Italienische Verführung
und vertraue dich Gott an, statt einer Flasche billigem Rotwein.“
„Sie haben leicht reden, Onkel“, entrüstete sich Edward. Er hatte darauf spekuliert, dass Randolph Pistolen vorziehen würde, und als dessen Sekundanten dann wirklich Feuerwaffen wählten, hatte er das für ein ausgezeichnetes Omen gehalten. Mit Pistolen konnte er gut umgehen. Seiner Meinung nach war er ausgezeichneter Schütze, was sein Onkel allerdings gewiss nicht von ihm behaupten würde. „Sie riskieren ja nichts. Auf einen Sekundanten schießt keiner.“
„Nein, das tut keiner. Gut für dich, sonst hätte ich nicht zugestimmt“, meinte sein Onkel und klopfte auf die Bibel auf seinem Schoß. „Für einen Mann der Kirche schickt es sich eigentlich nicht, bei dieser ritualisierten Art von Gemetzel mitzumachen. Aber wen sonst hättest du hier in Rom fragen können?“
„Wie tröstlich“, brummte Edward. Seitdem sein Onkel ihn kurz nach Mitternacht in der Taverne gefunden hatte, hielt er ihm andauernd die gleiche Predigt, und Edward hatte es satt. Fast war er bereit, sich vor Randolphs Pistole zu werfen, nur um endlich von Onkel Henry befreit zu sein. „Sie sollen mir im Angesicht des Todes Stütze sein und Frieden bringen und mir nicht den Kopf abreißen.“
„Wieso nicht, wo es doch dein Kopf – besser gesagt, dein Mund – ist, der dich bis vor das Angesicht des Todes gebracht hat?“ Der Onkel runzelte noch missbilligender die Stirn. „Wie ich gehört habe, hat Randolph noch nie ein Duell verloren. Genau deswegen hat ihn seit Jahren keiner mehr gefordert.“
„Dann ist es ja höchste Zeit, dass es einer tut“, gab Edward zurück. „Ich habe Vertrauen in meine Fähigkeiten, auch wenn Sie es nicht haben.“
Wenig überzeugt, ließ sein Onkel ein Grunzen hören. „Das ist nicht nur eine Frage der Fähigkeiten. Wieso du glaubst, eine so unbesonnene Tat könnte Lady Diana dazu bringen, dich ihm vorzuziehen, geht über meine Vorstellungskraft.“
„Frauen lieben Helden“, erwiderte Edward und war nicht bereit, seine Idee aufzugeben. Warum sollte er auch, wo sie doch so wunderschön war? Er fand Gefallen an der Vorstellung, einen guten Schuss auf Randolph abzugeben und ihn als Feigling dastehen zu lassen. Das würde ihn selbst zum Helden machen. Immer noch konnte er sich Diana als seine Gattin vorstellen. Dann würde sie mit der gleichen Anbetung zu ihm aufsehen, wie sie sie jetzt an Randolph verschwendete. Vielleicht konnte er dann sogar Randolphs Geliebte für sich fordern, diese göttliche Lucia. Er würde zuhören, wie sie seinen Mut pries, während sie sich ihm in wilder Liebe hingab. Ha, er würde es Randolph schon zeigen! Wenn …
„Frauen lieben lebende Helden“, stellte sein Onkel ungerührt fest. „Vermutlich hast du daran auch nicht gedacht.“
Edward lächelte nur. Er war fest entschlossen, ein lebender Held zu werden. Er hatte nicht die Absicht zu sterben, und er würde alles tun, um es zu verhindern. Wieder griff er nach der Flasche, nur um sicher zu sein, dass seine Hände nicht zitterten, wenn er den Abzug drückte.
„Nun, hier kommt der Anfang vom Ende.“ Onkel Henry klopfte mit seinen behandschuhten Fingerknöcheln leicht gegen das Fenster. „Das da ist jetzt Randolphs Kutsche. Mach dich bereit, Neffe. Sei ein Mal in deinem Leben ein Mann und mach dir nicht in die Hosen.“
Anthony stand neben den drei gespenstisch wirkenden Säulen, die einzigen Überreste des antiken Tempels von Castor und Pollux. Das war der Ort, auf den man sich für das morgendliche Duell geeinigt hatte. Unter den feinen römischen Herren war dieser Platz für solche Unternehmungen beliebt. Er besaß eine angemessen melancholische Atmosphäre und lag abgelegen. Den jungen Männern, die hier wegen einer Handvoll Karten oder einer Frau ihr Leben riskierten, war das wichtig. Zudem waren von den früheren Straßen vor dem Tempel noch genug Pflastersteine übrig geblieben, um einen sauberen, langen, geraden Pfad zu bilden, der sich perfekt für das Tötungsritual eignete.
Und Anthony war der Ort vertraut. So würde er Warwick gegenüber im Vorteil sein. Mindestens drei Mal hatte er sich hier schon duelliert, wenn er sich auch nicht mehr an alle Einzelheiten erinnern konnte. Aber diesen Morgen und dieses Duell würde er nie vergessen, das wusste er. Denn dieses Mal ging es um Diana.
„Es ist noch früh, Anthony“, rief sein Cousin Gianni, der bei der Kutsche stand. „Steig wieder ein. Hier ist es warm.“
„Ich fühle mich
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