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Instrumentalität der Menschheit

Instrumentalität der Menschheit

Titel: Instrumentalität der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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»um was hat es sich dabei gehandelt?«
    »Um ein modifiziertes Planoformschiff. Es hat Schiffe gegeben, die trüb wurden im Raum, weil sie Molekül für Molekül verschwanden. Andere lösten sich vollständig und unvermittelt auf. Die Ingenieure hatten unser Schiff grundlegend umgebaut. Wir entfernten alle Maschinen, die der Fernnagivation, dem Lebenserhaltungssystem oder dem Komfort dienten. Das Landefeld sollte lediglich drei oder vier Sekunden standhalten und nicht länger. Statt dessen bauten wir vierzehn Planoformgeneratoren ein, die wir alle zusammenschalteten, so daß das Schiff so reagieren mußte, wie andere Schiffe reagieren, wenn sie planoformen – nämlich eine unserer vertrauten Dimensionen aufgeben und dafür eine neue Dimension nach den unbekannten Kategorien des Weltraums annehmen –, dieses Mal aber mit solcher Macht, daß es den Weltraum hoch zwei verließ und in den Weltraum hoch drei eintauchte.«
    »Und der Weltraum hoch drei, wie haben Sie ihn sich vorgestellt?«
    »Ich hielt ihn im Vergleich zu unserem Universum für universell und augenblicklich. So daß alles von allem gleich weit entfernt war. So daß Rambo, der sein Mädchen wiedersehen wollte, in einer tausendstel Sekunde von der Leere jenseits des Außenpostens Baiter Gator bis zu jenem Krankenhaus gelangen würde, in dem sie sich befand.«
    »Mein Lord Crudelta, was brachte Sie zu der Annahme?«
    »Eine Ahnung, mein Lord, für die Sie mich töten dürfen.«
    Starmount wandte sich an das Gericht. »Ich nehme an, meine Lords, daß Sie es vorziehen, ihn zu einem langen Leben, großer Verantwortung, gewaltigem Lohn und der Last zu verurteilen, die es bedeutet, sein eigenes schwieriges und kompliziertes Selbst zu sein.«
    Die Mitren bewegten sich sacht, und die Mitglieder des Gerichts erhoben sich.
    »Sie, mein Lord Crudelta, werden schlafen, bis die Verhandlung abgeschlossen ist.«
    Ein Roboter berührte ihn, und er schlief ein.
    »Der nächste Zeuge«, erklärte der Lord Starmount, »wird in fünf Minuten vernommen.«
     
11
     
    Vomact versuchte Rambo davor zu bewahren, als Zeuge angehört zu werden. Während der Verhandlungspause stritt er sich heftig mit dem Lord Starmount. »Ihr Lords habt mein Krankenhaus dem Erdboden gleichgemacht, zwei meiner Patienten entführt, und nun wollt ihr Rambo und Elizabeth auch noch quälen. Könnt ihr sie nicht in Ruhe lassen? Rambo ist nicht in der Verfassung, zusammenhängende Antworten zu geben, und Elizabeth wird vielleicht einen Schaden davontragen, wenn sie ihn leiden sieht.«
    Der Lord Starmount erwiderte darauf: »Sie haben Ihre Gesetze, Doktor, und wir haben unsere. Diese Verhandlung wird Stück für Stück und Sekunde für Sekunde aufgezeichnet. Nichts wird ihm geschehen, falls sich nicht herausstellt, daß er planetenzerstörende Kräfte besitzt. Sollte dies zutreffen, so werden wir Sie selbstverständlich bitten, ihn zurück ins Krankenhaus zu nehmen und ihn auf sehr angenehme Weise zu töten. Aber ich glaube nicht, daß dies geschehen wird. Wir brauchen seine Geschichte, um unseren Kollegen Crudelta zu richten. Glauben Sie denn, die Instrumentalität hätte überlebt, wenn sie nicht über grausame innere Disziplin verfügen würde?«
    Vomact nickte traurig; er kehrte zu Grosbeck und Timofeyev zurück und flüsterte ihnen bekümmert zu: »Rambo wird vernommen. Es gibt nichts, was wir dagegen tun könnten.«
    Das Gericht fand sich wieder ein. Die Schöffen setzten ihre richterlichen Mitren auf. Die Lampen des Saales erloschen, und das unheimliche blaue Licht der Justiz flammte auf.
    Der Robotpfleger half Rambo in den Zeugenstand.
    »Man erwartet von Ihnen«, sagte Starmount, »daß Sie vor diesem Gericht alle Fragen schnell und klar beantworten.«
    »Sie sind nicht Elizabeth«, stellte Rambo fest.
    »Ich bin der Lord Starmount«, stellte sich der Untersuchende Lord vor, nachdem er sich flink entschlossen hatte, von den Formalitäten abzuweichen. »Kennen Sie mich?«
    »Nein«, sagte Rambo.
    »Wissen Sie, wo Sie sind?«
    »Erde«, entgegnete Rambo.
    »Möchten Sie lügen oder die Wahrheit sprechen?«
    »Eine Lüge«, murmelte Rambo, »ist die einzige Wahrheit, die Menschen miteinander teilen können, darum werde ich lügen, ganz so, wie wir es immer tun.«
    »Können Sie uns von Ihrer Reise berichten?«
    »Nein.«
    »Warum nicht, Bürger Rambo?«
    »Worte können sie nicht beschreiben.«
    »Erinnern Sie sich an Ihre Reise?«
    »Erinnern Sie sich an den Pulsschlag, der zwei Minuten

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