Irrgarten Der Liebe
Auf und Ab
liegt mitten diesen Kreisen.
Spruch
Ein jeder Mann hat seine Rüpeljahr.
Der wird kein ganzer Kerl, der nie ein Rüpel war.
Nur freilich, daß es geht, so wie mans treibt:
Mancher sein Lebtag bloß ein Rüpel bleibt.
Wahlspruch
Tragt Stein auf Stein zum Bau der Zeit:
Ich bau mich;
Türmt Türme für die Ewigkeit:
Ich bau mich;
Schleift spiegelblank die Menschheit glatt:
Ich bau mich;
Ich bin der blauen Pläne satt:
Ich bau mich.
Schwerthuldigung
Mit meinen Speeren
Will ich dich ehren,
Mit meinen Schwerten
Will ich dich werten,
Mit Stechen und Hauen
Will ich dir trauen,
Herr Feind!
Quietistendevise
Weise bin ich worden,
Wie der König Salomo,
Stifte mir den Orden
Zum gezähmten Floh.
Künstlerkernspruch
Welch Gegacker! Welch Gemecker!
Schriller Streit um die Geschmäcker.
Laß sie meckern! Laß sie gackern!
Wir wolln unsern Acker ackern.
Aesthetisches von den Kühen
Ah, wie glänzt das neue Thor!
Jede Kuh fürcht sich davor;
Es ist viel zu reine.
Laßts mit Mist beschmissen sein,
Gehen alle wedelnd ein,
Und es fürcht sich keine.
Vom Lorbeer
Lorbeer ist ein gutes Kraut
Für die Saucenköche;
Wers als Kopfbedeckung wünscht,
Wisse, daß es steche.
Das kommt von den Ochsen
Weil Ochsen ihm sein Rosenbeet zertraten,
Ward er Aristokrat aus einem Demokraten.
Eheglücksspruch
Es steht kein Wort in unserm Ring;
Rein ist der Reif um unser Leben.
Für unser Glück, dies stille Ding,
Wollts keine Goldschmiedworte geben.
Hans und Grethe
Hans und Grethe, Grethe und Hans;
Ueberall derselbe Tanz;
Immerfort derselbe Kreis,
Von Adam her im Paradeis
Zielt alles auf denselben Strich:
Das Ding ist unabänderlich.
Zwei Sprüche für Prüde
1.
Die Sittlinge müssen sich immer genieren,
Wenn Einer recht herzhaft von Liebe spricht.
Sie denken halt immer ans »Amüsieren«,
An des Rätsels Heiligkeit denken sie nicht.
2.
Natur, mein Freund, ist immer sittlich.
Der Staatsanwalt freilich ist unerbittlich.
Jüngst hat er ein Andachtsbuch konfisziert,
Weil sich zwei Fliegen drauf kopuliert.
Misch dich nicht drein
In Liebesdingen raten,
Das heiß ich Narrenthaten.
Red an die Wand, red in den Wind,
Sie werden eher hören, als Die in Liebe sind.
Reisespruch
Bunte Dörfer, bunte Kühe,
Ackerpracht und Ackermühe,
Reichsten Lebens frischer Lauf.
Dreht sich alles weit im Kreise;
Mittendurch geht deine Reise:
Thu nur Herz und Augen auf.
Wetterregeln des Bunten Vogels
(Meinem Vater und meiner Mutter.)
Januar
An Fabian und Sebastian
Geh in den Keller, dreh auf den Hahn.
Februar
Wenn es um Lichtmeß stürmt und tobt,
Sei Grogk und Punsch gleich hochgelobt.
März
Gute Dinge sind Märzen-Ferkel und Märzen-Fohlen,
Aber die meisten Märzlieder soll der Kuckuck holen.
April
So lange die Dichter schweigen vor Georgi und Markustag
So lange dichten sie hernach.
Mai
Warmer Mai:
Viel Stroh und Heu;
Ein paar Gedichte sind auch dabei.
Juni
Das erste Wetter brüllt,
Die erste Rose lacht,
Nun, bitt ich, Menschenkind,
Ein klar Gesicht gemacht!
Juli
Magdalene, Margarethe
Weinen gern allebeede.
Brauchst dir nichts daraus zu machen;
Andre Mädel giebts, die lachen.
August
Kräht der Dichter auf dem Mist,
Nennt er sich feierlich Naturalist,
Aber das Wetter bleibt doch, wies ist.
September
An Mariä Geburt
Fliegen die ersten Schwalben furt,
Aber am Geburtstag der lieben Frau
Werden auch die ersten Trauben blau.
Oktober
Nach dem Tag Sankt Gall
Bleib die Kuh im Stall,
Nach dem Tag Lukas
Bleib der Mann am Faß.
November
Sankt Martin:
Feuer im Kamin;
Nun singe mit Luthern:
Laß fahren dahin!
Dezember
Eis hängt an den Weiden,
So ists an der Zeit.
Hat sichs ausgeschneit,
Wirst du Palmen schneiden.
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