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Instrumentalität der Menschheit

Instrumentalität der Menschheit

Titel: Instrumentalität der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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betrieben wurde.
    Er deutete mit ihr auf den unbekannten, nackten Mann, der in dem breiten Riß in der Wand stand. Die Waffe zischte, und eine immense Dosis Condamin, dem stärksten Narkotikum des bekannten Universums, drang durch die Haut von Rambos Hals. Der Patient wurde ohnmächtig.
    Der Roboter hob ihn sacht und sanft auf, trug ihn durch die aufgeplatzte Wand, stieß die Tür mit einem Tritt auf, der das Schloß zerbrach und legte den Patienten zurück auf sein Bett. Der Roboter hörte, wie sich die Ärzte näherten und schob mit seinen ungeheuren Händen die Stahlwand an ihren ursprünglichen Platz. Arbeits-Roboter oder Untermenschen konnten diese Arbeit später beenden, aber bis dahin sah es besser aus, wenn dieser Teil des Gebäudes sich wieder in seinem einstigen rechtwinkligen Zustand befand.
    Doktor Vomact erschien, dicht gefolgt von Grosbeck.
    »Was ist geschehen?« schrie er, aufgeschreckt aus einer lebenslangen Gelassenheit. Der Roboter wies auf die geborstene Wand.
    »Er riß sie auf. Ich schob sie zurück«, antwortete der Roboter.
    Die Ärzte wandten sich dem Patienten zu. Er war wieder aus dem Bett gekrochen und lag auf dem Fußboden, aber seine Atmung war leicht, regelmäßig und normal.
    »Was hast du ihm gegeben?« schrie Vomact den Roboter an.
    »Condamin«, erwiderte der Roboter, »gemäß der Verordnung Siebenundvierzig B. Die Droge darf außerhalb des Krankenhauses nicht erwähnt werden.«
    »Das weiß ich«, brummte Vomact geistesabwesend und ein wenig ärgerlich. »Du kannst jetzt gehen. Vielen Dank.«
    »Es ist nicht üblich, Robotern zu danken«, erinnerte der Roboter, »aber Sie können meinen Bericht mit einer Empfehlung versehen, wenn Sie wollen.«
    »Scher dich zum Teufel!« schrie Vomact den aufdringlichen Roboter an.
    Der Roboter blinzelte. »Der Begriff Teufel ist mir unbekannt, aber ich nehme an, Sie möchten, daß ich mich entferne. Mit Ihrer Erlaubnis werde ich jetzt gehen.« Er sprang mit einer absonderlichen Anmut an den beiden Ärzten vorbei, befingerte zerstreut das zerbrochene Türschloß, als ob er es reparieren wollte, und als er bemerkte, daß Vomact ihn beobachtete, verließ er den Raum endgültig.
    Einen Moment später ertönte gedämpftes und leises Hämmern. Beide Ärzte lauschten einen Augenblick und ignorierten es dann. Der Roboter war draußen im Korridor und beulte behutsam den Stahlfußboden aus. Er war ein ordentlicher Roboter, der wahrscheinlich von einem Hühnergehirn gesteuert wurde, und seine Ordnungsliebe ließ ihn halsstarrig werden.
    »Zwei Fragen, Grosbeck«, sagte der Sir und Doktor Vomact.
    »Zu Ihren Diensten, Sir!«
    »Wo stand der Patient, als er die Wand in den Korridor schob, und woher bezog er die dafür erforderliche Hebelkraft?«
    Grosbeck verengte verwirrt seine Augen. »Jetzt, da Sie es erwähnen, muß ich gestehen, daß mir das vollkommen unbegreiflich ist. An sich hätte ihm das gar nicht gelingen dürfen. Aber es ist geschehen. Und die andere Frage?«
    »Was halten Sie von Condamin?«
    »Natürlich ist es gefährlich. Abhängigkeit kann …«
    »Kann es eine Abhängigkeit ohne corticale Aktivität geben?« unterbrach Vomact.
    »Selbstverständlich«, nickte Grosbeck sofort. »Gewebeabhängigkeit.«
    »Dann überprüfen Sie das«, befahl Vomact.
    Grosbeck kniete neben dem Patienten nieder und betastete mit seinen Fingerspitzen die Muskelenden. Er strich über jene Stelle am Schädelansatz, wo sie zusammenliefen, über die Schultern, die Knoten am Rücken.
    Als er wieder aufstand, lag ein erstaunter Ausdruck auf seinem Gesicht. »Niemals zuvor habe ich einen derartigen menschlichen Körper untersucht. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob dies überhaupt noch ein Mensch ist .«
    Vomact sagte nichts. Die beiden Ärzte sahen einander an. Grosbeck wurde nervös unter dem starren Blick des älteren Mannes.
    Schließlich stieß er hervor: »Sir und Doktor, ich weiß, was wir tun könnten .«
    »Und das wäre?« fragte Vomact gelassen, ohne daß ein Hauch von Ermutigung oder Ablehnung seine Stimme prägte.
    »Es wäre nicht das erste Mal, daß so etwas in einem Krankenhaus geschieht.«
    »Was?« fragte Vomact, und seine Augen – diese gefürchteten Augen! – zwangen Grosbeck, das zu sagen, was er nicht sagen wollte.
    Grosbeck errötete. Er beugte sich nach vorn, so als wollte er flüstern, obwohl sich niemand in ihrer Nähe befand. Als er sprach, besaßen seine Worte die nervöse Unanständigkeit einer unschicklichen Liebeserklärung.
    »Töten

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