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Ivanhoe

Ivanhoe

Titel: Ivanhoe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
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angeklagt, die sie gegen einen Ritter des heiligen Tempels ausgeübt haben soll. Sie leugnet ihre Schuld, erklärt das wider sie abgelegte Zeugnis für falsch, gottlos und unredlich und will dies durch ein Gottesgericht beweisen. Sie will einen Kämpfer stellen, der sie vertreten soll, auf ihre eigenen Kosten und Gefahr. Ihr Pfand wird dem Ritter vom heiligen Orden des heiligen Tempels Zions, Sir Brian de Bois- Guilbert übergeben, er soll diesen Kampf für seinen Orden und sich selber bestehen, denn er ist von der Angeklagten beleidigt und gepeinigt worden. Der dritte Tag von diesem ab ist durch unsern hochwürdigen Vater Lukas, Marquis von Beaumanoir, für diesen Kampf festgesetzt worden, und als Platz sollen die Schranken von St. Georg bei Templestowe dienen. Der Großmeister fordert die Angeklagte auf, sich durch ihren Kämpfer in diesen Schranken vertreten zu lassen, widrigenfalls sie als eine der Hexerei und Verführung überführte Person des Todes sterben soll. Der Großmeister bestimmt ferner, datz der Kampf in seiner Gegenwart abgehalten und dabei durchaus nach den ritterlichen Bestimmungen verfahren werden soll. Gott fördere die gerechte Sache!«
    »Amen!« sprach der Großmeister, und die Menge sprach es nach.
    Rebekka sagte nichts, sondern sah ein Weilchen mit gefalteten Händen zum Himmel, dann wandte sie sich um und fragte: »Ist wohl jemand hier, der aus Liebe zur guten Sache oder für reichen Lohn den Auftrag einer Unglücklichen ausrichten will?«
    Alles schwieg, denn niemand wagte sich angesichts des Großmeisters die Teilnahme an der verleumdeten Gefangenen merken zu lassen. Endlich sprach Higg, der Sohn Snells: »Ich bin nur ein armer Krüppel, aber daß ich mich wieder ein wenig bewegen kann, das verdanke ich der barmherzigen Hilfe dieses Mädchens. Ich will deine Botschaft übernehmen, so gut es ein Krüppel kann.«
    »Gott ist der Lenker aller Dinge,« sagte Rebekka. »Meine Botschaft zu überbringen, ist die Schnecke ebenso sicher wie der wildeste Falle. Geh zu Isaak von York – hier hast du genug, daß du dir ein Pferd beschaffen kannst – gib Isaak diesen Zettel. Mein Glaube steht fest, daß ich nicht eines solchen Todes sterben soll, sondern einen Kämpfer finden werde.«
    Die Botschaft, die Higg an Isaak von York zu bringen hatte, lautete folgendermaßen:
    »Mein Vater! Ich bin zum Tode verurteilt wegen eines Verbrechens der Zauberei. – Mein Vater, wenn ein tapferer Mann gefunden werden kann, der mit Schwert und Lanze gemäß der Sitte der Nazarener, am dritten Tage von heute ab in den Schranken von St. Georg bei Templestone für mich kämpfen will, so wird ihm vielleicht der Gott meiner Väter Kraft zur Verteidigung der hilflosen Unschuld verleihen. Wo nicht, so laß die Jungfrauen unseres Volkes um mich trauern, wie um eine Abgeschiedene, wie um eine Blume, die unter der Sichel gefallen ist. Schau dich um, ob du Hilfe für mich finden kannst. Ein Nazarener wäre vielleicht willens, für mich zu den Waffen zu greifen, Wilfried von Ivanhoe, der Sohn Cedrics des Sachsen, aber er wird jetzt noch nicht imstande sein, das Gewicht der Rüstung zu tragen. Demungeachtet sende ihm aber meine Botschaft, denn er hat großes Ansehen unter den Tapferen seines Volkes und findet vielleicht einen andern. Jedenfalls sage ihm, diesem Wilfried von Ivanhoe, daß Rebekka, ob sie nun am Leben bleibt oder stirbt, unschuldig ist an dem Verbrechen, dessen sie angeklagt ist. – So es Gottes Wille ist, daß dir, alter Mann, eine Tochter genommen werden soll, so bleibe nicht länger in diesem Lande des Blutvergießens und der Grausamkeit, sondern ziehe nach Cordova, wo dein Bruder in Sicherheit lebt.«
    Am Abend nach ihrem Prozeß vernahm Rebekka an der Tür ihres Gemaches ein Klopfen.
    »Herein!« rief sie, »wenn du ein Freund bist, und bist du ein Feind, so kann ich dir den Eintritt nicht verwehren.«
    »Ich bin, ebensogut Freund wie Feind, je nach dem Ausfall dieser Unterredung,« erwiderte Brian de Bois-Guilbert.
    Erschrocken über die Erscheinung dieses Mannes, dessen grenzenlose Leidenschaft sie als die Ursache all ihres Unglückes betrachtete, wich Rebekka behutsam und mit Bangen bis in die fernste Ecke des Zimmers zurück. »Du hast keine Ursache, Rebekka, mich zu fürchten.«
    »Ich fürchte Euch nicht, Herr Ritter!« versetzte sie, wenn auch ihr fliegender Atem die Worte Lügen strafte. »Mein Glaube steht fest, und ich fürchte Euch nicht. Doch was führt Ihr im Schilde? Erklärt es mir kurz. Wenn

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