Iron Man - Von Black Sabbath bis Heaven & Hell
fest, dass wir ein neues Album produzieren würden.
87: The Devil You Know
Während der Tour hatten wir kaum Zeit für das Songwriting. In meiner Garderobe standen ein Verstärker und eine Gitarre, auf denen ich so vor mich hinspielte. Ich nahm einige Riffs auf einem kleinen Digital-Rekorder auf, doch konzentrierte Arbeit war etwas anderes. Ich wollte die Ideen nur festhalten, um vielleicht an irgendeinem Punkt darauf zurückzugreifen, doch ein kompletter Song entstand dabei nicht. Wir setzten uns nie zusammen hin, weil wir nicht sonderlich viel Zeit miteinander verbrachten. Geezer und ich reisten in einem Bus, und auch Vinny und Ronnie hatten sich ein eigenes Vehikel gemietet. Meist fuhren wir zu unterschiedlichen Zeiten ab. Nach einem Gig duschen Geezer und ich für gewöhnlich und ziehen uns dann zurück. Ronnie hält sich hingegen meistens noch einige Stunden in den Clubs auf, trinkt ein paar Drinks und trifft sich mit Leuten. Wenn wir mit dem Tourbus kutschiert werden, pennen wir meistens unterwegs. Hinzu kommt noch, dass ich ein Frühaufsteher bin und Ronnie erst ziemlich spät aus den Federn kommt. Bei solch gegensätzlichen Tagesabläufen ist ein gemeinsames Songwriting schier unmöglich.
Und so begannen die Sessions erst nach dem Ende der Tour. Ich arbeitete schon zu Hause vor, indem ich die Riffs aufnahm und einige Vorschläge zur Struktur der Songs machte, und brannte die mehr als 20 Ideen auf CD und flog nach Kalifornien, wo meine drei Mitstreiter lebten. Auch Ronnie und Geezer hatten ihre Beiträge aufgenommen, während Vinny hinsichtlich der Rhythmen Vorschläge machte. Wir trafen uns in Ronnies Haus, genehmigten uns einen Drink und hörten das Material in entspannter Atmosphäre an. Die Demos, die uns direkt ins Ohr gingen, kamen in die engere Wahl, egal von wem sie stammten. Zum Schluss stellten wir eine neue CD mit den besten Nummern zusammen, an denen wir in den nächsten Wochen arbeiten wollten.
„Atom And Evil“, der erste Track des Albums, stammt von Ronnie. Wir übernahmen den kompletten Song ohne großartige Änderungen. Lediglich kleinere Melodieschnörkel wurden beigesteuert.
Einige von Geezers oder meinen Riffs setzten sich auch durch, mussten aber noch weiter verfeinert oder umarrangiert werden. Wir inspirierten uns gegenseitig, wodurch die Stücke stärker an Kontur gewannen. Ich fand diese Arbeitstechnik wunderbar. Statt alles allein zu kreieren, waren die anderen vom ersten Tag an voll bei der Sache, was sich natürlich positiv auswirkte. Auf diese Art schrieben wir sechs Songs.
Dann legten wir für eine US-Tour im August 2008 eine Pause ein, nach der sich alle frisch und hoch motiviert an die nächsten Stücke setzten. Das lief nach dem gleichen Schema ab – jeder sammelte eigene Ideen, wir trafen uns und wählten die besten Vorschläge aus.
Als wir uns für „Atom And Evil“ entschieden, fühlte sich Ronnie sichtlich geehrt. Er hatte Text und Musik selbst geschrieben, gab sich aber eher bescheiden: „Wir müssen den Song nicht machen.“ Dann fügte er hinzu: „Aber wenn ihr ihn wollt …“
Ich antwortete: „Ein wunderbares Stück. Ein großartiger Song, den wir unbedingt machen müssen.“
Als wir in L.A. an den Stücken werkelten, ließ ich mir im Keller meines Miethauses ein kleines Studio einrichten. Mein Tontechniker Mike Exeter wohnte auch dort und regelte den Aufbau. Am Abend trafen wir uns bei Ronnie, und am nächsten Morgen setzte ich mich zu Hause hin und versuchte noch mehr aus dem Track herauszuholen und das Riff leicht abzuwandeln. Später fuhr ich zu Ronnie und spielte den anderen das vor. „Bible Black“ basierte auf einem Riff, das in Großbritannien entstanden und von Ronnie wieder und wieder geändert worden war. Eines Morgens, ich saß im Kellerstudio, fiel mir ein völlig neues Riff ein, das wesentlich besser passte und dem Titel das gewisse Etwas gab.
Doch nicht alle Songs stammten aus den Vorbereitungen. „The Turn Of The Screw“, „Neverwhere“ und „Eating The Cannibal“ entstanden komplett bei Ronnie. Wir saßen ja nicht nur rum und hörten uns die CDs an, sondern jammten auch viel. Die meisten Titel des Albums entstanden so gemeinsam. Auch die vorbereiteten Stücke wurden durch die jeweils anderen Musiker verändert. Wir verschoben Passagen, packten neue Übergänge und kleine Melodien in die Songs, feilten und polierten, was das Zeug hielt, um einen Track möglichst interessant klingen zu lassen. Statt sich zufrieden zu geben
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