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Interview mit einem Buchpiraten

Interview mit einem Buchpiraten

Titel: Interview mit einem Buchpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SPIEGELBEST
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Instanz von uns stammen, aber die Explosion der Zahlen findet nicht bei uns statt, sondern im weiteren Verlauf. Und jetzt stell dir vor, dass die Ebooks nicht mehr befreit werden müssen, sondern im kleinen Kreis kursieren dürfen. Und das ist jetzt schon teilweise Rechtsauffassung! Dann wird dem Buchpirat nicht mal mehr die Rolle als dem Initialzünder bleiben. 

    ... und er schreibt seine Memoiren zur Buchmesse 2013?

    Die Zeit der Großen Fütterung jedenfalls ist vorbei. Als Lieferant werden wir überflüssig, das ist klar. Ich sage nochmal, die Entwicklung findet bereits ohne uns statt. Wir müssen uns neu erfinden.

    Du redest wie ein Unternehmensberater!

    Ich nenn mal ein paar Beispiele. Der Kontakt zwischen den Lesern wird über Facebook gesucht. Der Tausch selbst findet auf einer Ebene darunter, auf einer Plattform wir Retroshare statt. Amazon wird die Einbußen beim Kaufpreis über Werbung reinholen wollen. Es wird also einen Adblock für Ebooks geben müssen. Wir Buchpiraten werden Archive erstellen und verteilen. Wir werden - in Deutschland ist keine Rechtslage jemals eindeutig - Foren in anderen Ländern betreiben. Das Know-How der Buchpiraten wird an vielen Stellen von Nutzen sein.

    Da kann ich mein Ego ja beruhigen!

    Kannst du. Aber ich sag auch, was nicht mehr sein wird. Einfach nur ein paar ausgelutschte Knochen rüberwerfen, reicht nicht mehr. Wir gehen auf eine Zeit der Sättigung zu - eine Zeit der Gedecke im Veganerlook, der Gefühlstafel im Schöner-Wohnen-Heim. Freundinnenbrunch statt Tierfütterung - so würde ich sagen!

Das Ende der Bestseller
    MONTAG, 22. OKTOBER 2012

    Die Ebooks kommen stark auf - merkst du schon Auswirkungen?

    Bei uns verwenden ja viele Nutzer ihre Spenden für eigene Buchwünsche. Insofern halten wir Buchpiraten uns an den Außenlinien aus. Aber es ergibt sich trotzdem ein Bild - wenn auch ein subjektives. Wenn ich mir dazu noch das Erscheinungsbild der Großbuchhandlungen betrachte, dann stelle ich doch eine Zeitenwende fest.

    Inwiefern?

    Ganz deutlich, die Verlage produzieren keine Bestseller mehr. Nimm mal die neue Rowling, dann weißt du, warum das so ist. Der Carlsen Verlag hat sich von der Autorin in eine Bieterschlacht reintreiben lassen. Um schlechte Kritiken zu vermeiden, war der Werbeaufwand in der Presse enorm. Das Buch stand Woche 1 auf Platz 1 - wegen der Vorbestellungen - und ist bereits in Woche 2 auf Platz 2 gerutscht. Eindeutig: Es ist ein Flop! Selbst Barrieren helfen da nicht - die Kunden kriechen unter den Stelltischen hindurch.

    Flops hat es immer gegeben?

    Wenn du ein Polster hast, kein Problem: 2 Treffer, ein Flop. Die Verlage haben aber keine drei Versuche mehr. Und dann wird ein Flop zum Buch-GAU! Die anderen Verlage dürften sich für ihre Risikoscheu beglückwünschen. Vom Carlsen Verlag wird du nach den Zahlen in 01.2013 noch hören!

    Du wirst zugeben, das die Lage unübersichtlich ist.

    Es wird endlos viel diskutiert. Aber sieh dir die Fakten an. Ich gehe oft in die Meyersche. Woche für Woche weichen dort die Bücher vor den Non-Books zurück. Klingt immer noch bücherig, ist aber schlicht ein Wechsel des Angebots. Ganz offensichtlich verkaufen sich Bücher schlecht. Wenn sich dieser Wechsel so kurz vor dem Weihnachtsgeschäft vollzieht, ist das kein gutes Zeichen. Insofern ist Lage kritisch, aber nicht unübersichtlich.

    Spielt Amazon eine existenzvernichtende Rolle?

    Nicht richtig. Die Abräumer unter den Büchern ließen sich ja online verkaufen. Nein, die Verlage sehen auch da keine Chance. Mein Eindruck ist, dass sie die Schlacht um den Buchmarkt der Zukunft bereits verloren gegeben haben. Wobei du nie die Rolle der Banken vergessen darfst. Heutzutage - bei künstlich niedrig gehaltenen Zinsen - ist sehr vieles bankfinanziert. Der Gewinn wird abgeschöpft, da Kredite billig sind. Aber die Banken dürften sehr genau registriert haben, dass die Thalia keinen Käufer gefunden hat. Jetzt geh mal als Verlag zu deiner Bank mit deinem Produkt Buch!

    Haben die Verlage nicht zu spät die Chancen bei den Ebooks erkannt?

    Es gibt im Kern zweierlei Ebooks, die sich wesentlich unterscheiden: Es gibt die Ebooks, die zum Hardcover erscheinen, und es gibt die Ebooks, die ohne Hardcover erscheinen. Was wir feststellen ist, dass letztere ein echter Renner sind. Wenn ich sehe, was wir an Wünschen auf den Tisch bekommen, dann geht der Trend sehr eindeutig zum Eigenverlag mit Namen 'Autor'. Du sagst, es ist eine unübersichtliche Lage - ich

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