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Ismaels fliegende Wale

Ismaels fliegende Wale

Titel: Ismaels fliegende Wale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Jose Farmer
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wurde ihm augenblicklich klar, daß es sich um die Steinbestie handelte.
    „Das Ungeheuer ist nicht tot“, sagte Namalee.
    „Es wartet auf uns“, meinte Ismael. „Auf jeden Fall kann es die Treppenstufen nicht überwinden.“
    Das Ding machte keinerlei Anstalten, die Stufen zu erklettern, sondern verhielt sich so, wie man es von einer Statue erwartete. Das Ungeheuer übte sich in Geduld, und darin war es vielleicht der größte Meister, den diese Welt und auch jene, die Ismael verlassen hatte, kannte.
    „Es blockiert den Korridor“, sagte Karkri. „Und beim nächsten Mal wird es ziemlich wütend auf uns sein. Wir haben es verletzt; das wird es uns nicht vergessen.“
    „Das vermutest du“, sagte Ismael.
    Er kletterte weiter, bis er auf den nächsten schmalen Korridor stieß. Dieser führte etwa sechzig Fuß geradeaus und endete an einer steinernen Mauer. Aber die Stimmen, die sie gehört hatten, mußten ziemlich nahe sein. Ismael legte ein Ohr gegen die Wand und hörte den Singsang noch deutlicher.
    Vorsichtig klopfte er gegen die Wand. Er war überrascht, als er feststellen mußte, daß sie keinesfalls so dünn war, wie er angenommen hatte. Im Gegenteil; sie war ziemlich dick und solide. Erst nachdem er sie eingehend untersucht hatte, stellte sich heraus, daß die Stimmen durch eine Reihe von Öffnungen am Boden, in der Mitte und am oberen Ende der Wand zu ihnen hinausdrangen. Die Löcher hatten einen Durchmesser von etwa sechs Millimetern, waren in die Wand hineingebohrt worden und etwa einen Fuß voneinander entfernt.
    „Sie müssen diese Wand irgendwie bewegen können“, sagte Ismael zu Namalee.
    Er preßte sich gegen die Wand, versuchte sie beiseite zu schieben und leuchtete jeden Zoll der auf die Mauer zulaufenden Korridorwände ab, fand aber nichts, das nach einem Bewegungsmechanismus, der die Mauer an einem bestimmten Punkt hätte herumschwingen können, ausgesehen hätte. Der Gedanke, daß sie sich auf diese Art bewegen ließ, ließ Ismael nicht mehr los.
    „Vielleicht“, sagte Namalee, „befindet sich der Mechanismus auf der anderen Seite?“
    „Hoffentlich nicht“, erwiderte Ismael. „Obwohl das natürlich ein Weg wäre, um sicherzustellen, daß eventuelle an den Ungeheuern vorbeigekommene Eindringlinge nicht doch noch in den Tempel hineinkommen. Aber die Priester, die die Bestien füttern, müssen denen auf der anderen Seite doch irgendwie kenntlich machen, daß sie wieder in den Tempel zurück wollen. Sie könnten das natürlich auch durch die kleinen Löcher tun.“
    „Das Steinbiest kommt hinter uns her“, meldete Karkri.
    Ismael kehrte an den oberen Treppenabsatz zurück und schaute im Schein der von Karkri gehaltenen Fackel nach unten. Er hatte recht. Die Bestie hatte ihren mächtigen Panzer steil aufgerichtet und griff mit den klauenbewehrten Tatzen nach der ersten Stufe. Langsam, mit einem kratzenden Geräusch – die Panzerunterseite schleifte über den Stufenrand – zog das Ungeheuer sich nach oben. Es hatte den Hals weit ausgefahren, und sein Maul klaffte. Ismael ging ihm vorsichtig entgegen. Als er nahe genug gekommen war, warf er einen Blick in den weitgeöffneten Schlund.
    Das augapfelgroße Ding pulsierte weitaus stärker als beim ersten Mal. Der Pfeil und der Speer schienen von dem Organ völlig absorbiert worden zu sein. Möglicherweise hatten ihre Waffen das Biest noch mit zusätzlicher Energie versorgt. Das Leben des Ungeheuers schien demnach mit einem kleinen, langsam brennenden Feuer unter einem Teekessel vergleichbar zu sein. Trotz der geringen Energie, die ein solches Feuer abgab, reichte es aus, um den Inhalt eines Kessels zum Kochen zu bringen.
    Ismael näherte sich der Bestie um einige weitere Stufen, blieb jedoch aus der Gefahrenzone, so daß sie ihn nicht einmal erreichen konnte, wenn sie den Hals bis zum äußersten Punkt ausfuhr. Der Kopf des Ungeheuers schwenkte leicht von einer Seite zur anderen, als wolle es jedem seiner steingrauen Augen die Gelegenheit geben, den Feind zu mustern. Ismael ging eine Stufe zurück und wandte der Bestie dabei den Rücken zu. Während er sich an einer der steilen Stufen hinaufzog, hörte er Namalee schreien. Ohne sich umzusehen, zog Ismael sich hinauf und wandte sich dann um.
    Das Ding war ihm schneller gefolgt, als er für möglich gehalten hatte. Eine seiner Tatzen hob sich, und die tödlich aussehende, steingraue Klaue hakte sich am Rand der Stufe fest. Dann folgte die zweite Tatze, und die Vorderbeine knickten ein, um

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