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1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Erstes Buch
Prolog
    9. DEZEMBER 1939 SALONIKI, GRIECHENLAND
    Die Lastkraftwagen quälten sich, einer nach dem anderen, in der Morgendämmerung die steile Straße hinauf. Jeder fuhr, oben angelangt, ein wenig schneller. Die Fahrer drängte es, in die Dunkelheit der nach unten führenden Landstraße, die sich in die Wälder hineinschnitt, zurückzukehren.
    Und doch mußten die Fahrer der fünf Lastwagen ihre Besorgnis zügeln. Keiner durfte zulassen, daß sein Fuß von der Bremse glitt oder das Gaspedal zu tief niedertrat. Sie mußten die Augen zusammenkneifen, alle Sinne schärfen, bereit sein für ein plötzliches Anhalten, eine unerwartete Kurve, die vor ihnen aus der Nacht auftauchte.
    Es war finster, und die Scheinwerfer waren nicht eingeschaltet. Die Kolonne bewegte sich nur im grauen Licht der griechischen Nacht. Tiefhängende Wolken filterten den schwachen Schein des Mondes.
    Die Fahrt war eine Übung in Disziplin. Und Disziplin war diesen Fahrern nicht fremd, auch nicht den Männern, die neben den Fahrern saßen.
    Jeder war ein Priester. Ein Mönch. Ein Angehöriger des Xenope-Ordens, der strengsten Mönchsbrüderschaft unter dem Patriarchat Konstantins. Blinder Gehorsam paarte sich mit völliger Selbstsicherheit; sie waren bis zum Augenblick des Todes diszipliniert.
    Im vordersten Fahrzeug zog der junge, bärtige Priester seine Kutte aus. Darunter trug er Arbeiterkleidung, ein dickes Hemd und Hosen aus schwerem Stoff. Er rollte die Kutte zusammen und verstaute sie hinter dem hochlehnigen Sitz. Dann meinte er zu dem Fahrer gewandt: »Jetzt sind es höchstens noch achthundert Meter. Der Weg verläuft gute hundert Meter parallel zur Straße. Das sollte genügen.«
    »Wird der Zug dort sein?« fragte der kräftig gebaute Mönch, der Mitte der Vierzig sein mochte, und kniff die Augen in der Finsternis zusammen.
    »Ja. Vier Güterwagen und ein Maschinist. Keine Heizer. Auch keine anderen Männer.«
    »Dann wirst du schaufeln«, sagte der ältere Priester und lächelte, ein Lächeln, das seine Augen nicht erreichte.
    »Ich werde schaufeln«, erwiderte der jüngere Mann ausdruckslos. »Wo ist die Waffe?«
    »Im Handschuhkasten.«
    Der Priester in Arbeiterkleidung griff nach vorn und löste die Verriegelung am Armaturenbrett. Der Deckel öffnete sich. Dem Fach entnahm er eine schwere, großkalibrige Pistole. Geschickt ließ der Priester das Magazin aus dem Kolben gleiten, überprüfte die Munition, dann schnappte der Ladestreifen wieder zurück. Das metallische Geräusch hatte etwas Endgültiges. »Ein wirksames Instrument. Italienisch, nicht wahr?«
    »Ja«, antwortete der ältere Priester, ohne näher darauf einzugehen, sah man von der Trauer ab, die in seiner Stimme mitklang.
    »Das paßt. Wahrscheinlich ist das sogar ein Segen.« Der jüngere Mann schob sich die Waffe in den Gürtel. »Du wirst seine Familie verständigen?«
    »So hat man es mir befohlen.« Es war offenkundig, daß der Fahrer noch etwas sagen wollte, aber er hielt sich zurück. Stumm spannten seine Hände sich fester um das Steuer, als es notwendig gewesen wäre.
    Einen Augenblick lang brach der Mond durch die nächtlichen Wolken und beleuchtete die durch den Wald führende Straße.
    »Ich habe als Kind hier gespielt«, sagte der Jüngere. »Ich lief damals in den Wäldern umher und machte mich in den Bächen naß - und dann trocknete ich in den Berghöhlen ab und tat so, als hätte ich Visionen. Ich war in diesen Bergen glücklich. Unser Herrgott hat es gewollt, daß ich sie wiedersehe. Er ist gnädig. Und freundlich.«
    Der Mond verschwand. Die Finsternis wirkte undurchdringlicher als zuvor.
    Die Lastwagen bogen in eine weite Kurve nach Westen. Der Wald wurde lichter, und in der Ferne konnte man undeutlich die Umrisse von Telegrafenmasten sehen, schwarze Stangen, die sich vor der grauen Nacht abzeichneten. Die Straße führte wieder geradeaus, wurde breiter und vereinigte sich mit einer Lichtung, die von einem Wald zum anderen vielleicht hundert Meter breit war. Eine flache, unfruchtbare Zone von Hügeln und Wäldern. In der Mitte der Lichtung, von der Finsternis dahinter halb verdeckt, stand der Zug.
    Unbewegt, aber nicht ohne Bewegung. Aus der Lokomotive kräuselte Rauch in den Nachthimmel.
    »In der alten Zeit«, sagte der junge Priester, »haben die Bauern ihre Schafe hierhergetrieben und ihre Ernte hergekarrt. Es ging immer ziemlich durcheinander, hat mein Vater mir erzählt. Dauernd gab es Streit darüber, was wem gehörte. Es gab da

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