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Isartod

Isartod

Titel: Isartod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kämmerer
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Hummel schmiss es ein – und ab ging die Post! Er verriss das Lenkrad, das Auto geriet kurz ins Schlingern. »Was ist des?«, röchelte er.
    »Unkonzentrierte Fahrweise, würd ich sagen.«
    »Was für ein Teufelszeugs …?«
    »Brühwürfel«, sagte Mader trocken. » Maggi – die besten.«
    »Das ist krank.«
    »Im Gegenteil – sehr gesund! Lebenswichtige Salze. Jetzt fahren S’ endlich weiter.«
    Ja, so schmeckt der Polizeialltag, dachte sich Hummel und spürte der Salzwüste in seinem Mund nach.
    FINGERZEIG
    Vor dem Naturbad Maria Einsiedel stand die ganze Karawane. Einsatzfahrzeuge, Notarztwagen, Feuerwehr.
    Es schüttete ohne Unterlass. Trotzdem war das Absperrband gesäumt mit Schaulustigen. Unter Schirmen die ganze Haute Couture des benachbarten Campingplatzes: Jogginghosen und Trainingsanzüge in grellen Farben, Bademäntel, Adiletten, Ganzkörper-Goretex an Bermudashorts. Jung und alt, sogar Kinder.
    »Herrschaftszeiten, warum sind die nicht in ihren Wohnwagen?«, moserte Mader.
    Hummel parkte den Wagen vor der Holzwand des FKK -Bereichs und wollte den Zündschlüssel ziehen, als Mader ihn zurückhielt. Er konzentrierte sich.
    Oans, zwoa, drei … Er riss die Tür auf. Der Regen stoppte schlagartig. Hummel starrte Mader an. Mader lächelte. »Das ist erst der Anfang!«
    Hummel schüttelte den Kopf und öffnete die Tür. Seine Füße versanken im Morast. Seine neuen Wildlederboots! Mit denen er sich bei Beate als hoffnungsloser Romantiker outen wollte. Original-Achtzigerjahre-Robin-Hood-Gedächtnisstiefel.
    Sie gingen über die matschige Liegewiese bis zu der Stelle, wo der Eiskanal in das Gelände des Schwimmbads mündet.
    »War ich oft beim Schwimmen, als Bub«, sagte Mader.
    »Ich auch«, sagte Hummel. »Der Eiskanal. Vorne rein, hinten raus.«
    Mader stapfte voran, zum gleißenden Lichtteppich der mobilen Flutlichtanlage, die den Fundort der Leichebeleuchtete. Hyperrealistisch . Jeder nasse Grashalm ein Statement, das Wasser im Eiskanal wie Quecksilber, oben glatter Film, unten zerrend, wild. Strudel am Fanggitter.
    Zwei Taucher mühten sich im Wasser. Räumten Äste, Blattwerk, Müll beiseite, um an die Leiche zu kommen. Von der sah man im Moment nur einen nackten weißen Arm. Ein Fingerzeig in den Nachthimmel. Dort ist das Jenseits!
    Hummel schauderte.
    Mader scannte die Umgebung.
    Bajazzo stand kläffend am gurgelnden Wasser.
    »Servus, Mader. Hummel«, begrüßte sie Zankl, Maders zweiter Assistent.
    »Wer hat die Leiche gefunden?«, fragte Mader.
    »Der Hund von so einem Campingtyp. Wartet in der Umkleide.«
    »Der Hund?«
    »Na. Beide.«
    Die Taucher waren jetzt bei der Leiche und versuchten, sie herauszuziehen. Bei der starken Strömung ein makabres Schauspiel. Wie Slapstick, nur nicht lustig. Einer hielt sie an den Füßen, einer an den Händen.
    Fast hatten sie es geschafft. Doch da stolperte der hintere, tauchte unter, der vordere versuchte mit aller Kraft die Leiche zu halten, sie entglitt auch ihm. Ganz. Oder fast ganz. In einer Hand hielt er eine … Hand ! Nein, nur die Haut der Hand! Wie ein Handschuh. Der Taucher sah die Haut schockiert an und schleuderte sie an Land.
    Plotsch!
    Hummel und Zankl starrten auf das schlabbrige weiße Etwas in der grün glänzenden Wiese. Maders Gesichtsausdruck sagte gar nichts.
    Bajazzo schnüffelte interessiert.
    Schließlich lag auch der Rest im nassen Gras. Eine Frau. Weiß, aufgequollen, voller Flecken. Schwarze Unterwäsche, viel zu eng für den aufgedunsenen Körper. Dunkles, langes Haar. Das Gesicht entstellt von Treibholz und Metallgitter. Trotzdem eine Ahnung von Schönheit. Und daneben im Flutlichtgras die Hand: Knochen, Sehnen, Muskeln. Haut und Nägel. Schon spektakulär.
    »Waschhaut«, sagte Dr. Fleischer, die wie aus dem Nichts aufgetaucht war. »Kann man ausziehen wie einen Handschuh. Muss schon länger im Wasser liegen, die Gute.«
    Mader nickte stumm. Hummel starrte sie fasziniert an – Dr. Fleischer! Die langen schwarzen Haare, die vorwitzige schmale Nase und die messerscharfen Augenbrauen. In dieser Reihenfolge. Das Beste zum Schluss: Ihr spitzer Busen stach durch die Ballonseide des Overalls und erzeugte bei ihm ein flaues Gefühl. Dr. Fleischer durchschaute seine Assoziationskette bis ins letzte Glied. Ihr Lächeln war wie ein Skalpell.
    »Dr. Fleischer, können Sie auf den ersten Blick schon was sagen?«, fragte Mader.
    »Ob sie ertrunken ist, weiß ich erst, wenn ich den Leichnam eröffnet habe. Was aber auffällig ist, sind die

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