Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Instrumentalität der Menschheit

Instrumentalität der Menschheit

Titel: Instrumentalität der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
Vom Netzwerk:
auch wenn er nicht wußte, daß er dafür verantwortlich war.
     
9
     
    »Wie viele Tote?« fragte Vomact Grosbeck und Timofeyev.
    »Über zweihundert.«
    »Und wie viele sind unwiderruflich tot?«
    »Diejenigen, die sich in Rauch aufgelöst haben. Ein Dutzend, vielleicht vierzehn. Die anderen Toten können wiederbelebt werden, aber die meisten von ihnen benötigen ein neues Persönlichkeitsprogramm.«
    »Wissen Sie, was geschehen ist?« fragte Vomact.
    »Nein, Sir und Doktor«, antworteten beide im Chor.
    »Ich weiß es. Ich glaube, ich weiß es. Nein, ich weiß es tatsächlich. Es ist die verrückteste Begebenheit in der Geschichte der Menschheit. Es war unser Patient – Rambo. Er übernahm die Truppen und setzte sie gegeneinander ein. Dieser Lord der Instrumentalität – Crudelta. Ich kenne ihn schon seit langer, langer Zeit. Er steckt hinter dieser Sache. Er dachte, daß Truppen helfen würden, ohne zu ahnen, daß Truppen auch gegeneinander kämpfen können. Und da ist noch etwas anderes.«
    »Ja?« riefen beide gleichzeitig.
    »Rambos Frau – jene, nach der er sucht. Sie muß hier sein.«
    »Warum?« wollte Timofeyev wissen.
    »Weil er hier ist.«
    »Sie glauben, daß er aus eigenem Antrieb hierhergekommen ist, Sir und Doktor?«
    Vomact lächelte das weise, verschlagene Lächeln seiner Familie; es war fast ein Markenzeichen des Hauses Vomact.
    »Alles, was ich nicht beweisen kann, glaube ich.
    Erstens glaube ich, daß er hier nackt aus dem Weltraum selbst hinausfiel, getrieben von einer Kraft, die wir nicht einmal erahnen können.
    Zweitens glaube ich, daß er hierher kam, weil er etwas gesucht hat. Eine Frau namens Elizabeth, die bereits hiergewesen sein muß. Gleich werden wir all unsere Elizabeths überprüfen.
    Drittens glaube ich, daß der Lord Crudelta mehr darüber weiß. Er hat Truppen in das Gebäude geführt. Er begann zu toben, als er mich sah. Ich kenne mich mit hysterischer Erschöpfung aus, genau wie Sie, meine Brüder, darum habe ich ihm für die Nacht Condamin gegeben.
    Viertens schlage ich vor, daß wir unseren Mann in Ruhe lassen. Es wird noch genug Vernehmungen und Prozesse geben; der Weltraum weiß, wann all diese Geschehnisse aufgeklärt sind.«
     
    Vomact hatte recht.
    Wie gewöhnlich.
    Prozesse folgten.
     
    Es war ein Glück, daß auf der Alten Erde keine Zeitungen oder Fernsehnachrichten mehr erlaubt waren. Unter der Bevölkerung hätte es Aufruhr und Entsetzen ausgelöst, wäre jemals bekanntgeworden, was sich im Alten Zentralkrankenhaus westlich von Meeya Meefla ereignet hatte.
     
10
     
    Einundzwanzig Tage später wurden Vomact, Timofeyev und Grosbeck zum Prozeß gegen den Lord Crudelta geladen. Ein aus sieben Lords der Instrumentalität bestehendes Gremium hatte sich versammelt, um dem Lord Crudelta ausreichend Gelegenheit zur Rechtfertigung zu geben und ihn, falls erforderlich, auf der Stelle zu töten. Die Ärzte hatte man als behandelnde Ärzte von Elizabeth und Rambo und als Zeugen des Untersuchenden Lords hergebeten.
    Elizabeth, frisch von den Toten zurückgekehrt, war so wunderschön wie ein neugeborenes Baby und das auf eine köstliche, erwachsene, weibliche Weise. Rambo konnte seine Augen nicht von ihr wenden, aber jedesmal, wenn sie ihm ein freundliches, gelassenes, leises Lächeln schenkte, glitt ein verwirrter Ausdruck über sein Gesicht. (Man hatte ihr gesagt, daß sie sein Mädchen war, und sie wollte es gern glauben, obwohl sie sich weder an ihn noch an die Dinge erinnerte, die mehr als sechzig Stunden zurücklagen, als man ihrem Bewußtsein die Sprache wiedergegeben hatte; und er für seinen Teil war noch immer nicht seiner Stimme mächtig und Belastungen ausgesetzt, die den Ärzten rätselhaft blieben.)
    Der Untersuchende Lord war ein Mann namens Starmount.
    Er forderte das Gremium auf, sich zu erheben.
    Man kam der Bitte nach.
    Mit großem Ernst sah er den Lord Crudelta an. »Man erwartet von Ihnen, mein Lord Crudelta, daß Sie vor diesem Gericht alle Fragen schnell und klar beantworten.«
    »Ja, mein Lord«, erwiderte er.
    »Wir besitzen die Autorität, Sie zu verurteilen.«
    »Das erkenne ich an.«
    »Sie werden die Wahrheit sprechen, oder Sie werden lügen.«
    »Ich werde die Wahrheit sprechen, oder ich werde lügen.«
    »Sie mögen lügen, falls Ihnen der Sinn danach steht, was Fakten und Meinungen angeht, aber unter keinen Umständen werden Sie bei den Punkten lügen, die menschliche Beziehungen betreffen. Wenn Sie dennoch lügen, werden Sie darum bitten,

Weitere Kostenlose Bücher