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Irgendwo ganz anders

Irgendwo ganz anders

Titel: Irgendwo ganz anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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kleine Stücke. »Aber für einen Vogel mit Unermesslich Kleinem Gehirn ist sie ziemlich sensibel. Ich glaube, sie versteht, was wir sagen.«
    Pickwick war inzwischen wieder aufgewacht und starrte ihren linken Fuß äußerst misstrauisch an. Sie fragte sich offenbar, ob er schon immer dagewesen war oder ob er womöglich etwas Übles im Schilde führte.
    Landen warf ihr einen skeptischen Blick zu. »Das ist ziemlich unwahrscheinlich.«
    »Wie geht’s denn mit deinem Buch?«, fragte ich und nahm das Strickzeug wieder auf.
    »Der Ratgeber?«
    »Nein, das Opus magnum.«
    Landen dachte einen Augenblick nach, dann sagte er: »Ich überlege immer, ob man die mangelnden Fortschritte jetzt eine Schreibblockade, Zögern, Trödelei oder Unfähigkeit nennen soll.«
    »Nun ja«, sagte ich mit vorgetäuschter Ernsthaftigkeit, »das ist schwer zu entscheiden. Hast du schon mal daran gedacht, dass alle vier Gründe zutreffen könnten?«
    »Bei Gott!«, sagte er und schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn. »Da könntest du recht haben!«
    »An welchem Buch arbeitest du gerade?«
    »Bananen für Edward.«
    »Ach, es wird dir schon etwas einfallen.« Ich ließ eine Masche fallen und nahm sie wieder auf. Dann warf ich einen Blick auf die Wanduhr. »Mum hat mir gestern eine SMS geschickt.«
    »Kann sie das denn jetzt endlich?«
    »Na ja, die Nachricht hieß: KL&KsamSNTGzAbrt??«
    »Hmm«, sagte Landen. »Das ist ja ziemlich verständlich. Bedeutet wahrscheinlich: Keine Ahnung, wie man eine SMS schreibt . Ich frage mich wirklich, warum sie sich in ihrem Alter noch mit diesen modernen Technologien herumplagt.«
    »Ach, du weißt doch, wie sie ist. Ich werde auf dem Weg zur Arbeit mal fragen, was sie eigentlich wollte.«
    »Vergiss nicht, dass heute Abend die Berufsberatung der ChronoGarde stattfindet. Ich denke, das Motto müsste Friday gefallen: Wenn du Zeit für uns hast, haben wir Zeit für dich! «
    »Ich weiß«, sagte ich. Schließlich hatte ich Friday jetzt schon seit Wochen auf diese Veranstaltung einzustimmen versucht.
    »Er muss noch Hausaufgaben machen«, teilte Landen mir mit. »Und weil du mindestens sechsmal bedrohlicher bist, als ich es je sein könnte, wäre ich dir dankbar, wenn du ihn noch wecken könntest, ehe du gehst. Gegenwärtig scheint er fest ans Bett geklebt zu sein.«
    »In Anbetracht seines derzeit stark reduzierten Engagements für Hygiene«, gab ich zu, »könnte das durchaus sein.«
    »Wenn er nicht aufstehen will, könntest du ihm vielleicht mit einer Flasche Shampoo und einem Stück Seife Angst machen«, schlug Landen vor.
    »Und den armen Jungen damit lebenslang traumatisieren? Schämen Sie sich, Mr Parke-Laine!«
    Landen lachte, und ich ging mit angestrengt guter Laune die Treppe hinauf.
    Ich klopfte an die Tür, erhielt keine Antwort und drückte behutsam die Klinke hinunter. Eine tödliche Geruchsmischung schlug mir entgegen: alte Socken und ungewaschene Jugend. Wenn man das in Flaschen abfüllen und destillieren könnte, dachte ich, wäre es ein hervorragendes Mittel gegen Haifischattacken, aber das sagte ich nicht. Junge Menschen vertragen Sarkasmus so schlecht. Die Wände waren bedeckt mit Jimi-Hendrix- und Che-Guevara-Plakaten. Die beherrschende Figur aber war Wayne Skunk, der Sänger und Lead-Gitarrist von Strontium Goat. Der Fußboden war mit Hemden, Hosen und Schuhen, nicht erledigten Hausaufgaben und Tellern voller Essensreste bedeckt. Ich glaube, früher gab es mal einen Teppichboden in diesem Zimmer, aber davon war nichts zu sehen.
    »Hallo, Friday«, sagte ich zu dem reglosen Bündel unter der Bettdecke. Ich setzte mich auf den Bettrand und gab dem kleinen Stück Ellenbogen, das ich entdeckte, einen Schubs.
    Aus dem Daunenberg kam ein knurriges Grunzen.
    »Dein Vater sagt, du hast deine Hausaufgaben noch nicht gemacht.«
    »Grunz.«
    »Ja, kann schon sein, dass du für zwei Wochen vom Unterricht ausgeschlossen bist, aber das heißt nicht, dass du die Hausaufgaben nicht machen musst.«
    »Grunz.«
    »Wie spät? Es ist jetzt neun Uhr, und ehe du nicht aufrecht und mit offenen Augen im Bett sitzt, kann ich nicht zur Arbeit gehen.«
    Es folgten ein Furz und ein weiteres Grunzen. Ich seufzte und gab ihm einen weiteren Stoß. Langsam hob sich ein ungewaschener schwarzer Schopf aus der Bettdecke. Zwei Augen mit schweren Lidern sahen mich an.
    »Grunz«, sagte er. »Grunz-grunz.«
    Ich überlegte, ob ich ihn darauf hinweisen sollte, dass es sehr nützlich ist, wenn man beim Sprechen den Mund

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