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Instrumentalität der Menschheit

Instrumentalität der Menschheit

Titel: Instrumentalität der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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Goonhogo die Venus übernahm. Diese Goonhogo war eine Regierung, nicht wahr?«
    »Das weiß jeder«, schnappte der alte Mann. »Die Goonhogo war eine Art selbständige, chinesische Regierung. Siebzehn Milliarden Chinesen drängten sich auf einem winzigen Flecken der Erde zusammen. Die meisten sprachen Englisch wie Sie und ich, aber sie benutzten auch ihre eigene Sprache mit all diesen lustigen Wörtern, die wir übernommen haben. Damals hatten sie sich noch nirgendwo eingemischt. Und dann, wissen Sie, gab Ihnen der Waywanjong persönlich den Befehl, und damit begannen die Menschen zu regnen. Sie fielen einfach vom Himmel. So etwas haben Sie noch nie gesehen …«
    Der Reporter mußte ihn immer wieder unterbrechen, um nach und nach die Geschichte aus ihm herauszubekommen. Der alte Mann schien nicht einzusehen, daß er Begriffe benutzte, die mit der Vergangenheit verschwunden waren und erklärt werden mußten, um von den Menschen dieser Epoche verstanden zu werden. Aber sein Erinnerungsvermögen war ausgezeichnet und seine Erzählungskraft so eindringlich und aufwühlend wie eh und je …
     
    Der junge Dobyns Bennett befand sich noch nicht lange im Experimentiergebiet A, als er feststellte, daß Terza Vomact die schönste Frau war, die er je gesehen hatte. Im Alter von vierzehn Jahren war sie vollkommen ausgereift. Einige der Vomacts entwickelten sich auf diese Weise. Es mochte etwas damit zu tun haben, daß es sich bei ihnen um Nachkommen nicht registrierter, illegaler Menschen aus der fernsten Vergangenheit handelte. Es wurde sogar gemunkelt, daß zwischen ihnen und der verlorenen Welt des Zeitalters der Nationen, wo die Menschen den Jahren noch Nummern gaben, eine geheimnisvolle Verbindung bestand.
    Er verliebte sich in sie und kam sich deswegen wie ein Narr vor.
    Sie war so schön, daß es schwerfiel, sie als die Tochter des Sehers Vomact zu akzeptieren. Der Seher war ein mächtiger Mann.
    Manchmal entwickeln sich Romanzen zu schnell, so auch bei Dobyns Bennett, denn der Seher Vomact rief den jungen Mann zu sich und sagte: »Ich möchte gern, daß du meine Tochter Terza heiratest, aber ich bin mir nicht sicher, ob sie damit einverstanden sein wird. Wenn du sie bekommen kannst, Junge, dann hast du meinen Segen.«
    Dobyns war mißtrauisch. Er wollte wissen, warum ein leitender Seher bereit war, einen unbedeutenden Techniker zu akzeptieren.
    Der Seher lächelte nur. »Ich bin erheblich älter als du«, antwortete er, »und angesichts dieser neuen Santaclara-Droge, die den Menschen ein Leben von vielleicht vielen hundert Jahren schenken wird, glaubst du vielleicht, daß ich in meiner Blüte sterben werde, sollte ich mit einhundertzwanzig sterben. Du wirst vielleicht vierhundert oder fünfhundert Jahre leben. Aber ich weiß, daß meine Zeit gekommen ist. Meine Frau ist schon lange tot, und wir haben keine anderen Kinder, und ich weiß, daß Terza auf eine ganz spezielle Weise einen Vater braucht. Die Psychologen haben festgestellt, daß sie instabil ist. Warum nimmst du sie nicht mit hinaus aus dem Gebiet? Du kannst jederzeit die Kuppel verlassen. Du kannst hinausgehen und mit den Loudies spielen.«
    Dobyns Bennett war fast so beleidigt, als hätte ihm jemand einen Eimer gegeben und ihn aufgefordert, im Sandkasten zu spielen. Und dennoch war ihm klar, daß spielerische Elemente das Umwerben einer Frau bestimmten und daß es der alte Mann gut meinte.
    An dem Tag, an dem es geschah, befand er sich mit Terza außerhalb der Kuppel. Sie hatten Loudies herumgestoßen.
    Loudies waren nicht gefährlich, solange man sie nicht tötete. Man konnte sie niederschlagen, aus dem Weg schubsen oder sie fesseln. Nach einer Weile entwischten sie und gingen wieder ihren eigenen Beschäftigungen nach. Es war schon ein sehr begabter Ökologe erforderlich, um festzustellen, um was es sich bei ihren Beschäftigungen handelte. Zwei Meter hoch und neunzig Zentimeter im Durchmesser, flossen sie gelassen über den Venusboden und fraßen Mikroben. Lange Zeit glaubten die Menschen, daß sie sich von Strahlung ernährten. Zur Fortpflanzung teilten sie sich einfach und zwar in schrecklicher Menge. Auf eine törichte Art war es lustig, sie herumzuschubsen, aber das war auch alles, was man mit ihnen tun konnte.
    Niemals reagierten sie wie intelligente Wesen.
    Einmal, vor langer Zeit, hatte ein Loudie, der sich zu Experimentierzwecken in einem Laboratorium befand, eine fehlerfreie Botschaft auf der Schreibmaschine getippt. Die Botschaft lautete: »Warum

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