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Irrgarten Der Liebe

Titel: Irrgarten Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Julius Bierbaum
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jedem kleinen Laufmädel schenken, denn es giebt nichts Vornehmeres, als Reichtum, der sich mitteilt.
    Was rede ich viel! Es giebt ein Wort, das dieses alles ausdrückt: Liebe. Darum mußte dieses Wort auch in dem Titel meines Buches stehen, und es will auch dort in diesem umfassenden Sinne verstanden werden. Und: Irrgarten? Warum: Irrgarten der Liebe? Das, lieber Freund, ich gestehe es Ihnen gern, ist eine poetische Floskel, eine Art Bilderrätsel, und ich hätte es durch
ein
Wort ersetzen können: Jugend.
    Doch ich gerate ins Kommentieren meiner selbst, und mein Ehrgeiz läge gerade darin, daß dieses Buch keines Kommentars bedürfte.
    Darum nur nochmals das eine Wort: Dank!
     
    In herzlicher Ergebenheit
     
    Ihr Bierbaum.
     
    München, den 4. Mai 1901.
     
     

Vorwort zur zweiten Auflage
     
    (Sechstes bis fünfzehntes Tausend)
     
    Die erste Auflage dieses Buches ist kaum eine Woche im Handel, und schon stellt sich die Notwendigkeit heraus, eine zweite herzustellen, und zwar in doppelter Höhe: Zehntausend Stück.
    Man wird begreifen, daß ich aufs angenehmste überrascht bin. Wenn ich mich gefaßt und von meinem wollüstigen Schrecken erholt haben werde, und wenn (aber dieses Wenn ist eine fast frevelhafte Verwegenheit) noch eine dritte Auflage nötig werden sollte, will ich versuchen, die Empfindungen eines modernen Lyrikers im Auflagensturme in Worte zu fassen. Für diesmal fehlt es mir sowohl an Ruhe wie an Zeit. Ich bin nicht einmal imstande, die verschiedenen Druckfehler zu korrigieren. Nur eine Aenderung mußte stattfinden. Auf den Seiten 262/263 und 290/291 mußten einige Verse durch andere ersetzt werden, weil mir das Autorrecht darauf streitig gemacht wird. Freilich geschieht das mit Unrecht, aber es geschieht von einer Seite her, mit der ich auch im Streite nichts zu thun haben mag.
    München, den 14. Juni 1901.
     
    OTTO JULIUS BIERBAUM.
     

Einladung
     
    Meine Schwestern, meine Brüder, wollt ihr
    Mit mir gehn in meinen großen Garten?
    Kommt! Ich lad euch ein. Weit steht er offen.
    Freude nenn ichs, wenn ich Gäste habe,
    Und mir kann nichts besseres geschehen,
    Als ein bischen Dank aus euren Herzen.
     
    Glaubt, ich weiß: Es giebt viel schönere Gärten,
    Alte, von den Meistern angelegte,
    Die in bessren Zeiten freier bauten,
    Könige der Kunst und große Herren.
    Diese Gärten werden immer schöner,
    Denn es liegt der Glanz der großen Zeiten
    Ueber ihnen, und in ihrem Erdreich
    Ist die Kraft lebendig ersten Samens.
    Heiligtümer sind es unsrer Freude,
    Wo schon unsre Väter heiter gingen,
    Unsre Mütter, eh sie uns geboren,
    Sich den Blumen lächelnd nieder neigten,
    Die noch heute ihren Duft uns schenken.
     
    Und ich lad euch, meine lieben Schwestern,
    Lieben Brüder dennoch ein, zu kommen
    Und in meinem Garten froh zu wandeln.
    Meine Einsamkeit sehnt sich nach Gästen,
    Meine Blumen wollen sich verschenken,
    Meine vielgewundenen Wege wollen
    Nicht bloß mich in Busch und Schatten führen,
    Mich, der diesem Garten fremd geworden.
     
    Denn es ist der Garten meiner Jugend.
     
    Ich bin selber nicht mehr hier zuhause;
    Nur ein Gast noch, und ein seltner, bin ich
    Diesen Gängen, diesen Wiesen, Beeten
    Und Gebüschen, und Verwundern fast mich
    Immer, wenn ich durch den Garten schreite.
     
    Manchmal wol auch Rührung, manchmal Aerger;
    Diese Blume seh ich lächelnd an, und jene
    Möcht ich lieber aus dem Erdreich heben;
    Hier ein Weg, den ich mit Lust verfolge,
    Dort ein Pfad, verloren in Gestrüppen,
    Den ich gern verschüttete. Doch immer
    Wehr ich ab den Wünschen: Mag es bleiben,
    Wie es, unbewust halb, einst geworden.
     
    Wollt ich diesen Garten neu bebauen,
    Keine Zeit fänd ich für meinen neuen, –
    Ach, vielleicht auch keine Lust. Er bleibe,
    Wie er ist. Und schenkt er meinen Gästen
    Nur ein Hundertteil der Freude, die er
    Mir geschenkt, als ich ihn einstens baute,
    Ist er doch ein rechter Freudengarten.
     
    Denn ich habe ihn mit Lust und Schmerzen,
    Die der Freuden allertiefste waren,
    Angebaut auf meinem eignen Lande,
    Auf dem Mutterboden meines Lebens;
    Habe ihn gespeist mit meinem Blute,
    Habe ihn gehegt mit meinem Herzen,
    Und die Sonne, die ihm schien, war meine
    Liebe.
     
    Zähl ich ab die Summe meines Glückes:
    Hier stehn seine Blüten. Was ich fühlte,
    Schaute, griff, umfaßte, – hierher trug ichs,
    Hier versenkt ichs in die heilge Erde
    Meiner Kraft, die mir befahl, zu bilden,
    Was ich lebte. – Keiner, der die Blumen
    Dieses Gartens ansieht, mag es ahnen,
    Wie

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