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Irrsinn

Irrsinn

Titel: Irrsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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wollen?«
    »Massenhaft«, versicherte ihm Billy.
    »Mit diesem Ort geht es den Bach runter, seit dieses hochg e stochene Volk aus San Francisco hierher zieht«, sagte Ned verdrossen.
    »Da Sie es sich also nicht erlauben konnten, auch den zweiten Zwerg mit dem Vorschlaghammer zu zertrümmern, hatten Sie keine andere Wahl, als denen ans Fenster zu pinkeln.«
    »Genau. Allerdings hab ich nicht vorschnell gehandelt. Ich hab eine Woche lang über die Lage nachgedacht und dann erst zugeschlagen.«
    »Woraufhin Henry Friddle mit voller Blase auf sein Dach geklettert ist, um sich zu rächen.«
    »Richtig. Aber er hat gewartet, bis ich ein Geburtstagsessen für meine Mom veranstaltet hab.«
    »Unverzeihlich«, kommentierte Billy.
    »Greift etwa die Mafia unschuldige Familienmitglieder an?«, fragte Ned empört.
    Obgleich die Frage rhetorischer Natur gewesen war, antwort e te Billy im Hinblick auf sein Trinkgeld: »Nein. Die Mafia hat Anstand. «
    »Und das ist ein Wort, das diese Akademikertypen nicht mal buchstabieren können«, sagte Ned. »Meine Mom war sechsun d siebzig. Sie hätte einen Herzinfarkt erleiden können.«
    »Also«, sagte der Fremde, »während Friddle versucht hat, gegen Ihr Esszimmerfenster zu pinkeln, ist er vom Dach gefallen und hat sich beim Aufprall auf den Ned-Pearsall-Zwerg das Genick gebrochen. Nette Ironie.«
    »Ironie?«, sagte Ned. »Keine Ahnung. Jedenfalls war’s ung e mein befriedigend. «
    »Erzähl ihm doch, was deine Mom gesagt hat«, drängte ihn Billy.
    Nach einem Schluck Bier sagte Ned: »Meine Mom hat zu mir gesagt: ›Junge, lass uns den Herrn preisen! Das beweist, dass es einen Gott im Himmel gibt.‹«
    Der Fremde brauchte einen Augenblick, um diese Worte zu verdauen. »Sieht ganz so aus, als wäre sie sehr religiös«, meinte er dann.
    »War sie nicht immer. Aber mit zweiundsiebzig hat sie ’ne Lungenentzündung bekommen.«
    »Es ist sehr praktisch, in einer solchen Lage Zuflucht zu Gott nehmen zu können.«
    »Sie hat sich gedacht, wenn es Gott gibt, dann rettet er sie vielleicht. Und wenn’s ihn nicht gibt, dann hat es sie nichts gekostet als das bisschen Zeit, das sie fürs Beten verschwendet hat.«
    »Zeit«, meinte der Fremde weise, »ist unser wertvollster Besitz.«
    »Stimmt schon«, sagte Ned. »Aber meine Mom hätte sowieso nicht viel davon vergeudet, weil sie meistens beim Fernsehen gebetet hat.«
    »Was für eine beeindruckende Geschichte«, sagte der Fremde und bestellte sich noch ein Bier.
    Billy öffnete eine Flasche Heineken, stellte ein frisch geküh l tes Glas auf den Tresen und flüsterte: »Geht aufs Haus.«
    »Das ist aber nett von Ihnen. Danke. Ich hab schon gedacht, für einen Barkeeper sind Sie ein ganz schön ruhiger und zurückhaltender Typ. Na ja, eventuell verstehe ich jetzt, w a rum.«
    An seinem einsamen Außenposten am anderen Ende der Theke hob Ned Pearsall sein Glas zum Toast. »Auf Ariadne! Möge sie in Frieden ruhen.«
    Womöglich gegen seinen Willen zeigte der Fremde wieder Interesse. »Doch nicht etwa noch eine Gartenzwergtragödie?«, fragte er.
    »Krebs«, sagte Ned. »Zwei Jahre, nachdem Henry vom Dach gefallen war. Ist jammerschade.«
    Der Fremde goss das frische Bier in sein seitlich geneigtes Glas. »Ja, der Tod relativiert so manchen kleinlichen Streit«, sagte er.
    »Ich vermisse sie«, sagte Ned. »Sie hatte ’nen echt heißen Vorbau, und sie hat nicht immer ’nen BH getragen.«
    Der Fremde zuckte zusammen.
    »Wenn sie im Garten gearbeitet oder den Hund ausgeführt hat«, erinnerte sich Ned fast träumerisch, »dann waren die Möpse so hübsch am Baumeln und Hüpfen, dass einem ganz schwummerig geworden ist.«
    Nun warf der Fremde einen Blick in den Spiegel hinter dem Tresen, vielleicht um festzustellen, ob er genauso entsetzt aussah, wie er sich fühlte.
    »Billy«, sagte Ned, »hatte sie nicht die tollsten Dinger, die man sich vorstellen kann?«
    »Und ob!«, pflichtete Billy ihm bei.
    Ned rutschte von seinem Hocker und watschelte in Richtung Toilette. Als er an dem Fremden vorbeikam, blieb er stehen. »Selbst als der Krebs sie aufgefressen hat, ist ihr Vorbau kein bisschen geschrumpft. Je dürrer sie wurde, desto größer haben ihre Dinger ausgesehen. Sie war echt heiß, fast bis zum Ende. Was ’ne Schande, oder, Billy?«
    »Was ’ne Schande«, echote der Barkeeper, während Ned seinen Weg fortsetzte.
    Nach einer Weile gemeinsamen Schweigens sagte der Fremde: »Sie sind ein interessanter Bursche, Billy.«
    » Ich? Also, ich

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