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Into the Deep - Herzgeflüster (Deutsche Ausgabe): Roman (German Edition)

Into the Deep - Herzgeflüster (Deutsche Ausgabe): Roman (German Edition)

Titel: Into the Deep - Herzgeflüster (Deutsche Ausgabe): Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Young
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zurückruft.«
    Prompt vibrierte das Handy in meiner Hand. Claudia und ich fuhren erschrocken zusammen. Aber als ich auf das Display sah, las ich: »Anruf Andie.«
    »Die gönnen mir keine Atempause. – Hallo«, meldete ich mich.
    »Selber hallo«, antwortete Andie. »Du bist seit zwei Tagen weg. Du schickst keine SMS , rufst nicht an …«
    »Ich habe bis vor zwei Sekunden mit Mom telefoniert.«
    »Gut. Wie ist es gelaufen? Hat sie dir einen Vortrag übers Essen gehalten?«
    »Hast du den etwa auch zu hören bekommen?«
    »Als ich im Ausland studiert habe? Na klar. Sie glaubt anscheinend, dass alle Menschen außerhalb von Amerika nicht vom Planeten Erde stammen und sich von Alien Food ernähren.«
    »Ja, genau das.«
    »Und? Gefällt dir Edinburgh?«
    »Bisher schon. Ist irgendwie komisch, so weit weg von zu Hause zu sein, aber die Stadt ist toll.«
    »Wie geht’s Claudia?«
    »Sie genießt die Schokolade.«
    »Die ist aber nicht so gut wie unsere.«
    »Genau das hab ich auch gesagt!«
    »Ihr habt beide keine Ahnung«, mischte sich Claudia ein, während sie aufstand, um das Schokoladenpapier in den Mülleimer zu werfen. »Könntest du deiner Schwester jetzt bitte sagen, dass du sie zurückrufst? Wenn wir noch länger hierbleiben, muss ich leider dein Handy zertrümmern.«
    »Ich hab’s vernommen«, sagte Andie. Ich konnte förmlich hören, wie sie die Augen verdrehte. »Ich muss sowieso zur Arbeit. Hier ist es nämlich früh am Morgen, wie ihr vielleicht noch wisst. Genauer gesagt, sehr früh, und das Erste, was ich tue, ist, meine kleine Schwester anzurufen, um zu hören, wie es ihr geht. Und es ist ein teures Ferngespräch, aber interessiert sie das überhaupt?«
    Ich lachte. »Tut es. Aber ich habe gerade keine Zeit, um es ausreichend zu würdigen. Claudia kann unser süßes kleines Apartment nicht ausstehen, und ich habe sie zum Mittagessen hergeschleift. Vermutlich kriegt sie jeden Moment Ausschlag.«
    »Das wollen wir natürlich nicht. Bis bald, Supergirl.«
    »Bis nachher.« Ich schaltete das Handy aus und sah Claudia stirnrunzelnd an. »Das war unhöflich.«
    »Das hier« – sie machte eine umfassende Handbewegung – »ist kein Apartment. Es ist ein Gemeinschaftsraum mit einem Flur davor, der zu fünf identischen Zimmern führt, die mit Feuerschutztüren versehen sind.«
    »Es gibt aber auch ein Bad, das sich abschließen lässt. Ich nenne das einen Pluspunkt gegenüber den meisten Studentenwohnheimen.«
    »Sehr witzig.«
    »Und du bist verwöhnt.«
    Claudia kniff die Augen zusammen. »Ich vermisse unser Apartment. Es ist hell und luftig. Wir haben einen Balkon. Außerdem wohnen da nur wir beide.«
    Das hörte ich bereits zum x-ten Mal, seit Claudia den ersten Blick auf unsere neue Unterkunft geworfen hatte. Also ignorierte ich sie, schob sie aus der Gemeinschaftsküche und checkte im Vorbeigehen, ob meine Zimmertür abgeschlossen war.
    Zu Hause in Indiana waren wir an der Purdue-Universität eingeschrieben, und da Claudias Eltern stinkreich waren, wohnten wir beide in einem hübschen Apartment in West Lafayette, etwa zehn Minuten Fahrt vom Campus entfernt. Ohne Claud hätte ich mir das niemals leisten können. Dass sie verwöhnt ist, war natürlich nur ein Witz und bezog sich außerdem auf alles Materielle. Ja, sie war es gewohnt, alles zu bekommen, was sie wollte, aber ihr Leben entsprach dem Klischee eines reichen Kindes – ihre Eltern waren nie da und interessierten sich einen Scheiß für sie. Statt Liebe gaben sie ihr Geld und erwarteten auch noch, dass Claud ihnen dafür dankbar war. Aber Claudia ließ sich davon nicht unterkriegen, sondern suchte sich Menschen, die sie wirklich mochten. Als Gegenleistung war sie unerschütterlich loyal.
    Wir hatten uns gleich im ersten Jahr am College kennengelernt und auf Anhieb gut verstanden. Ich mochte sie, eben nicht nur wegen ihres Geldes, und sie sagte, ich sei der ehrlichste Mensch, dem sie je begegnet war. Als ich Claud an Thanksgiving mit zu mir nach Hause nahm und sie meiner Familie vorstellte, wurde unsere Freundschaft noch enger. Meine Mom und mein Dad behandelten Claud wie ihr eigenes Kind und genauso überfürsorglich wie mich (was ihr insgeheim gefiel). Sogar Andie ließ es sich nicht nehmen, Claud mit großschwesterlicher Herablassung zu überschütten (was ihr ebenfalls insgeheim gefiel).
    Meine Familie ist nicht reich. Ich bin in einem kleinen Ort namens Lanton aufgewachsen, etwas mehr als zwei Stunden nordwestlich von Indianapolis. Meinem

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