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Isle of Night Bd. 1 - Die Wächter

Isle of Night Bd. 1 - Die Wächter

Titel: Isle of Night Bd. 1 - Die Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wolff
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übersprungen. Und daheim ausgezogen.«
    »Du kannst nicht viel älter als sechzehn sein«, meinte er nachdenklich. »Das heißt, dass du verdammt helle bist.«
    Ich fuhr meine Stacheln aus. Die Leute sehen eine kleine Blondine und denken sofort, sie hätten ein leichtgläubiges Ding vor sich, dem sie imponieren können. »Bald achtzehn.«
    Er schenkte mir ein fieses Lächeln. Der Typ spielte mit mir. Was galt nun? Nicht viel älter als sechzehn oder tolle Frau? Ärgerlich, dass ich nicht den Mut hatte, ihn danach zu fragen.
    »Und du willst nicht zurück?« Er nagelte mich mit einem ruhigen Blick fest, und plötzlich fand ich es nur noch halb so schlimm, über mein Zuhause zu reden.
    »Nach Christmas?« Seine hochgezogenen Augenbrauen schienen Verwirrung auszudrücken, und deshalb holte ich aus: »Yeah, irgendein Loser kam auf die Idee, das Kaff, aus dem ich stamme, Christmas zu nennen. Das muss man sich mal vorstellen! Und nein, ich glaube nicht, dass ich je wieder zurückwill. Daheim erwartet mich ein Suffkopf – mein Vater – und The Yatch.« Ich merkte, dass er mir nicht ganz folgen konnte, und klärte ihn auf. »Kurzform von Beeyatch. Die Vollzicke. Meine Stiefmutter.«
    Kein Lächeln, keine Reaktion. Dann fragte er: »Willst du mit diesem dämlichen Slang beweisen, wie tough du bist?«
    Ich starrte ihn an, total platt. Da muss ich nix beweisen, ich bin verdammt tough, und das nicht erst seit heute , wollte ich antworten. Aber seine Stimme hatte leise und eindringlich geklungen, als sei er einer tiefen Wahrheit über mich auf die Spur gekommen.
    »Aber lassen wir das. Komm, Annelise!« Er trat auf mich zu und streckte die Hand aus. »Ich fahre dich.«
    Es dauerte einen Augenblick, bis mein Verstand die Worte aufnahm, da meine Hormone eine Million anderer Gedanken auf die Reise schickten, die jegliche Logik und Vernunft überrollten. (Aus der Nähe ist er noch größer, als ich dachte! In so einer Nobelkarosse sitzt du auf Tuchfühlung mit dem Fahrer! Wir könnten über Proust diskutieren und uns eine Schoko-Madeleine teilen!)
    Schließlich setzte sich ein Körnchen Realität durch. Wann hatte ich ihm meinen Namen verraten?
    Ich musterte ihn. Wie ein Serienkiller sah er nicht aus. Aber wie sah ein Serienkiller aus? Andererseits – würde sich ein Serienkiller so ungeniert im Immatrikulationsamt herumtreiben?
    Was konnte schon passieren? Die Wagenfenster seines Autos bestanden aus ungetöntem Glas, und die Türen schienen ganz normal zu funktionieren. Außerdem war der Kofferraum viel zu klein, um eine Leiche darin zu verstauen.
    Andere, nicht ganz unwichtige Frage: Gab es eine Alternative?
    »Ich weiß nicht mal, wie du heißt.« Ich wollte ihm vertrauen.
    Er hielt den Arm immer noch ausgestreckt, und das sah verdammt ritterlich aus, weniger ein saloppes Hilfsangebot als ein erhebendes Reich-mir-die-Hand. Unsere Blicke trafen sich, und ein Schauer durchlief mich. Ich hatte das Gefühl, in die grünen Tiefen seiner Augen zu stürzen.
    Ich konnte nicht anders. Meine Hand glitt in seine. Er umfasste sie sanft und kräftig zugleich, geschmeidig und warm. »Ronan«, sagte er schlicht.
    Eine einzige Berührung, und all meine Bedenken verpufften. Meine Haut erwärmte sich, prickelte, als stünde sie unter Strom.
    Er führte mich zur Beifahrertür. Als ich meine Hand aus seiner löste, konnte ich wieder klarer denken. Ich beobachtete, wie er um den Wagen herumging und meine Reisetasche in den Kofferraum verfrachtete.
    Flüchtig überkamen mich Zweifel, doch dann rief ich mir seine Berührung ins Gedächtnis zurück. Wird schon schiefgehen! Ich zwängte mich in das winzige Cockpit und strich mit den Fingerspitzen über das weiche, schwarze Leder und das glänzende Edelholz-Armaturenbrett.
    Ronan stieg ein und schloss die Tür. Sein männlich-herber Duft umhüllte mich wie eine berauschende Wolke.
    »Woher kommst du?«, fragte ich zerstreut, weil mir gleichzeitig die Frage durch den Kopf ging, welche Fächer dieser Typ wohl studierte. »Oder willst du mir weismachen, dass du an der University of Florida studierst?«
    Da war er wieder, dieser Blick, der mir durch und durch ging. Ronan atmete tief ein, und ich hatte das Gefühl, dass er mich völlig in sich aufsog. Meine Haut begann zu kribbeln. Spürte er meine Nähe ebenso intensiv wie ich seine?
    »O Gott«, hörte ich mich murmeln.
    Er lachte, und der tiefe Klang seiner Stimme vibrierte so heftig in meinem Innern, dass mir die Knie zitterten. »Gott, echt? Glaubst du

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