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Italienische Märchen

Italienische Märchen

Titel: Italienische Märchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens Brentano
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sprach:
Prinz Röhropp, gleich
Spinnpuppe mir reich!
Oder ich bringe dir große Not,
Steche mit dem Messer das Prinzchen tot.
     
    Röhropp war in Verzweiflung über die Unverschämtheit der Mohrin, die alles haben wollte, was sie sah; und weil er sich schämte, den Edelknaben wieder hinüberzuschicken, ging er selbst in die Wohnung seiner Nachbarin.
    Liebseelchen empfing ihn mit der größten Freundlichkeit. Er brachte sein Anliegen mit großer Verlegenheit vor, und als Liebseelchen, um ihn länger bei sich zu sehen, allerlei Schwierigkeiten machte, ihm die Puppe zu schenken, sagte er endlich: »Verehrte Prinzessin! ach, ich will Ihnen ja gern alles, was mein ist, drum geben; schenken Sie mir nur die Puppe und retten Sie meinem Prinzchen das Leben. Bedenken Sie, daß ich der Rußika, welche die Puppe haben will, mein eigenes Leben verdanke. Sie ist es, die mich aus dem Grabe herausgeweint; aber ich muß sagen, sie hat mir keinen Gefallen damit getan, ich wollte lieber ewig versteinert liegen geblieben sein, als daß ich jetzt so von ihr gequält und gepeinigt bin.« – Da Liebseelchen dies hörte, ward sie sehr traurig über den Betrug und die Undankbarkeit der Mohrin. Sie gab dem Prinzen Röhropp die Puppe mit Tränen und verschloß sich in ihre Kammer und weinte. Röhropp, nicht weniger betrübt als Liebseelchen, brachte die spinnende Puppe seiner bösen Mohrin. Diese nahm die Puppe auf den Arm und trieb sie immer an zu spinnen mit den Worten:
Spinn, Puppe, spinn!
Spinn ein königliches Kleid,
Zwanzig Ellen lang und breit,
Und wird dir der Faden brechen,
Will ich dich mit Nadeln stechen;
Spinn, Puppe, spinn!
     
    Da spann die kleine Puppe immer emsiger und emsiger. Da Rußika aber sie immer noch mehr antrieb und endlich eine Nadel hervorzog, guckte die kleine Puppe sie zornig an und sprach:
Rußika, du treibsts zu toll.
Wenn ich immer spinnen soll,
Mußt du Märchen mir erzählen
Und nicht schmähen stets und quälen;
Willst du nicht in zehen Tagen
Fünfzig Märchen her mir sagen,
So will ich dem Röhropp klagen:
Daß du ihn so grob belogen,
Daß Liebseelchen du betrogen;
Denn du stahlst den Tränenkrug,
Merk dir das und werde klug!
     
    Als die Mohrin dies gehört hatte, ward es ihr angst und bang. Denn sie wußte auch gar keine einzige Geschichte als eine, die erzählte sie gleich:
Es war einmal ein Mann,
Der hieß Pumpan,
Pumpan hieß er,
An einen Stein stieß er
Und fiel dann in ein Loch;
Ich glaub, da liegt er noch.
     
    Die Puppe aber sagte: dies Märchen sei sehr dumm, sie wolle etwas Besseres hören, und wenn nicht gleich eine ganze Spinnstube voll Erzählerinnen herbeigeschafft werde, so wolle sie gleich dem Prinzen Röhropp alles sagen; denn hören müsse sie oder schwätzen. Da wünschte Rußika die Puppe über alle Berge und rief: »Röhropp!« – Der kam und ward von ihr mit den Worten empfangen:
Röhropp! such zehn Spinnerinnen,
Die auf fünfzig Märchen sinnen,
Sonst bring ich dir große Not,
Steche mit dem Messer das Prinzchen tot.
     
    Da ließ Prinz Röhropp voll Herzensangst in der Stadt und auf dem Lande durch Trompeter bekannt machen: alle alten Mütterchen, welche schöne Geschichten erzählen könnten, sollten sich morgen abend mit ihren Spinnrädern vor dem Schlosse einstellen. Da entstand eine Bewegung im ganzen Land. Aus allen Winkeln, hinter allen Öfen hervor, aus allen Bodenkammern, von allen Kirchentüren weg kamen die alten Mütterchen zusammengelaufen. Sie wuschen und trockneten und flickten und plätteten alle ihre schönsten Kleider. Da rasselten die Schlüssel, da knarrten die alten Kastendeckel, da knarrten die alten Schranktüren im ganzen Land, als sie ihren alten Putz hervorsuchten; dabei war ein Geplapper und Geschnatter und Gezische und ein Spektakel ohne Ende. Sie wuschen die alten Spinnräder und schmierten sie mit Öl und legten den schönsten Flachs um den Rocken, und so ging der Zug von allen Seiten auf die Stadt und auf den Schloßplatz zu.
    Da ließ sie der Prinz Röhropp in einen großen Kreis sitzen mit ihren Spinnrädern, und die zehn, welche zuerst ihren Rocken abgesponnen, die sollten die Ehre haben, der Prinzessin Rußika Märchen zu erzählen. Kaum war dies bekannt gemacht, als alle im Kreise geschwind wie der Wind die Brillen auf der Nase hatten, und nun ging es an ein Schnurren von einigen hundert Rädern, und die zehn, welche zuerst fertig wurden, waren nach der Reihe: die lange Jungfer Elsefinger, das magere Fräulein Klarefädchen, die munter Frau

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