Isarhaie: Der vierte Fall für Max Raintaler (German Edition)
wäre er nicht von vornherein gegen ihn eingestellt, wie sein
übereifriger Kollege. »Dann warten wir jetzt nur noch kurz zusammen auf den
Herrn Wurmdobler, und dann soll er den Fall übernehmen. Das hier ist schließlich
Sache der Kripo, so wie es aussieht. Sehen Sie, so einfach kann alles sein.
Hier bitte, Ihre Papiere zurück. Ich habe mir alles notiert.«
»Danke … Mann!
Super.« Max nahm debil vor sich hin grinsend seine Brieftasche entgegen,
stopfte sie in die rechte hintere Tasche seiner Jeans und schloss danach
erschöpft die Augen. Herrschaftszeiten, in was für einen Schlamassel bin ich da
bloß hineingeraten?, haderte er mit sich selbst. Hoffentlich ist Franzi bald
da, sonst tun mir die zwei Volldeppen noch was an. Denen ist alles zuzutrauen.
Was muss ich auch so viel Ouzo saufen? Das schadet doch sowieso bloß der Dings … äh … der
Leber. Aber geschmeckt hat es schon. Oder? Kann mich nicht mehr dran erinnern.
Ja, leck mich doch am Arsch, bin ich besoffen. Der Wahnsinn. Aber echt. Der
absolute Wahnsinn. Auf jeden Fall.
2
»Aufwachen, Max! Hey, Max, wach
endlich auf! Ja, wird’s bald, du alte Rauschkugel.«
»Franzi?
Franzilein?« Max blickte mit flatternden Lidern in das runde Gesicht seines
untersetzten glatzköpfigen Exkollegen.
»Max.
Was machst du bloß für Sachen?«
»Ouzo,
Franzi. Bloß ein paar beschissene Ouzos zu viel.« Er beugte sich zur Seite und
beförderte lautstark und ohne Vorwarnung einen Teil des angesprochenen
Anisgetränkes samt Essensbeilage und Bier auf den Gehsteig.
»So
ist’s gut. Immer raus mit dem Dreck«, lobte ihn Franz und tätschelte
freundschaftlich seine Schulter. »Na komm. Steh erst mal auf und setz dich in
meinen Wagen. Oder leg dich am besten hinten rein und schlaf weiter. Das mit
dem Verhör können wir später auch noch machen.«
»Verhör?
Was für ein Verhör, Franzi?« Max, dem nur noch unglaublich schlecht war,
versuchte mit aller Konzentration, die ihm noch zur Verfügung stand, seine
Gedanken zu ordnen. Umsonst.
»Ein
ganz normales Verhör. Was glaubst du denn? Schließlich bist du von zwei
Streifenbeamten blutüberströmt neben einer Leiche aufgefunden worden.«
»Aha.
Ach so … Stimmt ja. Aber ich habe dir doch am Dings, äh … Telefon gesagt, was los war. Oder haben wir gar nicht telefoniert?«
»Doch
wir haben. Meine Herren, hast du einen Rausch!« Franz schüttelte den Kopf. »Ich
glaube dir natürlich, dass du an der Sache hier unschuldig bist. Die
Rechtsmedizin wird das morgen auch auf jeden Fall bestätigen, nehme ich an.
Todeszeitpunkt und so, du weißt schon. Und deine Aussage, die du den beiden
Streifenbeamten gegenüber gemacht hast, haben wir auch. Aber mitnehmen und
verhören muss ich dich leider trotzdem. Das schreibt der Gesetzgeber vor. Das
weißt du doch selbst.«
»Na
gut, Franzi. Ist mir alles recht. Aber erst will ich schlafen. Mir geht es
momentan wirklich nicht so, äh … gut.« Max beförderte eine
weitere lauwarme Ladung Essen, Bier und Ouzo aus seinem Magen in die laue Nacht
hinaus.
»Logisch.
Kotz dich in aller Ruhe aus. Dann bring ich dich zum Wagen rüber. Und dann
bekommst du eine schöne Zelle und eine gemütliche Pritsche auf dem Revier.«
»Eine
Zelle? Willst du mich etwa verhaften?« Max schielte erstaunt zu Franz hinauf.
Der spinnt wohl, dachte er.
»Schmarrn,
Max. Aber so wie du beieinander bist, kann ich dich unmöglich allein nach Hause
lassen. Oder willst du lieber ins Krankenhaus?« Franz wusste natürlich, dass er
seinen Freund auf keinen Fall laufen lassen durfte, solange das mit der Tatzeit
nicht geklärt war. Schließlich war Max so betrunken, dass er ohne Weiteres in
den Tod der rothaarigen Frau hätte verwickelt sein können. Vielleicht sogar,
ohne es selbst zu wissen. Da musste unbedingt erst mal Klarheit rein. Auch im
Sinne von Max. Ganz besonders im Sinne von Max.
»Nein,
auf keinen Fall. Im Krankenhaus gibt es diese, diese Dinger, äh … diese
Viren, die einen umbringen. Das mit der Zelle geht schon klar, Franzi. Alles
bestens. Ich bin wirklich sehr, sehr Dings, äh … müde.«
Nachdem
Max seinen Magen wieder einigermaßen im Griff hatte, packte ihn der kleine dicke
Franz unter den Armen und zog ihn hoch. Dann schleppte er ihn zu seinem
Dienstfahrzeug hinüber und verstaute ihn auf der Rückbank. Sobald Max dort lag,
begann er laut zu schnarchen.
Wie hat
denn der überhaupt noch mit mir telefonieren können in seinem Zustand?, fragte
sich Franz. So dicht habe ich ihn ja schon
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