Irische Liebesträume
ging er hinüber zu seiner Schwester.
Ellie konnte nicht hören, was die beiden miteinander redeten, nur sehen, dass sie offensichtlich miteinander stritten. Sehr hitzig. Dann schob sich Feargal entrüstet an Terry vorbei und ging ins Haus. Verlegen kam Terry die Stufen herunter und zu Ellie herüber.
“Ich habe es getan”, gestand sie.
“Was?”, fragte Ellie.
“Die Kabel am Motor herausgerissen. Ich möchte, dass Sie bis zu meiner Hochzeit bleiben”, sagte sie. “Nachdem Sie mein Kleid gerichtet haben und so nett waren, wäre es nicht fair, Sie nicht bei der Feier dabeizuhaben. Und ich will, dass Sie bleiben. Schließlich ist es mein großer Tag. Und ich kann dazu einladen, wen ich will”, schloss sie bestimmt.
“Oh Terry”, rief Ellie hilflos aus. “Ich kann nicht bleiben, wirklich nicht.”
“Oh doch, Sie können. Mutter möchte auch, dass Sie bleiben. Außerdem ist Feargal damit einverstanden.”
Ja, darauf möchte ich wetten.
“Bitte”, flehte Terry. “Es ist nur ein Tag länger. Und Feargal wird auf dem Gut sein, sodass Sie ihn nicht sehen.”
“Nein.” Ellie blieb hartnäckig. “Nun kommen Sie schon, Terry. Befestigen Sie die Kabel wieder. Und lassen Sie mich von hier weg.”
“Das kann ich nicht”, sagte sie und lächelte triumphierend. “Declan hat mir gesagt, wie man sie herausreißt, aber nicht, wie man sie wieder zusammensteckt. Feargal kann es später richten.”
Sie zuckte die Schultern. “Kommen Sie mit.”
Ellie seufzte. “Dann werde ich ins Dorf hinuntergehen und einen Mechaniker holen müssen.”
“Wollen Sie wirklich nicht bleiben?”, fragte Terry traurig.
“Es ist keine Frage des Wollens. Oh Terry! Tun Sie mir das nicht an.”
“Aber ich mag Sie. Nun kommen Sie schon, seien Sie nicht kindisch.” Ohne auf eine Antwort zu warten, ging sie zum Kofferraum und begann, Ellies Gepäck herauszunehmen.
“Terry …”
“Seien Sie nicht böse”, bat Terry. “Wollten Sie wirklich nicht bei meiner Hochzeit dabei sein?”
“Doch, natürlich. Aber Terry …”
“Feargal wird nichts dagegen haben. Bestimmt nicht.”
Würde er jetzt glauben, sie hätte die Kabel selbst herausgerissen? Natürlich würde er das.
“Möchten Sie mit mir nach Drogheda kommen?”, fragte Terry.
“Wie?”
“Mit dem Bus natürlich. Kommen Sie. Es wird Spaß machen. Dort können Sie in der St. Peter’s Church den abgetrennten Kopf des Heiligen Oliver sehen.”
“Oh, vielen Dank! Das hört sich ja ganz reizend an. Genau das hat mir jetzt noch gefehlt.”
Terry kicherte und half Ellie dabei, das Gepäck zurück in ihr Zimmer zu tragen. Dann zog sie sie mit sich die Treppe hinunter und durch das Dorf, wo sie auf den Bus warteten. Nun, jedenfalls würde sie jetzt Feargal nicht in die Quere kommen. Ein Jammer, dass es nicht sein Kopf war, den sie sich in St. Peter’s Church anschauen konnten.
Ellie genoss den Tag tatsächlich, sah die Dinge mit Terrys Augen, aus einer anderen Perspektive, und war immer wieder erstaunt, wie warmherzig und freundlich die Menschen hier waren. Sie besuchte mit Terry zusammen verschiedene Geschäfte, und zwischendurch sahen sie sich tatsächlich die Reliquien in St. Peter’s Church an. Terry schien sie mit Ehrfurcht und Staunen zu betrachten. Ellie kamen sie schrecklich und makaber vor und wie aus einem Albtraum. Wäre es nach Feargal gegangen, hätte sicherlich auch ihr Kopf hier gestanden.
Wieder zu Hause, versuchte Terry, Ellie dazu zu überreden, sie zu einer Freundin zu begleiten, zu einer Art Damenkränzchen, wie sie vermutete. Aber Ellie gab vor, müde zu sein, und ging in ihr Zimmer. Dort blieb sie auch, nur dass sie sich zwischendurch in der Küche etwas zu essen machte. Sie hörte die Gäste eintreffen, lärmend und lachend, und seltsamerweise fühlte sie sich plötzlich ausgeschlossen und einsam. Sie konnte sich nicht erinnern, dass sie sich je zuvor einsam und ausgeschlossen gefühlt hatte. Ihr war klar, dass es hauptsächlich an Feargals Verhalten lag und an ihrem eigenen beschämenden Vergnügen, das sie daran gefunden hatte. Während sie auf dem Bett lag und versuchte, ein Buch zu lesen, schaute sie immer wieder auf die Uhr, bis es Zeit war, sich auszuziehen und schlafen zu legen. Noch ein Tag, und dieses Mal würde sie endgültig abreisen.
Der nächste Morgen begann mit dem hektischen Durcheinander, das Hochzeiten gewöhnlich mit sich bringen, ob sie nun gut organisiert sind oder nicht. Dadurch blieb Ellie keine Zeit zum Nachdenken.
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