Ismaels fliegende Wale
daß sie den Raum überhaupt erreicht hatten, denn der Angriff der Stacheltiere war in allen Aspekten schrecklich und unerwartet gekommen.
„Und dann, kaum daß das Vieh wieder gegangen war, kamen die Schiffe von Booragangah“, erzählte der Mann. „Es war immer noch Nacht, deswegen schlich ich mich hinaus, versteckte mich hinter einem Felsen und lauschte. Männer von Zalarapamtra! Namalee, Tochter unseres Großadmirals! Die Leute von Booragangah prahlten damit, daß sie es gewesen wären, die das Ungeheuer hierherlockten! Ihre Schiffe hatten es erblickt, als es sich ihrer Stadt näherte. Es hätte sie angreifen oder auch verschonen können – das kann man bei einem Kahamwudu nie genau sagen. Es schwebt wie eine Wolke dahin und scheint sich um nichts anderes in den Lüften zu scheren. Aber manchmal ändert es seinen Kurs und fliegt auf eine Stadt zu – und diese ist dann dem Untergang geweiht.
Aber die Walfänger von Booragangah fingen Wale und verfütterten sie an das Kahamwudu und verloren dabei zwei Schiffe, die sich zu nahe an die Bestie heranwagten. Das Kahamwudu folgte ihnen schließlich …“
„Aber wie?“ fragte Ismael. „Ich denke, es besitzt keine Schwingensegel.“
„Es ändert seinen Kurs, indem es eine Serie lautstarker Explosionen erzeugt“, sagte Namalee. „Es läßt durch in seinem Körper vorhandene Löcher mit großem Lärm Feuer und Rauch entweichen. Auf gleiche Weise läßt es sich auf die Städte hinab, die es vernichtet.“
„Ein Tier, das Pulver verschießt und Bomben wirft?“ fragte Ismael. Er benutzte die englischen Worte für Bomben und Schießpulver, da in der Sprache Namalees solche Ausdrücke nicht existierten.
„Die Männer von Booragangah sagten, daß ihr Großadmiral, der auch die Walfängerflotte befehligte, auf diese Idee gekommen sei. Sein Name ist Shamvashra. Erinnert euch daran, Bürger von Zalarapamtra! Shamvashra! Er ist der Luftunhold, der unsere Stadt vernichtet hat!“
Ismael glaubte allerdings, daß Shamvashra lediglich das getan hatte, was die anderen auch getan hätten, wenn sie auf die Idee gekommen wären. Aber er schwieg.
„Sie sagten, es sei notwendig gewesen, diesmal härter zu arbeiten als je zuvor in ihrem Leben. Sie mußten Wale fangen und sie dem Biest ständig zuführen. Als sie auf der Jagd durch eine Krillwolke stießen, verloren sie ein Boot mit allen Männern und den dazugehörenden Beibooten, da es mit einem anderen zusammenstieß. Aber die Männer sagten, dieser Preis sei ein Preis gewesen, den man habe zahlen müssen, denn es sei ihnen immerhin gelungen, die Bestie nach Zalarapamtra zu locken. Und schließlich sagten sie, sie würden dies, wenn sich die Gelegenheit dazu böte, wieder tun. Sie würden sich aller Gegner entledigen und hätten dann keine Stadt mehr zu fürchten – ganz einfach deshalb, weil es außer der ihren keine mehr geben würde.
Einige andere meinten jedoch, dies sei keine gute Idee. Was würde sein, wenn sie auf eine Bestie stießen, die man nicht weglocken könne und die statt dessen Booragangah zerstöre? Das wäre das Ende der Menschheit.
Die meisten schienen allerdings über das, was sie getan hatten, glücklich zu sein. Schließlich brachten sie unseren großen Gott Zalarapamtra und auch die kleinen anderen Götter auf ihre Schiffe und segelten davon.“
Nach diesen Worten erhob sich aus dem Mund Namalees und denen der Matrosen ein einstimmiger Aufschrei. Manche der Männer begannen sich zu geißeln.
„Wir haben keine Götter mehr!“ rief Namalee. „Zalarapamtra ist ohne Götter! Sie sind Gefangene von Booragangah!“
„Wir sind verloren!“ rief ein Matrose.
Der Mann, der ihnen die Geschichte erzählt hatte, sagte: „Ich hörte, wie sie darüber sprachen, daß sie eines Tages zurückkehren und dafür Sorge treffen würden, daß wir unsere große Stadt nicht wiedererstehen lassen. Sie würden die Leute, die mit den Walfangschiffen zurückkämen, überraschen und sie erschlagen oder als Sklaven mit sich nehmen. Dieser Ort hier würde dann nur noch eine Heimstatt der Lufthaie sein, die über den Ruinen dahintreiben und nach Beute suchen.“
„Ohne unsere Götter sind wir machtlos!“ rief ein anderer Mann aus.
Sie fanden keine weiteren Überlebenden mehr. Nach der Rückkehr zum Schiff verbreitete die Mannschaft die Neuigkeiten. Der Kapitän wurde, nachdem Namalee ihn über alles ins Bild gesetzt hatte, aschgrau und verletzte sich in seinem Kummer dermaßen schwer, daß er nahe daran war, auf
Weitere Kostenlose Bücher