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Isle of Night Bd. 1 - Die Wächter

Isle of Night Bd. 1 - Die Wächter

Titel: Isle of Night Bd. 1 - Die Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wolff
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Sonntags-Kreuzworträtsel und rezitierte auswendig Gänsehaut verursachende Lyrik. Für ihn war eine kluge, schlagfertige Partnerin genau das Richtige. Und er würde in mir eine kluge, schlagfertige Partnerin erkennen – nicht eine schräge Tusse mit einem abartig hohen IQ . Nur ein Mädel, das echt gut in Jeopardy und einigen der eher seltenen germanischen Sprachen ist.
    Ich würde mir sogar diese French-Pediküre antun, wenn ich damit einen Typen wie ihn ködern könnte. Hielten kultivierte College-Boys so was für sexy? Ich betrachtete verstohlen meine kurzen, abgebrochenen Zehennägel.
    Mir hatte wohl eine Mom gefehlt, die in solchen Dingen Bescheid wusste. Irgendwie war ich nie den Verdacht losgeworden, dass alle Mädels bis auf mich eine Art Handbuch zum Thema Wie angle ich mir einen Mann erhalten hatten. Wie hatte meine Mutter ihre Nägel getragen? Kurz und ohne jeden Firlefanz wie ich oder mit langen künstlichen Press-ons in Beerenrot?
    »… tut mir leid«, sagte die Frau. Das Lächeln auf ihren Zügen wirkte beinahe echt, und das beunruhigte mich.
    »Leid?« Ich knipste mein Fake-Grinsen an wie einen Photonenschirm. »Moment … was sagten Sie eben?«
    »Ich sagte, dass Sie sich erst immatrikulieren können, wenn Ihr Diplom vorliegt.«
    Brauchte sie einen Fetzen Papier oder was? Ich überlegte krampfhaft, ob in dem Berg von Dokumenten, den mir die Schule ausgehändigt hatte, auch so etwas wie eine offizielle Urkunde gewesen war. »Was meinen Sie damit?«
    »Sie müssen erst mal die Highschool beenden, ehe Sie sich am College einschreiben.«
    »Aber ich habe die Highschool beendet. Mit Diplom .«
    »Noch nicht ganz.« Sie bedachte mich mit einem herablassenden Lächeln.
    Am liebsten hätte ich die Frontscheibe ihres kleinen Glaskastens eingeschlagen. Ich umklammerte den Tresen. »Doch. Bereits im Dezember. Ich bin für das Frühjahrssemester hier angemeldet.«
    Klack klack klack. Die fuchsienroten Nägel flogen über die Tastatur. »Das Einzige, was ich für Sie tun könnte, wäre eine Verschiebung Ihrer Anmeldung auf das Herbstsemester.«
    »Warten Sie!« Ich presste die Stirn gegen ihr Fenster. »Sind Sie sicher, dass Sie die richtigen Daten haben? Annelise Drew? Dale R. Fielding High School?«
    »Ja.« Ihre Augen wurden schmal und ließen sie wie eine verbiesterte Muppetshow-Figur in einem Prüfungsamt aussehen. »Ihr Diplom ist unvollständig. Und ohne den vollen Leistungsnachweis können wir Sie hier nicht aufnehmen. Offiziell sind Sie immer noch an der Highschool.«
    »Nein!« Ich noch an der Highschool? Das durfte nicht wahr sein. Das durfte verdammt noch mal einfach nicht wahr sein. Mir war nach Kotzen zumute. »Das ist unmöglich.«
    Sie hackte wieder auf ihrem Computer herum. Ihr falsches Lächeln verwandelte sich in eisige Missbilligung. »Sie müssen erst noch Ihren Schwimmtest bestehen.«
    » Schwimmtest? « Meine Stimme war am oberen Anschlag. Ich hatte den süßen College-Boy in die hinterste Schublade meines Gehirns verdrängt. Aber den konnte ich mir eh abschminken, wenn sie mein Abschluss-Diplom hier nicht anerkannten. »Soll das ein Scherz sein? An meiner Highschool gibt es keinen Schwimmtest.«
    »Ich scherze nie, meine Liebe.« Frau Amt wurde pampig. Klack klack klack. »Dale R. Fielding High School. Neuregelung.« Klack klack. »Ab sofort findet am Ende eines jeden akademischen Jahrs ein Schwimmtest statt.« Klack klack klack klack klack. »Das Abschluss-Diplom kann erst nach Ablegen dieser Schwimmprüfung ausgehändigt werden.«
    »Ich bin immer noch an der Highschool«, murmelte ich wie ein Zombie. Mir schwirrte der Kopf, und meine Finger fühlten sich wie Eiszapfen an, als ich den Papierkram wieder in meiner Mappe verstaute. Immer noch an der Highschool.
    »Sie müssen zurück an Ihre Schule und dort den Test machen. Dann können wir Sie im Herbstsemester aufnehmen.«
    Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Ich wusste nur, dass ich eher sterben als nach Christmas zurückgehen würde.
    »Machen Sie einfach den Test, Miss Drew«, sagte sie und wandte sich meinem Hintermann zu. Klares Zeichen, dass ich störte.
    Danke für den tollen Rat. »Aber ich kann nicht schwimmen.«
    Entsetzen und Mitleid legten sich wie ein Schleier über die Züge der Frau. Jeder in Florida konnte schwimmen. Babys erhielten praktisch schon auf der Neugeborenen-Station eine Pipette mit Swim-Ear-Ohrentropfen. Jeder hatte einen verdammten Pool. Jedes Kind ging in einen Schwimmverein. Jeder Weiße lief

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