es gehört?« fragte Potariskow.
    »Was gehört?« knurrte Plugg.
    »Den Namen und die Adresse.«
    Ein komisches Gefühl machte sich in mir breit. Ich wußte, daß ich etwas gehört hatte, und ich wandte mich an den Colonel und erklärte: »Seltsam, ich weiß nicht, wo oder wie ich es gehört habe, aber ich weiß etwas, was ich bisher nicht gewußt habe.«
    »Was?« stieß der kleine russische Zivilist hervor, und sein Gesicht leuchtete auf.
    »Nelson«, begann ich und wollte fortfahren: »Nelson Angerhelm, 2322 Ridge Drive, Hopkins, Minnesota.« Genau wie ich es in den streng geheimen Dokumenten gelesen hatte. Natürlich sprach ich nicht weiter. Die Adresse stand in den Berichten, und die Berichte waren streng geheim. Wie hätte ich davon

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