Into the Deep - Herzgeflüster (Deutsche Ausgabe): Roman (German Edition)
vielleicht keine gute Idee war, mit Charley herumzuhängen. Aber dann kam der Kaffee, und Charley sah ihn mit ihren haselnussbraunen Augen an, denselben Augen, die ihn damals, bei ihrer ersten Begegnung am Lagerfeuer, in den Bann geschlagen hatten.
Jake war verloren.
Eine Zufriedenheit, wie er sie lange nicht mehr gespürt hatte, legte sich über ihn. Er entspannte sich. »Dein Haar ist viel heller. Sieht gut aus.«
Sie sah ihn ausdruckslos an, und wieder spürte er diesen Druck auf seiner Brust.
Als er Charley das erste Mal begegnete, hatten ihn diese Augen nicht nur angezogen, weil sie bemerkenswert schön waren, sondern es lag auch an der Art, wie Charley ihn ansah. Es war, als könne sie in ihn hineinsehen.
Bisher hatte er nie erlebt, dass ihr Blick ihn ausschloss. Nicht ein einziges Mal.
Auch wenn sie selbst gerade nicht mit ihm lachte, strahlten zumindest ihre Augen ihn an. Sie sagten ihm wortlos, dass sie ihn liebte, dass sie alles für ihn tun würde. Selbst wenn sie stritten und die Leidenschaft in diesen Augen funkelte, verschwand die Liebe nie aus ihnen.
Diese Liebe durch die eigene Schuld verloren zu haben, tat immer noch mehr weh, als er erwartet hatte.
Jake räusperte sich, wollte alles erklären, sich entschuldigen. »Ich weiß, dass ich es vermasselt habe.«
Charley seufzte scheinbar gelangweilt. »Bin ich deshalb hergekommen, Jake? Um mir anzuhören, dass du mir etwas sagst, was sowieso klar ist?«
Panik schnürte Jake die Kehle zu, weil sich seine schlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten. Sie hatte die Sache mit ihm überwunden, wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben. Darüber sollte er eigentlich froh sein. Es wäre das Beste für sie beide und auch für Melissa. Aber als Charley jetzt vor ihm saß, musste er sich eingestehen, dass er dafür morden würde, wenn sie ihn nur einmal anlächelte.
»Ich strenge mich hier echt an. Du hast Ehrlichkeit immer bewundert. Hast du dich etwa verändert?«
»Ich bin jetzt niederträchtiger. Das habe ich von dir gelernt.«
Shit! Shit! Shit!
Jake war sauer auf sich selbst. Er beugte sich nach vorn und hoffte, sie würde seinen Augen ansehen, wie ernst es ihm war. »Ich war dir gegenüber ein Arschloch. Das kann ich nicht rückgängig machen. Aber ich kann um Entschuldigung bitten. Ich kann versuchen, es dir zu erklären.«
Sie deutete ein Nicken an, und er entspannte sich ein wenig.
»Als es passierte, war ich irgendwo anders in meinem Kopf unterwegs, Charley. Ich habe nichts und niemanden mehr gesehen. Ich war wütend, weil die Situation so außer Kontrolle geraten war, und gab mir die Schuld. Und dich hat es dabei irgendwie mit erwischt.«
Immer noch ziemlich ungerührt, bestenfalls ein bisschen neugierig, erwiderte Charley: »Ich habe dich nicht hängenlassen. Wieso warst du sauer auf mich?«
Unfähig, die Wahrheit zu sagen – dass er idiotischerweise ihr die Schuld an allem gegeben hatte, weil er auf jemand anderen sauer sein musste als auf sich selbst –, kämpfte sich Jake durch den Schmerz, der das Aufwärmen der Geschichte begleitete. »Ich war nicht sauer auf dich. Ich habe Dinge gesagt, die ich nicht so meinte. Ich wollte nur weg und die ganze Sache hinter mir lassen. Als ich dann zurückschaute, war es zu spät. Ich konnte nicht rückgängig machen, was ich dir angetan hatte. Ich konnte nicht zurückholen, was ich zerstört hatte. Ich dachte, es wäre das Beste, einfach weiterzuziehen. Wir waren noch Kids, Charley.« Er nahm an, dass sie so etwas hören wollte.
Aber es war nicht die Wahrheit. Nicht in Bezug auf ihn. Ihr Alter hatte nichts damit zu tun gehabt. Sie hatten einander geliebt. Und drei Monate später aus diesem Nebel zu erwachen und festzustellen, dass er sie für immer verloren hatte, war das Schlimmste gewesen. Zum Glück zeigten seine Eltern viel Verständnis und halfen ihm durch die schwere Zeit.
Während Charley seine Entschuldigung auf sich wirken ließ, betrachtete er jeden Zentimeter ihres vertrauten Gesichts. Charley hatte etwas an sich, das weit über Schönheit hinausging. Für ihn war sie einfach perfekt.
Sie zog die Brauen zusammen und fragte leise: »Weiterziehen – weg von mir oder weg von dort?«
Da ihre Gedanken in die völlig falsche Richtung gingen, beschloss Jake, dieses Mal ehrlich zu antworten. »Von dort. Von dir auch. Du warst Teil des Ganzen, sosehr ich auch wünschte, es wäre nicht so.«
Zum ersten Mal, seit sie sich gesetzt hatte, spürte Jake einen Anflug von Verärgerung in ihrer
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