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Intensity

Intensity

Titel: Intensity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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sie je wiedersehen?« fragte Laura.
    Die Erinnerung hatte Chyna halb betäubt vor Entsetzen zurückgelassen. »Keine Ahnung.«
    »Möchtest du es denn?«
    Chyna zögerte. Sie hatte die Hände zu Fäusten geballt, und in der einen hielt sie das zusammengeknüllte feuchte Kleenex. »Vielleicht.«
    »Um Gottes willen, warum?«
    »Um sie zu fragen, warum sie das alles getan hat. Um zu versuchen, es zu verstehen. Um einige Dinge zu klären. Aber … vielleicht auch nicht.«
    »Weißt du überhaupt, wo sie ist?«
    »Nein. Aber es würde mich nicht überraschen, wenn sie im Gefängnis wäre. Oder tot. Wer so ein Leben führt, kann nicht damit rechnen, alt zu werden.«
    Sie verließen die Hügel und fuhren ins Tal.
    »Ich kann sie noch immer sehen«, sagte Chyna schließlich, »wie sie am Ufer dieses Kanals in der dampfenden Dunkelheit steht, schweißnaß, das Haar feucht und völlig verfilzt, mit Moskitostichen übersät, die Augen vom Wodka getrübt. Laura, sie war damals trotzdem die schönste Frau, die du je gesehen hast. Sie war immer so schön, äußerlich so perfekt, wie jemand aus einem Traum, wie ein Engel … aber sie war doppelt so schön, wenn sie erregt war, wenn es Gewalttätigkeiten gegeben hatte. Ich sehe noch, wie sie dort steht, nur vom grünlichen Schein des Mercedes angeleuchtet, der durch das trübe Kanalwasser aufsteigt, prachtvoll, die schönste Person, die du je gesehen hast, wie eine Göttin aus einer anderen Welt.«
    Allmählich ließ Chynas Zittern nach. Die Schamesröte wich langsam aus ihrem Gesicht, ganz langsam.
    Sie war unendlich dankbar für Lauras Mitgefühl und Unterstützung. Eine Freundin. Bis sie Laura kennengelernt hatte, hatte Chyna heimlich mit ihrer Vergangenheit gelebt, sie war nicht imstande gewesen, mit jemandem darüber zu sprechen. Nachdem sie sich nun von einer weiteren verhaßten, bohrenden Erinnerung befreit hatte, wußte sie ihre Dankbarkeit nicht in Worte zu kleiden.
    »Schon in Ordnung«, sagte Laura, als hätte sie Chynas Gedanken gelesen.
    Sie fuhren schweigend weiter. Sie kamen zu spät zum Essen.
    Für Chyna sah das Haus der Templetons auf den ersten Blick einladend aus: ein viktorianischer Giebelbau, geräumig, vorn und hinten mit tiefen Veranden. Es stand knapp einen Kilometer von der Landstraße entfernt am Ende einer Kiesauffahrt, umgeben von hundertzwanzig Morgen Wein.
    Seit drei Generationen bauten die Templetons Wein an, hatten jedoch nie welchen erzeugt. Sie standen bei einem der besten Winzer im Tal unter Vertrag, und da sie fruchtbares Land mit Weinreben höchster Qualität besaßen, erzielten sie einen ausgezeichneten Preis für ihre Ernte.
    Sarah Templeton erschien auf der Veranda, als sie den Mustang auf der Auffahrt hörte, und kam schnell die Stufen zum gepflasterten Gehweg hinab, um Laura und Chyna zu begrüßen. Sie war eine schöne, mädchenhaft schlanke Frau Anfang oder Mitte Vierzig, mit modisch kurzem, blondem Haar, bekleidet mit braunen Jeans und einer langärmeligen smaragdgrünen Bluse mit grünen Stickereien auf dem Kragen, mütterlich und chic zugleich. Als Sarah ihre Tochter umarmte und küßte und mit so offensichtlicher und heftiger Liebe an sich drückte, verspürte Chyna stechenden Neid: Mutterliebe hatte sie nie erfahren.
    Sie war erneut überrascht, als Sarah sich ihr zuwandte, sie umarmte und auf die Wange küßte. Sie hielt sie noch immer fest, als sie sagte: »Laura hat mir verraten, daß Sie die Schwester sind, die sie nie gehabt hat. Ich möchte, daß Sie sich hier zu Hause fühlen, meine Liebe. Wenn Sie hier bei uns sind, ist das genauso Ihr Zuhause wie das unsere.«
    Chyna stand zuerst stocksteif da. Die Rituale familiärer Zuneigung waren ihr so unvertraut, daß sie nicht genau wußte, wie sie reagieren sollte. Dann erwiderte sie die Umarmung linkisch und murmelte einen unbeholfenen Dank. Ihre Kehle war plötzlich dermaßen zugeschnürt, daß es sie erstaunte, überhaupt sprechen zu können.
    Sarah legte die Arme sowohl um Laura als auch um Chyna und führte sie zu der breiten Verandatreppe. »Euer Gepäck holen wir später. Das Essen ist fertig. Kommt mit. Laura hat mir so viel über Sie erzählt, Chyna.«
    »Na ja, Mom«, sagte Laura, »ich habe dir nicht erzählt, daß Chyna Voodoo betreibt. Das habe ich gewissermaßen verschwiegen. Solange sie bei uns wohnt, muß sie jede Nacht um Punkt zwölf ein lebendes Huhn opfern.«
    »Hier gibt es nur Trauben. Wir haben keine Hühner, Schatz«, sagte Sarah. »Aber nach dem Essen

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