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Instrumentalität der Menschheit

Instrumentalität der Menschheit

Titel: Instrumentalität der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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lückenlos von dem Draht bedeckt, aber Vomact ließ sich auf die Hände und Knie fallen, hob das Netz an einer Ecke mit der rechten Hand und schob seinen Kopf neben den Kopf des Patienten. Doktor Vomacts Kittel schabte über den sauberen Boden und berührte die schwarzen alten Blutflecken, die der Patient bei seinen Schwimmbewegungen während der Nacht hinterlassen hatte.
    Jetzt war Vomacts Mund nur noch Zentimeter vom Ohr des Patienten entfernt.
    »Oh«, sagte Vomact. Das Netz summte.
    Der Patient hielt in seinen langsamen Bewegungen inne, krümmte seinen Rücken und starrte unverwandt den Arzt an.
    Die Ärzte Grosbeck und Timofeyev sahen, wie Vomacts Gesicht bleich wurde unter dem Einfluß der Schmerzmaschine, aber Vomact hielt seine Stimme unter Kontrolle und fragte ruhig und laut den Patienten: »Wer – sind – Sie?«
    »Elizabeth«, murmelte der Patient. Die Antwort war närrisch, aber der Tonfall war vernünftig.
    Vomact zog seinen Kopf unter dem Netz hervor und schrie wieder den Patienten an: »Wer – sind – Sie?«
    Der nackte Mann erwiderte klar und deutlich:
     
    »Dideldu, dideldu, paff, paff, paff,
    ich bin wirklich äußerst schwach!«
     
    Vomact runzelte die Stirn und befahl knurrend dem Roboter: »Mehr Schmerz. Schalte auf die höchste Schmerzstufe.«
    Der Körper wand sich unter dem Netz und versuchte, seine Schwimmbewegungen auf dem Beton wieder aufzunehmen.
    Das Opfer unter dem Netz gab einen lauten, wilden, dröhnenden Schrei von sich. Es klang wie eine gekreischte, verzerrte Version des Namens Elizabeth, die aus endloser Entfernung widerhallte. Es ergab keinen Sinn.
    Vomact kreischte zurück: »Wer – sind – Sie?«
    Mit unerwarteter Klarheit und Resonanz drang die Stimme des verkrümmten Körpers unter dem Schmerznetz hervor: »Ich bin der gegrillte Mann, der gestillte Mann, der bebrillte Mann, der gekillte Mann, der gerillte Mann, der verwilderte Mann, der bebilderte Mann, der gemilderte Mann, der beschilderte Mann, der versilberte Mann – aah!« Er verstummte mit einem Schrei und schwamm trotz der intensiven Ausstrahlung des Schmerznetzes weiter auf dem Boden.
    Der Arzt hob eine Hand. Das Summen des Schmerznetzes brach ab, und es glitt in die Höhe.
    Er kontrollierte den Puls des Patienten. Er hatte sich beschleunigt. Er hob ein Augenlid. Die Reaktionen waren fast normal.
    »Zurücktreten«, befahl er den anderen.
    »Schmerz für uns beide«, wies er den Roboter an.
    Das Netz umhüllte beide Männer.
    »Wer sind Sie?« kreischte Vomact direkt in das Ohr des Patienten, während er den Mann halb vom Boden hob und nicht sicher war, ob dieser Körper, der Stahlwände zerreißen konnte, nicht im nächsten Augenblick sie beide zerfetzen würde.
    Der Mann antwortete plappernd: »Ich bin der Mostmann, der Postmann, der Kostmann, der Rostmann, der Frostmann, der Rohrmann, der Bohrmann. Nein! Nein! Nein!«
    Er krümmte sich in Vomacts Armen. Grosbeck und Timofeyev traten vor, um ihrem Vorgesetzten beizustehen, als der Patient sehr ruhig und deutlich hinzufügte: »Ihre Behandlungsmethode ist richtig, Doktor, wer immer Sie auch sein mögen. Bitte mehr Fieber. Bitte mehr Schmerzen. Etwas von dieser Droge, um den Schmerz zu lindern. Sie holen mich zurück. Ich weiß, daß ich auf der Erde bin. Elizabeth ist in der Nähe. Bei der Liebe Gottes, bringt mir Elizabeth! Aber hetzt mich nicht. Ich benötige viele Tage, um gesund zu werden.«
    Der vernünftige Ton des Patienten verblüffte sie so sehr, daß Grosbeck, ohne den Befehl Vomacts, des Chefarztes, abzuwarten, das Schmerznetz entfernen ließ.
    Der Patient begann wieder zu plappern. »Ich bin der Raubmann, der Laubmann, der Raubmann …« Seine Stimme erstarb, und er wurde ohnmächtig.
    Vomact verließ den Kellerraum. Er taumelte ein wenig.
    Seine Kollegen stützten ihn.
    Er lächelte ihnen matt zu. »Ich hoffe, es war gesetzlich … Ich könnte jetzt selbst etwas von diesem Condamin gebrauchen. Kein Wunder, daß die Schmerznetze die Patienten wecken und sogar Tote zum Zittern bringen! Besorgen Sie mir ein Glas Likör. Mein Herz ist alt.«
    Grosbeck half ihm beim Hinsetzen, während Timofeyev durch den Korridor eilte, um den medizinischen Likör zu holen.
    »Wie können wir nur seine Elizabeth finden?« murmelte Vomact. »Es muß Millionen Elizabeths geben. Und außerdem stammt er von der Erde Vier.«
    »Sir und Doktor, Sie haben Wunder vollbracht«, erklärte Grosbeck. »Sie haben sich unter das Netz gewagt. Sie sind dieses Risiko eingegangen. Um

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