Isartod
über die gewissen Kreise gesammelt und diese Unterlagen und Daten an einem sicheren Ort deponiert hatte, war es ja sowieso nur eine Frage der Zeit, bis jemand Druck machte und seinen Stadelheim-Aufenthalt beendete. Wenn Patzer richtig auspackte, fände das sogar Dr. Günther nicht so gut. Mit wem sollte er dann noch Golf spielen? Das hatte ihm Steinle gesteckt. Patzer verlor übrigens seinen Humor nicht. Nutzte die Gelegenheit, um über ein neues Investmentprojekt nachzudenken: Edelknast mit Driving Range. Sagte man nicht: im Loch sitzen?
Jakko landete ebenfalls in Stadelheim, als seine Schulter einigermaßen verarztet war. Er war eigentlich ganz froh, jetzt in ruhigen Gewässern zu schippern. Haftmildernde Aussagen machte er gegenüber Mader allerdings nicht, hatte er doch schon am zweiten Tag seines Aufenthalts beim Hofgang Patzer getroffen. So ist das. Einmal Chef, immer Chef. Einmal Bummerl, immer Bummerl.
Ja, Steinle … Klar half er seinen Lieben aus der Patsche. Wie gesagt – wenn die Zeit reif war. Vorher machte er Katrin noch ein gutes Angebot für ihren Immobilienbesitz. Die überlegte tatsächlich, weil jeder Neuanfang kostspielig ist, und einen Neuanfang brauchte sie. Außer Reichweite von Patzer. Denn der war bald wieder raus. Katrin wusste jetzt übrigens auch, dass ihr geliebter Vater ein Liebhaber sadistischer Sexspielchen war. Das war schnell zu verifizieren, als sie dessen Arbeitszimmer durchforstete. Besonders bizarr: ein Video mit der Hallmeier. Ihr Vater in geblümter Schürze und die Hallmeierin in schwarzem Gummi! Katrin war nun durchaus gewillt, das Anwesen an Steinle zu verkaufen. Denn sie sah, dass sie ihrem Mann am meisten wehtat, wenn Steinle jetzt der Boss war.
Das schöne Isartal würde also tatsächlich bald eine Riesenbaustelle für den Wellnesswahn ISARIA sein? Das wusste man nicht wirklich, denn die Scheichs von Abu Dhabi waren nach den anhaltenden Finanzwirren in den Wüstenstaaten und der Verhaftung Patzers doch einen Tick nervös. Alles war wieder offen.
Halbwegs offen war übrigens auch der Vollzug von Franz, der wegen seiner Drogenkarriere und Steinles beeindruckenden Plädoyers zum Thema Kunst und Wahnsinn schließlich als nicht zurechnungsfähig eingestuft wurde und im Bezirkskrankenhaus Haar in der Psychiatrie landete. Dort zog er mithilfe seines Bruders eine Metzgerei auf, durfte jedoch nur hinter den Kulissen arbeiten. Aber mit freiem Verkauf, total hip bei der Münchner Schickeria. Fleisch von einem verurteilten Mörder, der noch dazu Künstler war. Wie die Leute eben sind. Sie liebendas Exotische. Und der Werbeslogan war super: Irre gute Wurst!
Ach ja. Steinle schob Mondo 6 diskret die Viertelmillion rüber. Sonst würde er die nie mehr loswerden.
Und das Geld aus dem Koffer? Das hat zwei Jungs von der Straßenmeisterei glücklich gemacht. Richtig glücklich. Kauften davon große Fernseher, flache Porsche und dicke Goldketten.
Und die Guten?
Ist schnell gesagt.
Dr. Günther war ausgesprochen stolz auf seine Mitarbeiter und hat Mader und seinem Team als Belohnung einen Grillabend bei ihm zu Hause angedroht.
Zankl trat bald mit seiner Frau eine dreiwöchige Fruchtbarkeitskur in der Steiermark an und konzentrierte sich jetzt schon ganz auf seine Mitte.
Dosi war endlich richtig angekommen in München und beschloss, nun auch ihre Altlasten in Passau zu regeln. Bestimmt. Bald.
Mader buchte aus heiterem Himmel einen Flug nach Paris und überließ Hummel seinen geliebten Bajazzo.
Für Hummel war das ein Glücksfall, denn er stieg enorm im Ansehen der hundeausführenden Damenwelt. »Ist der süß!«, hörte er allenthalben, wenn er Bajazzo in den Max-Anlagen ausführte. Komisch, einzig die schöne Beate war in seiner Vorstellung in letzter Zeit etwas verblasst. Hummel überlegte sich hingegen ernsthaft, ob er sich nicht für einen Rock-’n’-Roll-Kurs anmelden und sich besser an Liebesgedichten als an einem Krimi versuchen sollte.
Und Bajazzo? Machte alles richtig. Dachte nicht lang nach. Lebte in den Tag. Nahm’s, wie’s kam.
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