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Instrumentalität der Menschheit

Instrumentalität der Menschheit

Titel: Instrumentalität der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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Ich wußte, daß sich die Chinesen in ihnen befanden. Jeder wußte es. Sie bildeten eine Art Museum. Jetzt besitzen sie keine Waffen mehr. Aber wissen Sie – dort oben über der Venus kreisen jetzt Millionen Menschen, und ich weiß nicht, was sie vorhaben.«
    Er verstummte und deutete auf einen der Bildschirme. »Da, sehen Sie, sie bilden regelrecht Trauben, so dicht sind sie beieinander. Nie zuvor hat einer der Monitoren etwas Ähnliches gezeigt.«
    Dobyns betrachtete den Bildschirm. Er war, wie der Operator gesagt hatte, voller Echos.
    Während sie zusahen, erklärte einer der Männer: »Was ist das für ein milchiges Zeug in der linken unteren Ecke? Seht, es … es fließt heraus«, rief er. »Irgendwie fließt es aus diesen Echos heraus. Wie ist das möglich?«
    Der Radarmann musterte seinen Bildschirm. »Keine Ahnung. Ich weiß es auch nicht. Warten wir’s ab. Warten wir ab, was weiter geschieht.«
    Der Seher Vomact betrat den Raum. Nach einem kurzen, geübten Blick auf die Monitoren sagte er: »Dies ist vielleicht das Seltsamste, was wir jemals sehen werden, aber ich habe tatsächlich das Gefühl, als würden sie Menschen abwerfen. Zahllose Menschen. Zu Tausenden oder zu Hunderttausenden oder sogar zu Millionen werfen sie sie ab. Und die Menschen landen dort hinten. Ihr beide begleitet mich. Wir gehen nach draußen und sehen nach. Vielleicht können wir einigen von ihnen helfen.«
    Zu diesem Zeitpunkt wurde Dobyns von Schuldgefühlen geplagt. Er wollte Vomact sagen, daß er Terza draußen gelassen hatte, aber er zögerte – nicht nur, weil er sich schämte, sie allein gelassen zu haben, sondern auch, weil er nicht mit ihrem Vater über sie klatschen wollte. Dann sprach er doch.
    »Deine Tochter ist noch immer draußen.«
    Vomact drehte sich ernst zu ihm herum. Die großen Augen blickten ihn sehr gelassen und sehr drohend an, aber die sanfte Stimme klang beherrscht.
    »Vielleicht findest du sie.« Der Seher fügte in einem Tonfall hinzu, der Dobyns einen Schauer über den Rücken laufen ließ: »Und alles wird gut sein, wenn du sie zurückbringst.«
    Dobyns nickte, als habe er einen Befehl bekommen.
    »Ich werde«, fuhr Vomact fort, »selbst hinausgehen und nachsehen, was ich tun kann, aber die Suche nach meiner Tochter überlasse ich dir.«
    Sie verließen den Raum, legten die Atemmasken an, griffen nach der miniaturisierten Überlebensausrüstung, mit der sie den Rückweg durch den Nebel finden konnten, und gingen nach draußen. Als sie vor dem Tor standen, sagte der Torwächter: »Warten Sie einen Moment, Sir und Exzellenz. Ich habe hier ein Gespräch für Sie. Aus dem Kontrollraum.«
    Der Seher Vomact wurde nicht wegen Belanglosigkeiten angerufen, und er wußte das. Er stellte die Verbindung her und meldete sich mit barscher Stimme.
    Der Radarmann erschien auf dem Videomonitor in der Wand des Torwächters. »Sie sind jetzt über uns, Sir.«
    »Wer ist über uns?«
    »Die Chinesen. Sie kommen herunter. Ich weiß nicht, wie viele es sind. Direkt über uns befinden sich mindestens zweitausend Kriegsschiffe, und weitere Tausende kreisen über den anderen Gebieten der Venus. Sie kommen jetzt herunter. Wenn Sie ihren Aufprall beobachten wollen, sollten Sie besser schnell nach draußen gehen.«
    Vomact und Dobyns gingen nach draußen.
    Und die Chinesen fielen. Menschliche Körper regneten aus dem milchig bewölkten Himmel. Tausende und aber Tausende hingen an Plastikfallschirmen, die wie Seifenblasen aussahen. Und sie stürzten.
    Dobyns und Vomact sahen einen kopflosen Mann herunterschweben. Die Halteseile des Fallschirmes hatten ihn enthauptet.
    Eine Frau prallte in der Nähe auf. Während des Sturzes hatte sich ihr Atemschlauch aus ihrer grob bandagierten Kehle gelöst, und sie erstickte an ihrem eigenen Blut. Sie taumelte ihnen entgegen, versuchte etwas zu sagen, sabberte aber nur Blut, und nach einem letzten gurgelnden Laut fiel sie mit dem Gesicht in den Schlamm.
    Zwei Babys fielen. Die Erwachsene, die sie begleitet hatte, war abgetrieben worden. Vomact lief los, hob sie auf und übergab sie einem Chinesen, der soeben landete. Der Mann starrte die Babys in seinen Armen an, warf Vomact einen fragenden, verächtlichen Blick zu, legte die beiden plärrenden Babys in den kalten Morast der Venus, sah sie ein letztes Mal gleichgültig an und rannte davon, einem unsichtbaren Ziel entgegen.
    Vomact hielt Bennett davon ab, die Kinder aufzunehmen. »Komm, schauen wir uns um. Wir können uns nicht um alle

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