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Irrgarten Der Liebe

Titel: Irrgarten Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Julius Bierbaum
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wunderbar
    Von ururalten Weinen;
    Die waren gelb wie Oel und klar,
    Er hat getrunken über ein Jahr,
    Mit ihm sein Weib und die Seinen.
     
    Er kam dazu, wußte selbst nicht wie,
    Und eure ganze Philosophie,
    Die wirds auch nicht erklären.
    Schaut nur und hört wies ihm geschah:
    Er ging halt hin, und der Wein war da;
    So sind die alten Mären.
     
    Christoph Patzeber in einer Nacht
    Hat sich mal auf den Weg gemacht,
    Wollte nach Wälschmichel gehen.
    Da führte was ihn in die Quer,
    Nach Wälschmichel kam er nicht mehr,
    Denn er hat Wein gesehen.
     
    Wein! Achtzehn Faß mit Hahn und Krahn
    Sahn ihn wie achtzehn Augen an
    Recht freundlich und mit Winken.
    Sie lagen in einem Keller tief,
    In den hell eine Treppe lief;
    Patzeber, der thät trinken.
     
    Sakra! das schmeckt! Doch aus der Hand
    Den Wein zu trinken ist Sünd und Schand.
    Was giebts da zu besinnen!
    Christoph holt sich zwei Flaschen groß,
    Steigt wiederum in das alte G'schloß
    Und läßt voll Wein sie rinnen.
     
    Gemächlich will er wieder gehn,
    Da sieht Weißbärte drei er stehn,
    Die haben nichts in Händen
    Als eine Tafel und Kreide weiß,
    Es wird ihm eisig bald, bald heiß:
    Jesus! wie wird das enden!
     
    Hebt drum zu vaterunsern an;
    Da tröstet ihn der älste Mann:
    Wir thun dir nichts zu leide!
    Hol Wein dir nur, so oft du willst,
    Es schreibt nicht auf, wie oft du füllst
    Das Flaschenpaar, die Kreide.
     
    Patzebern dünkt das wunderbar,
    Doch angenehm. Ein ganzes Jahr
    Hat er mit allen Seinen
    Tagtäglich sich gefüllt aufs neu
    Die Flaschen ohne Reu und Scheu
    Mit Hadernburger Weinen.
     
    (Denn in der Hadernburg geschah
    Die seltsame Historia.
    Ist bei Salurn gelegen;
    Dietrich von Bern hielt Hochzeit drin
    Mit einer schönen Kurtaatscherin,
    Der alte Niblungdegen.)
     
    So trank er voller Freudigkeit,
    Bis daß ein' hohe Obrigkeit
    Dahinter ist gekommen.
    Erbarmte sich der Seele sein
    Und hat: woher, von wem der Wein,
    Ihn ins Gebet genommen.
     
    Ob er nicht gar vom Teufel wär?
    Patzeber bracht die Flaschen her.
    Sie kosteten gar schnelle:
    Nicht aus Salurn ist dieser Wein,
    Drum kann er nicht gestohlen sein,
    Und schmeckt auch nicht nach Hölle.
     
    Patzeber! Wo fließt dieser Quell?
    Christoph bekannte auf der Stell,
    Wo er den Wein thät finden.
    So gehe hin und hol aufs neu,
    Daß nochmals wir nach Pflicht und Treu
    Behördlich ihn ergründen!
     
    Patzeber lief. Doch sonderbar:
    Wo gestern Trepp und Keller war,
    Da gähnte schwarze Leere,
    Und Schläge sausten hageldicht,
    Patzeber fiel aufs Angesicht
    Und fürchtete sich sehre.
     
    Dann sah er tief, tief unter sich
    Den lieben Keller; schauerlich
    Saßen darin die dreie
    Und murmelten in ihren Bart
    Und kritzelten nach Kaufmannsart
    Viel Ziffern Reih an Reihe.
     
    Sprach dumpf der Aelteste: es stimmt!
    Sein Nachbar ein Stück Kreide nimmt,
    Durchstreicht die Ziffernreihen,
    Daß es wie eine römsche Zehn
    Oder ein Andreaskreuz zu sehn,
    Mit dicken Strichen zweien.
     
    Dann, als dies stumm geschehen war,
    Zählte auf in Silbermünze bar
    Der dritte dreißig Thaler,
    Drückt sie Patzebern in die Hand,
    Wimmert ein bißchen und verschwand.
    Aufdämmerte ein fahler
     
    Lichtschein, und durch die graue Luft
    Zog hin und her ein Moderduft;
    Patzebern wollt es scheinen,
    Als ging ein Leichenzug vorbei;
    Mit Fackeln sah er noch die drei
    Und hörte leise weinen.
     
    Weiß Gott, ihm war nicht wohlgemut,
    Obwohl in seinem alten Hut
    Die dreißig Thaler klangen.
    Er lief davon wie hundsgejagt,
    Mit Stottern hat er ausgesagt,
    Was Grauens ihm ergangen.
     
    Die Thaler gingen rundherum
    Im hohen Ratskollegium,
    Ob sie nach Schwefel röchen?
    Nein, nein: sie waren blinkeblank
    Und hatten keinerlei Gestank
    Und klangen nicht nach Blechen.
     
    Christliche Thaler! Gut und recht!
    Doch Christoph hatte ausgezecht,
    Er starb nach zehen Tagen;
    Das hatte wohl die römische Zehn,
    Die er in jener Nacht gesehn,
    Vorkündend wollen sagen.
     
    Nach Christoph hat in mancher Nacht
    Manch Bauer sich noch aufgemacht,
    Zu trinken alte Weine
    Im Keller Dieterichs von Bern;
    Ich selber thät es herzlich gern:
    Indes, es fließen keine.
     
    Die Obrigkeit ist schuld daran!
    Ich klage die Salurner an,
    Daß sie den Wein vertrieben.
    Nun ist für jenen Malvasier
    Zur Strafe ein recht saurer ihr,
    Ihr eigner Wein verblieben.
     
    Oh heilige Bureaukratie,
    Vergiß der Märe Lehre nie:
    Laß ferne deine Hände
    Von Dingen wunderbarer Art!
    Sonst seng dir saurer Wein den Bart!
    Das ist der Märe

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