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Instrumentalität der Menschheit

Instrumentalität der Menschheit

Titel: Instrumentalität der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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warmherziges weibliches Mitleid der reglosen, jungen, männlichen Gestalt entgegen, wie sie auf dem Boden lag und unermüdlich auf den harten Fliesen schwamm, zwischen Archipelen schwamm, von denen kein lebender Mensch jemals zuvor geträumt hatte.
     
6
     
    Die Krise trat in dieser Nacht ein.
    Der Patient hatte Handabdrücke an der Innenwand des Kellerraums hinterlassen, aber er war nicht entflohen.
    Die Soldaten, die in dem hellerleuchteten Korridor seltsam wachsam wirkten mit ihren funkelnden Waffen, waren so gelangweilt, wie es Soldaten immer sind, wenn sie Dienst haben und nichts geschieht.
    Ihr Lieutenant war ruhelos. Der Draht in seiner Hand summte wie ein gefährliches Insekt. Sir und Doktor Vomact, der über Waffen besser Bescheid wußte, als die Soldaten ahnten, erkannte, daß der Draht auf HOCH stand und daß seine Kapazität groß genug war, um sämtliche Menschen in den fünf Stockwerken über und unter ihnen oder bis in eine horizontale Entfernung von einem Kilometer zu lähmen. Er sagte nichts. Er dankte lediglich dem Lieutenant und betrat, gefolgt von Grosbeck und Timofeyev, den Kellerraum.
    Auch hier schwamm der Patient.
    Er war jetzt zum Kraulstil übergegangen und trat mit den Beinen gegen den Boden. Es war, als hätte er sich in dem anderen Stockwerk nur bemüht, über Wasser zu bleiben, und nun schien er ein Ziel zu haben, dem er – wenn auch sehr langsam – entgegenschwamm. Seine Bewegungen waren bedächtig, konzentriert, steif und so gemächlich, daß der Eindruck entstand, er sei in der Zeit eingefroren. Der zerrissene Schlafanzug lag neben ihm auf dem Boden.
    Vomact sah sich um und fragte sich, welche Kräfte dieser Mann benutzt haben konnte, um solche Handabdrücke in der Stahlwand zu hinterlassen. Er erinnerte sich an Grosbecks Ansinnen, den Patienten eher sterben zu lassen, als das Risiko einzugehen und die gesamte Menschheit neuen und unbekannten Gefahren auszusetzen, aber obwohl er diese Befürchtung teilte, konnte er Grosbeck diesen Vorschlag nicht verzeihen.
    Fast gereizt dachte der große Arzt: Wohin wollte dieser Mann?
    (Zu Elizabeth, lautete die Antwort, zu Elizabeth, die jetzt nur noch sechzig Meter entfernt lag. Es dauerte nicht mehr lange, bis die Menschen begriffen, was Rambo versucht hatte – er wollte diese sechzig Meter überwinden, um zu seiner Elizabeth zu gelangen, nachdem er bereits zahllose Lichtjahre weit gesprungen war, auf der Suche nach ihr. Auf der Suche nach seinem einzigen Schatz, seiner Liebsten, seiner Allerliebsten, die ihn brauchte!)
    Das Condamin erzeugte nicht die charakteristischen Nebenwirkungen wie tiefe Mattigkeit und glühende Haut; vielleicht war das Typhoid stark genug, um dies zu verhindern. Rambo wirkte lebendiger als in den vergangenen Tagen. Seinen Namen hatten sie über das reguläre Informationssystem ermittelt, aber noch immer sagte er dem Sir und Doktor Vomact nichts. Das würde sich ändern. Oh, das würde sich ändern.
    Währenddessen waren die beiden anderen Ärzte, dem Zeitplan ein wenig voraus, mit den Apparaturen beschäftigt, die die Roboter und die Krankenschwestern installiert hatten.
    Vomact murmelte ihnen zu: »Ich glaube, es geht ihm besser. Allgemein wirkt er entspannter. Ich versuche jetzt, Kontakt mit ihm aufzunehmen.«
    Sie waren so sehr beschäftigt, daß sie lediglich nickten.
    Vomact schrie den Patienten an: »Wer sind Sie? Was sind Sie? Woher kommen Sie?«
    Die traurigen blauen Augen des Mannes auf dem Boden warfen ihm einen erstaunlich wachen Blick zu, aber sonst gab es keinen Hinweis, daß er ihn verstanden hatte. Seine Gliedmaßen führten weiter ihre Schwimmbewegungen auf dem harten Betonboden des Kellers durch. Zwei der Verbände, die das Krankenhauspersonal ihm angelegt hatte, waren wieder durchgescheuert. Das rechte Knie war zerkratzt und wund und hinterließ eine sechzig Zentimeter lange Spur aus altem, schwarzem und geronnenem und aus frischem, neuem und flüssigem Blut auf dem Boden, während das Bein sich hin und her bewegte.
    Vomact stand auf und wandte sich an Grosbeck und Timofeyev: »Jetzt«, erklärte er, »wollen wir sehen, was geschieht, wenn wir ihm Schmerzen zufügen.«
    Die beiden traten zurück, ohne daß er sie darum gebeten hatte.
    Timofeyev winkte einem kleinen, weißemaillierten Pflegeroboter zu, der im Türrahmen stand.
    Das Schmerznetz, ein zerbrechliches Drahtgebilde, senkte sich von der Decke.
    Es war Vomacts Pflicht als Seniorarzt, das größte Risiko auf sich zu nehmen. Der Patient war

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