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Instrumentalität der Menschheit

Instrumentalität der Menschheit

Titel: Instrumentalität der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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Führern unter? Die Jwindz werden es wahrscheinlich nicht einmal bemerken. Dann brauchen wir auch nicht gegen sie zu kämpfen. Sie könnten einfach aussterben. Oder vielleicht … glaubt ihr … daß wir sie in den Weltraum schicken könnten? Zu einem anderen Planeten?«
    Laird nickte langsam. »Deine Ideen sind sehr gut. Ja, wir könnten ihnen die Tranquilizer verabreichen … aber wie?«
    »Wir arbeiten gut zusammen«, mischte sich der Bär ein und deutete auf Oda. »Sie hat eine Idee, und dadurch wird bei mir eine weitere ausgelöst.« Bedächtig setzte er seine Brille auf. »Ich habe hier eine Karte unserer Umgebung. Bis auf die Quelle gibt es in vielen Kilometern Umkreis keine Wasserstelle. Wenn wir die Tranquilizer – und zwar alle – in die Quelle kippen und wenn es einem der Vettern gelingt, die synthetische Nahrung der Jwindz-Führer sehr scharf zu würzen – ich glaube, dadurch ließe sich das Problem lösen.«
    »Einer unserer Vettern«, erklärte Laird, »hat sich bei den Jwindz eingeschlichen. Aber was würde sie dazu bringen, von dem Wasser zu trinken?«
    Charls gesellte sich hinzu. »Ich habe von einem alten Gewürz gehört, das Durst hervorruft«, warf er ein. »Es wurde gewöhnlich aus den Meeren gewonnen, bevor sie vom Gras überwuchert wurden. Aber einiges davon muß noch an den Küsten zu finden sein. Ich glaube, man hat es ›Salz‹ genannt.«
    »Jetzt, wo du es erwähnst – ich habe ebenfalls davon gehört.« Der Bär nickte weise. »›Salz‹. Wir fügen es ihrer Nahrung hinzu, und dann locken wir sie in den Wald, indem wir ihnen zuspielen, daß sich hier die neue Vomact und die Köpfe der Rebellion befinden. Es ist riskant, aber möglich.«
    Laird war einverstanden. »Wie du schon sagtest, es ist riskant, aber es könnte funktionieren, und sie werden uns nicht hinrichten, wenn der Plan keinen Erfolg hat. Sie werden uns nur unter Drogen setzen. Ich schätze, unsere Chance auf einen Sieg ist groß genug. Und wenn die Wahren Menschen nicht revitalisiert, nicht aus dieser Knechtschaft aus Rausch und Apathie befreit werden, dann wird unser ganzes Volk im Lauf der nächsten hundert Jahre aussterben. Sie sind an einem Punkt angelangt, wo sie nichts mehr kümmert.«
     
    Alle Welten wissen, wie der Plan durchgeführt wurde. Alles verlief genau so, wie es der Bär vorhergesagt hatte. Die durstigen Führer der Jwindz tranken nach dem Verzehr ihrer versalzenen Nahrung gierig von dem Wasser der Quelle und waren sofort berauscht. Sie machten keine Anstalten, sich den Anhängern der Rebellion entgegenzustellen, als diese den Schutz der Kampfbäume verließen.
    Joachim war bekümmert. »Einer meiner Brüder hat sich ihnen angeschlossen«, erklärte er.
    Laird legte ihm tröstend einen Arm um die Schulter. »Nun, er ist nur berauscht. Vielleicht werden wir ihm helfen können, wenn die Wirkung nachläßt.«
    »Wahrscheinlich, aber es verletzt all meine Prinzipien.«
    »Sei nicht zu hochherzig, Joachim.«
    Und auf diese Weise entstand die Instrumentalität der Menschheit. Bald würde sie über viele Welten herrschen. Juli, die Vomact, wurde eine der ersten Ladys der Instrumentalität. Laird, ihr Gemahl, war einer der ersten Lords.
    Juli lebte lange genug, um zu verfolgen, wie einige ihrer Nachkommen zu den ersten großen Sehern im Weltraum wurden. Sie war sehr stolz auf sie, und sie war sehr alt. Natürlich war Laird so jung wie eh und je. All ihre Freunde unter den Tierabkömmlingen waren schon vor langer Zeit gestorben. Sie vermißte sie, obwohl Laird ihr immer treu zur Seite stand.
    Schließlich, als sie so alt war, daß sie sich nur noch unter Mühen bewegen konnte, rief sie Laird zu sich. Sie blickte auf zu seinem hübschen Gesicht. »Mein Liebling, du hast mich sehr glücklich gemacht, genau wie Carlotta. Aber nun bin ich alt, und ich glaube, daß ich sterbe. Du bist noch immer so jung und voller Leben. Ich wünschte, es wäre mir möglich, mich der Verjüngung zu unterziehen, aber da dies unmöglich ist, sollten wir Karla herunterholen.«
    Er stimmte so rasch zu, daß es ein wenig ihre Gefühle verletzte. »Ja, ich glaube auch, daß wir Karla holen sollten.«
    Kurz wandte er sich ab.
    Mit schwankender Stimme sagte sie: »Ich weiß, daß du sie glücklich machen und sie sehr lieben wirst.«
    Einen Moment lang verharrte er noch in Schweigen, bevor er sich wieder zu ihr herumdrehte.
    Plötzlich bemerkte sie Falten in seinem Gesicht, Falten, die sie nie zuvor gesehen hatte.
    »Was geschieht mit dir?«

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