Intrusion
Schloss tobt ein Krieg, so sinnlos er auch sein mag. Die Kirche hat ihre Wachhunde von der Leine gelassen. Julius ist verschollen. Mira ebenfalls. Der Ratgeber des Herzogs lässt die Anlage mit Kriegsmaschinen belagern. Im Moment ist das Schloss in der Hand des Priesters. Also bleibt mir keine Wahl, als jeden außer mir selbst umzubringen. Auch Tom, wenn ich ihn erwische. Bei dir will ich eine Ausnahme machen. Wenn dir Gewalt und Blutvergießen so verhasst sind, dass du diese Welt unbedingt davon befreien willst – dann tu dir keinen Zwang an!«
Slythe rannte los, ein verschwommener Farbwischer auf der grauen Ebene, der verschwunden war, ehe Aden Luft für eine Antwort holen konnte. Aden ließ sich von der Motorhaube gleiten. »Tom!«, rief er. »Bist du hier?«
Der Wall schnellte mit einem Ruck zwanzig Meter vorwärts und kroch dann im Zeitlupentempo über den spröden, staubigen Boden näher. Ein Schauer lief Aden den Rücken hinunter. Er sprang auf den Fahrersitz des Trucks und fuhr mit beiden Händen über die seltsame Konstruktion des Armaturenbretts. »Ich kann dieses Ding nicht bedienen«, schrie er aus dem Fenster.
Der Mechaniker saß plötzlich neben ihm auf dem Beifahrerplatz. »Ich fahre«, sagte er. »Du hast dort drüben viel zu lange gebraucht.«
Der Truck rollte los, obwohl niemand die Schalter und Hebel berührte. Die Hände des Mechanikers zuckten nervös, während er im Rückspiegel die Barriere beobachtete. »Die sollte eigentlich stehen bleiben, als das Gemälde erwachte.«
»Die Barriere oder dieses Geschöpf des Grauens – ihr Typen habt beides vermasselt.«
»Aber es gibt eine Möglichkeit, sie zum Stillstand zu bringen. Ja? Nein? Vielleicht? Was hast du erfahren?«
Aden erzählte ihm während der Fahrt, was er erlebt hatte. Als er fertig war, sagte der Mechaniker. »Dann ist die Lösung einfach.«
»Kann es sein, dass ich irgendwo auf dem Schlauch stehe?«, erkundigte sich Aden. »Es gibt eine Möglichkeit, den Wall zum Stillstand zu bringen? Den Wall und das Monster?«
»Nein und noch mal nein«, entgegnete der Mechaniker. »Alles klar? Einfach.«
Die Dorfbewohner hatten entdeckt, was mit ihren verschwundenen Kindern geschehen war, als sie zur Kirche liefen, um sie vermisst zu melden, und die Leichen fanden.
Sie fanden auch die zerbrochene Glaskugel und erfuhren so, dass Sivanas wieder unter ihnen weilte: Sivanas, ein Hauptdarsteller, der sie aus ihrer Uhrwerkroutine gestoßen und ihren leeren Leben eine neue Richtung und neue Ziele gegeben hatte. Das war es, was Kevas Tag für Tag vor den leeren Kirchenbänken gepredigt hatte. Hätte er den Verstand besessen, seine eigene Botschaft in ihrer ganzen Tiefe zu erfassen, hätte er diesen Tag als wundersam eingestuft (als widerwärtig vielleicht, aber doch als wundersam), noch während ihn der erboste Mob in Stücke riss. Sie rissen ihn in Stücke.
Dann rotteten sie sich zusammen und stürmten dem Schloss entgegen. Dort sahen sie, wie die Krieger der Kirche über die Mauern wuselten. Ein paar armselige einarmige Soldaten hatten vergeblich versucht, ihnen Einhalt zu gebieten. Ihre Überreste lagen verstreut umher.
Toraks Panzer waren bereits eingetroffen, zwanzig an der Zahl. Sie bildeten einen dichten Belagerungsring um das Schloss. Torak mochte nicht auf das Schloss feuern, konnte die Dragoner aber auch nicht einzeln unschädlich machen. Er hatte sich bis zu dem Zeitpunkt, da die Dorfbewohner auftauchten, hitzige Debatten mit seinem Schlangenstab geliefert.
Torak ging in einem Panzer auf Tauchstation und hörte sich den Grund für den Volkszorn an. Dann kam er aus seinem Versteck und begann Befehle zu brüllen. »Natürlich!«, schrie er. »Alles herhören! Mir ist diese Gräueltat auch zu Ohren gekommen! Menschenopfer? Tod durch Erdolchen? Unglaublich! Muss gerächt werden! Deshalb bin ich hier. Um eure Kinder zu rächen. Seht ihr die Panzer? Beweis für meine Absicht! Aufgepasst! Zieht diese Dragoner auf euch, und ich putze sie weg! Guter Plan? Dann seid ein braver Mob! Nichts wie los! An die Arbeit, Leute!«
Sie kamen seinem Befehl nach. Leider war der Berater des Herzogs kein besonders guter Schütze. Als ein Dragoner von der Zugbrücke rollte, tötete Toraks Feuerstoß zehn der Dorfbewohner, die ihm vertraut hatten. Darauf wandte sich der Mob gegen ihn und ließ ihm keine andere Wahl, als den Panzer im Kreis zu fahren, ein Manöver, bei dem dummerweise noch mehr Bürger unter die Ketten gerieten. Die übrigen Panzer, so
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