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Interview mit einem Buchpiraten

Interview mit einem Buchpiraten

Titel: Interview mit einem Buchpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SPIEGELBEST
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Initiative von Einzelnen  - xxxxx vom legendären Ebookload.org ist so ein Beispiel. Bald aber tauschen Nutzer mit Nutzern.

    Die Initiative des Einzelnen spielt keine Rolle mehr?

    Doch, du siehst ja an unserem Forum, was eine kleine Gruppe von Leuten auf die Beine stellen kann. Aber du siehst auch, dass die Nutzer bei uns eine viel größere Rolle spielen als bei anderen Boards. Piraterei klingt nach Gewaltakt und in gewisser Weise war die Befreiung der Ebooks auch ein Gewaltakt. Aber du siehst an ebook.de - dem Nachfolger von libri.de - dass sie den DRM-Schutz am liebsten ganz abschaffen würden.

    Ist das klug?

    Es ist klug, weil der DRM-Schutz praktisch nicht mehr existiert. Vielleicht hat die Frau des Verlagmanagers ausschließlich Ebooks mit Schutz auf ihrem Reader, aber schon bei seiner Tochter dürfte er manche Überaschung erleben.

    Jetzt kommt der weiche Schutz - 'soziales' DRM!

    Na ja, das ist ja nun eigentlich mehr ein Appell als ein Schutz. An irgendeiner Stelle steht, dass Buch 'Der verliebte Milliardär' ist von Eva Lieblich gekauft worden. Und dann? Wenn das Ebook bei Monika Lieblich auftaucht? Es kann doch getauscht werden. Ist doch nicht verboten. Und wenn es verboten wäre, würde trotzdem getauscht. Nein, das ist ein Appell, nicht mal ernst gemeint. Es gibt bald keinen Schutz mehr, und dann - sag ich mal so - ist die Rolle der Piraten eine andere.

    Klingt wehmütig.

    Es wäre ein Fehler, sich für zu wichtig zu nehmen. Die Ebooks sind bald frei. Wer sie geschenkt haben will, kann sie geschenkt haben. Groß anstrengen muss er/sie sich dafür nicht mehr. Wer sie kaufen will, kauft sie. Auch die Buchpreisbindung ist tot, es sagt ihr nur niemand. Aber im Endeffekt wird durch das Ebook viel mehr Geld in die Kassen kommen als durch das Papierbuch. Es ist eine Wahrheit des Handels: Das große Geld macht man mit den kleinen Preisen!

    Hast du das vorausgesehen?

    Nun, unser Forum versucht sich in ansprechender Optik. Die Nutzer sagen, es ist aufgeräumt und sauber. Wenn du so willst, ist es 'kundenfreundlich'. Mir war von vornherein klar, dass wir nicht mit der Boerse.bz konkurrieren. Wir konkurrieren jetzt schon mehr mit skoobe.de als mit den Warez (= Raubkopierszene) Boards. Es heißt im Handel: 'Design oder Nichtsein'. Na, dann schau dir mal Mygully.com an mit den Augen einer Kundin, die 'Warez' für einen PC-Virus hält!

    Du siehst dich als Buchhändler?

    Nimm mal Skoobe oder bookrix.com oder die Amazon Flatrate, die mit Sicherheit kommen wird. Wer ist eine größere Konkurrenz für unser Forum? Die Boerse.bz ist altehrwürdig und hat ihre Verdienste, aber sie ist keine Konkurrenz. Diese kommt völlig überraschend aus der legalen Ecke.

    Ihr gehört immer noch zur Warez Szene!

    Ist das so? Vor allem: Wer sagt mir, dass es so bleibt? Die Dinge entwickeln sich schnell. Und die Richtung ist klar. Der Gesetzgeber hat mit Sanktionen nichts erreicht. Im Gegenteil: Die meisten Ebookleser fühlen sich kriminalisiert. Jeder ansonsten gesetzestreue Bürger entfernt den DRM-Schutz und tauscht. Und vor allem: Es sind bald Millionen! Und nicht MP3-Jugendliche, sondern Leser - die Mitte der Gesellschaft! Ich vermute mal, die augenblicklich regierende Koalition will dieses Problem noch vor der nächsten Bundestagswahl vom Tisch haben. Sie wird eine Entscheidung treffen.

    Das bedeutet für die Szene?

    Warez ist dann Folklore!

Frankfurter Requiem
    FREITAG, 12. OKTOBER 2012

    Warum so viele Interviews von dir?

    Es ist Messetime. Einmal im Jahr beschäftigt sich der Buchhandel ernsthaft mit der Digitalisierung. Wenn sie dann sehen, was alles passiert ist, dann bekommen sie mächtig Angst. Jeder hat sich auf dem Weg zum Messeparkplatz ein paar Gedanken gemacht, die er loswerden will. Da kommt vieles hoch.

    Du hast dich immer lustig gemacht über deine Gegenspieler?

    Die einen waren gegen die Digitalisierung per se. Die anderen waren für die Digitalisierung aber gegen die Folgen. Wieder andere sagten, es gebe die Digitalbücher in Wirklichkeit nicht. Das sei alles eine Scheindebatte. Aber alle hatten sie Angst. Mir hat bei der letzten Buchmesse eine junge Buchhändlerin gesagt, dass die meisten Kollegen sich weigerten, einen Reader in die Hand zu nehmen. Sie versuchen, diese Entwicklung wegzuwünschen.

    Hat sich da etwas geändert?

    Ja, sie werden nicht mehr gefragt. Ich glaube, instinktiv haben die Buchhändler richtig verstanden, dass etwas sie ersetzt. Jetzt rennen sie alle zu den Non-Books. Meine

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