Iron Man - Von Black Sabbath bis Heaven & Hell
nicht so hoch. Ich meinte zu Ralph: „Ich habe da nicht besonders Lust drauf. Verlang doppelt so viel.“
Er verdoppelte die Gagenforderung, und sie willigten ein.
So setzte ich mich in den Flieger nach Moskau. Mit an Bord waren noch Tony Martin und Glenn Hughes , Bonnie Tyler sowie Rick Wakeman und sein Sohn. Am Tag der Ankunft schleppten mich die Veranstalter zu einem Essen, das wahrscheinlich nur als Vorwand diente, um unglaubliche Mengen Alkohol zu kippen. Hier einen Schnaps, da einen Schnaps, und schon waren die Gläser wieder voll und man sprach einen Toast auf wer weiß wen aus. Wenn ich das einige Tage durchgezogen hätte, wäre ich ein toter Mann gewesen. Ich konnte mich nicht mehr auf den Beinen halten: „Ich muss ins Bett. Ich habe morgen einen Auftritt!“
Sie widersprachen heftig: „Das ist eine schwere Beleidigung!“
Scheiße, da steckte ich nun in der Klemme. Denn normalerweise trinke ich keine Schnäpse.
„Nein, nein, nicht ins Hotel. Los runter mit dem nächsten!“
Ich gab nach. Logisch, dass ich mich am Tag darauf nicht sonderlich fühlte.
Kurz vor der Show saß ich entspannt in der Garderobe, als es plötzlich an der Tür klopfte. Ich öffnete und wurde beinahe von einer ganzen Armee von Fotografen, Kameramännern und Leibwächtern überrannt – der reine Wahnsinn. Jemand steckte mir eine Medaille an und sagte feierlich: „Die ist für den Frieden zwischen den Völkern.“
Er schüttelte mir für die Kameras die Hand und verschwand.
Wusch – so schnell sie in die Garderobe gestürmt waren, so schnell hatten sie den Raum auch wieder verlassen.
Ganz sicher bin ich mir nicht, aber ich glaube, es war Putin höchstpersönlich.
Beim Konzert saßen nur wohlhabende und vornehm gekleidete Persönlichkeiten auf den Plätzen, die offensichtlich Verbindungen zur Regierung pflegten. Wir spielten in einem kleinen Theater mitten im Kreml, das 200 Zuschauern Platz bot. Ich fand den Gig äußerst merkwürdig.
Dort traf ich Tony Martin zum ersten Mal seit der Forbidden -Tour 1995. Er sang „Headless Cross“. Die Begegnung, zuerst beim Konzert und später im Restaurant, verlief reibungslos.
Das Restaurant war für normale Gäste geschlossen worden, sodass nur das Personal der Show und die Musiker dort dinierten. Mein Gitarrentechniker, mein Assistent, ein Angestellter des Konzertveranstalters und ich aßen dort zu Mittag. Außer uns saß dort keine Menschenseele. Ich bat um die Weinkarte und wählte eine exklusive und teure Flasche aus. Als ich einen Schluck aus dem Glas nahm, meinte ich zur Bedienung: „Der Wein ist schlecht.“
Sofort erschien der Oberkellner und erkundigte sich nach dem Problem.
„Der Wein ist schlecht.“
Sein angriffslustiger Blick verriet alles.
„Der Wein ist nicht schlecht. Er kann gar nicht schlecht sein.“
Aber es stimmte. Wahrscheinlich hatte schon seit Jahren niemand mehr solch eine teure Flasche bestellt. Kulanterweise brachten sie mir eine andere Karaffe.
Aber auch die war schlecht!
Ich flüsterte zu dem Veranstalter-Typen: „Das ist doch nicht zu glauben. Sag bloß nichts. Wir gehen jetzt ohne großes Aufsehen zu erregen. Der Oberkellner hat mir einen verdammt giftigen Blick zugeworfen.“
Das Personal dachte wohl, dass ich ein ganz dämlicher Schnösel bin – bestelle mir zwei Flaschen und nippe nur daran.
86: Neubeginn
Im Herbst 2006 verkündete mir Ralph, dass die Plattenfirma eine Compilation der Dio-Ära zusammenstellen wolle. Ich hatte Ronnie erst kürzlich bei einem Gig in Birmingham getroffen und schlug Ralph vor: „Warum fragen wir Ronnie nicht, ob er Lust hat, zwei neue Titel für das Album einzuspielen? Als einmalige Angelegenheit.“
Ronnie bekundete sein Interesse und setzte sich in den Flieger von Kalifornien nach Großbritannien. Wir hockten uns in meine Küche, tranken eine Tasse Kaffee und dann noch eine und versuchten, uns wieder aufs Neue kennen zu lernen. Wir dachten nicht an ein gemeinsames Projekt, sondern wollten uns nur einige Gedanken zu den Stücken machen. Schließlich meinte ich: „Sollen wir mal rübergehen?“
„Klar.“
Wir latschten ins Studio und wurden vom alten Fieber gepackt. Statt der angedachten zwei Nummern schrieben wir drei Songs. Die gute Stimmung spornte unsere Kreativität an und wir entschieden uns für drei Songs in unterschiedlichen Tempi – eine langsame Nummer, einen Mid-Tempo-Track und einen schnellen Rocker, also für jeden etwas. Zuerst machten wir uns an den langsamen Titel, „Shadow Of
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