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Instrumentalität der Menschheit

Instrumentalität der Menschheit

Titel: Instrumentalität der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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Palastes. Ich muß jetzt meinen Gewinn abholen.«
    Madus Gesicht wirkte wie aus Marmor gehauen, als sie Lari zu einem Spezialwagen schob, der von zwei Katzen gezogen wurde und vor dem Stadion wartete. Wortlos bestieg Lord Kemal Griselda. Er sehnte sich danach, allein zu sein.
    Mit großen Sätzen ließen sie die Stadtmauern hinter sich. Lord Kemal hörte einen Schrei vom Stadttor, aber er schenkte dem keine Beachtung. Mit den Gedanken war er bei Lari. Ein weiterer Ruf. Ein weiterer Sprung. Plötzlich taumelte Griselda, schwankte und stürzte. Sofort war der Raumlord von ihrem Rücken und neben ihrem Kopf. Ihre Augen flackerten. Dann entdeckte er den Pfeil, der ihr in den Hals gedrungen war. Pisang. Sie versuchte, seine Hand zu lecken, und er streichelte sie, während Tränen in seine Augen traten. Sie seufzte laut und gequält, sah ihn an, erzitterte und starb. Ein Teil von ihm starb mit ihr.
    Als er das Tor erreichte, stellte er den Wächter zur Rede. Es war niemandem gestattet, zwischen dem Pferderennen und der Ernte der Buahfrüchte die Stadt zu verlassen. Griselda war das Opfer eines Verwaltungsfehlers geworden. Niemand hatte daran gedacht, den Raumlord darüber zu informieren.
    Stumm schritt er durch die Straßen der Stadt. Wie schön war sie ihm noch vor kurzer Zeit erschienen. Wie verlassen und traurig wirkte sie jetzt auf ihn.
    Er betrat den Hauptsalon, kurz nachdem Madu und Lari in seinem Rollstuhl eingetroffen waren.
    Es war seltsam, wie sein hitziges Begehren, das er Madu entgegengebracht hatte, einer Blume beim Einbruch des Winters gleich, erstorben war.
    Lachend kam Kuat herein.
    Länger als zwei Jahrhunderte würde Lord Kemal von einer Frage gequält werden. Wann heiligte der Zweck die Mittel? Wann besaß das Gesetz Vorrang? Er sah vor seinem geistigen Auge Griselda, wie sie über die Dünen und Ebenen sprang … sah Madu, so unschuldig wie das Morgengrauen … sah Lari unter einem sonnenlosen Mond tanzen.
    »Dju-di!« befahl Kuat.
    Anmutig näherte sich Madu dem langen Tisch. Sie griff nach der Kanne mit den zwei Öffnungen. Durch A’dolars Sprakke sah Lord Kemal, wie eine Flut aus Pisang in die ambiotische Nährflüssigkeit der Untoten schwappte. Bald würden sie wahrhaft tot sein.
    Kuat lachte. »Ich habe heute jede Wette gewonnen.«
    Er wandte den Blick von Madu und richtete ihn auf den Lord Kemal.
    Fast unmerklich wanderte Madus Daumen zwischen den beiden Löchern hin und her.
    Tatenlos verbrachte Lord Kemal die endlose Nacht.



Westliche Wissenschaft ist so wundervoll
     
    (WESTERN SCIENCE IS SO WONDERFUL)
     
     
    Der Marsianer hockte auf der Spitze einer Granitklippe. Um den Wind besser genießen zu können, hatte er die Gestalt eines kleinen Nadelbaumes angenommen. Das Rauschen des Windes in den immergrünen Nadeln erzeugte immer ein sehr angenehmes Gefühl.
    Am Fuß der Klippe stand ein Amerikaner, der erste, den der Marsianer je zu Gesicht bekommen hatte.
    Der Amerikaner zog aus seiner Tasche einen bezaubernd einfallsreichen Gegenstand hervor; eine kleine Metallschachtel mit einer Öffnung, aus der unvermittelt eine Flamme züngelte. Mit diesem wunderbaren Gerät setzte der Amerikaner bedächtig ein dünnes Röhrchen aus freudenspendenden Kräutern in Brand. Der Marsianer begriff, daß diese Röhrchen von den Amerikanern Zigaretten genannt wurden. Als der Amerikaner seine Zigarette entzündet hatte, veränderte der Marsianer seine Gestalt und wurde zu einem vier Meter fünfzig großen, rotgesichtigen, schwarzbärtigen chinesischen Demagogen und rief dem Amerikaner auf englisch zu: »Hallo, Freund!«
    Der Amerikaner sah nach oben, und ihm quollen fast die Augen aus den Höhlen.
    Der Marsianer sprang von der Klippe, sank langsam zu dem Amerikaner hinunter und ließ sich Zeit, um ihn nicht allzusehr zu erschrecken.
    Dennoch schien der Amerikaner beunruhigt zu sein, denn er fragte: »Du bist doch nicht wirklich, oder? Das ist unmöglich. Oder doch?«
    Unauffällig durchforschte der Marsianer die Gedanken des Amerikaners und erkannte, daß vier Meter fünfzig große chinesische Demagogen auf einen durchschnittlichen Amerikaner nicht sehr beruhigend wirkten. Er kramte vorsichtig in dem Bewußtsein des Amerikaners und suchte nach einer weniger besorgniserregenden Erscheinungsform. Als erstes stieß er auf das Bild der Mutter des Amerikaners, und so nahm der Marsianer augenblicklich die Gestalt der Mutter an und antwortete: »Was ist schon wirklich, Liebling?«
    Bei diesen Worten wurde der

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