Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Instrumentalität der Menschheit

Instrumentalität der Menschheit

Titel: Instrumentalität der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
Vom Netzwerk:
Genau wie deine Schwester.
    Juli empfand wieder Trauer. Ich fühle mich so einsam.
    Nein. Du hast Laird, und du hast uns und den Bären und seine Haushälterin. Und bald wird es noch andere geben. Jetzt müssen wir uns trennen.
    Juli entfernte sich von ihrem Treffpunkt an der Quelle und kehrte zu Laird zurück, der in ein Gespräch mit dem Bären und einem jungen Mann vertieft war, der Laird sehr ähnlich sah – wie auch der jugendlichen Carlotta, an die sich Juli erinnerte.
    Laird lächelte ihr zu. »Das ist dein Großneffe«, sagte er, »mein Enkel.«
    Julis Sinn für Zeit und Alter wurde erneut erschüttert. Laird schien nicht älter als sein Enkel zu sein. Wie soll ich mich nur daran gewöhnen? fragte sie sich und strahlte unabsichtlich den Gedanken ab.
    »Ich weiß, daß dies alles für dich sehr schwer zu verstehen sein muß«, erklärte Laird und ergriff ihre Hand. »Auch Carlotta hatte Schwierigkeiten, dies zu akzeptieren. Aber versuche es, bitte, versuche es, mein Liebling, denn wir brauchen dich so verzweifelt, und besonders ich bin bereits abhängig von dir. Ohne dich könnte ich Carlottas Verlust nicht ertragen.«
    Juli wurde ein wenig verlegen. »Wie heißt mein …« – sie konnte es nicht aussprechen – »… wie heißt er?«
    »Ich bitte um Entschuldigung. Er wurde nach deinem Onkel Joachim genannt.«
    Joachim lächelte und umarmte sie kurz. »Weißt du«, sagte er, »wir brauchen deine Hilfe bei der Rebellion wegen des Kults, der sich um deine Schwester, meine Großmutter, gebildet hat. Als sie, eine Uralte, zur Erde zurückkehrte, entstand dieser Kult. Deshalb wurde sie ›die Vomact‹ genannt, und deshalb mußt du die neue sein. Der Kult verbindet uns alle, die wir gegen die Herrschaft der Jwindz kämpfen. Großmutter Carlotta regierte hier ein kleines Königreich, und selbst die Jwindz konnten die Menschen nicht daran hindern, hierherzukommen und ihren Tribut zu entrichten. Du hast dies bei der Trauerfeierlichkeit gewiß selbst festgestellt.«
    »Ja, ich konnte sehen, daß ihr von vielen verschiedenen Menschenvölkern große Verehrung entgegenbracht wurde. Wenn sie die Rebellion unterstützte, dann bin ich überzeugt, es war richtig. Carlotta war schon immer ein sehr aufrechter Mensch. Und jetzt muß ich dir von dem Plan erzählen, den sich Oda ausgedacht hat.« Sie legte ihn dar.
    »Es könnte funktionieren«, brummte der Bär. »Die Wahren Menschen beachten streng das Tabu, das die Kampfbäume umgibt. Vielleicht läßt sich Odas Plan noch verbessern. Ich habe da eine Idee.« In seiner Aufregung ließ er seine Brille fallen. Joachim hob sie auf.
    »Bär«, sagte er, »das passiert dir immer, wenn du aufgeregt bist.«
    »Ich denke, das beweist, wie gut meine Idee ist«, entgegnete der Bär. »Schaut, warum benutzen wir nicht die Manshonyagger?«
    Die anderen sahen ihn verdutzt an, und Laird sagte bedächtig: »Ich denke, ich weiß, worauf du hinauswillst. Die Manshonyagger, von denen es nicht mehr viele gibt, reagieren allein auf Deutsch und …«
    »Und die Führer der Jwindz sind Chinesen, die zu stolz sind, andere Sprachen zu lernen«, unterbrach der Bär mit einem Lächeln.
    »Ja. Wenn wir also unser Hauptquartier zwischen den Kampfbäumen aufschlagen und verbreiten, daß sich dort die neue Vomact aufhält …«
    »Und den Wald mit Manshonyaggern umgeben …«
    Allmählich nahm der Plan Formen an. Die Aufregung wuchs.
    »Ich glaube, es wird gehen«, stellte Laird fest.
    »Das glaube ich auch«, nickte Joachim. »Ich werde die Vettern zusammenrufen, und sobald ihr euch zwischen den Kampfbäumen eingerichtet habt, unternehmen wir einen Angriff auf das Drogenzentrum und schaffen die Tranquilizer zu dem Wald, wo wir sie vernichten können.«
    »Die Vettern?« fragte Juli.
    »Carlottas und meine Nachkommen, die sich nicht der Instrumentalität der Jwindz angeschlossen haben«, erklärte ihr Laird.
    »Warum haben sich überhaupt einige von ihnen den Jwindz angeschlossen?«
    Laird zuckte die Achseln. »Gier, Machtstreben, aus vielerlei menschlichen Motiven. Sogar wegen der Illusion körperlicher Unsterblichkeit. Wir haben versucht, unseren Kindern Ideale zu vermitteln, aber die Versuchung der Macht ist sehr groß. Du wirst es selbst wissen.«
    Juli erinnerte sich an ein verzerrtes, haßerfülltes Gesicht mit einem schwarzen Bärtchen über dem Mund, an ein Gesicht aus ihrer Zeit und ihrer Welt, und sie nickte.
     
    Herkie und der Bär, Charls und Oda, Bil und Kae begleiteten Juli in den Wald der

Weitere Kostenlose Bücher