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Ivanhoe

Ivanhoe

Titel: Ivanhoe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
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Kruzifix, das aus Eichenholz grob geschnitzt war, und einiges ebenso grobes Gerät.
    »Die Armut Eurer Zelle, guter Vater,« sagte er, »sollte Euch hinlängliche Gewähr sein gegen die Angriffe von Dieben, ganz zu schweigen von den beiden gewaltigen Hunden, die groß und stark genug sind, einen Hirsch niederzuwerfen, und es mit mehreren Männern zugleich aufnehmen können.«
    »Der Waldhüter,« antwortete der Eremit, »hat mir diese Hunde zum Schutze für meine Einsamkeit überlassen, bis die Zeiten besser werden.« Nach diesen Worten steckte er die Fackel in ein Stück gedrehtes Eisen, das ihm als Leuchter diente, setzte den eichenen Tisch an den Herd, legte etwas trockenes Holz an, schob einen Stuhl an den Tisch und forderte den Ritter auf, ein gleiches zu tun. Sie setzten sich und betrachteten einander eingehend, und ein jeder mochte wohl bei sich denken, daß er selten eine kräftigere Athletengestalt gesehen hatte, als ihm jetzt gegenübersaß.
    »Ehrwürdiger Einsiedler,« begann der Ritter, nachdem er ihn lange und unverwandt angeschaut hatte, »wenn ich Euch in Eurer Andacht nicht störe, so hätte ich gern dreierlei von Euch erfahren. Erstens: wo soll ich mein Pferd hinstellen? Zweitens: was kann ich zum Abend zu essen bekommen? Drittens: wo kann ich diese Nacht schlafen?«
    »Darauf werden meine Finger Euch die Antwort geben,« versetzte der Einsiedler, »denn meine Ordensgesetze verbieten mir zu sprechen, wo ich mit Zeichen auskommen kann.« Und mit diesen Worten deutete er nacheinander auf die beiden Winkel der Hütte. »Dort Euer Stall, dort Euer Bett,« besagte diese Gebärde. Dann nahm er eine Schüssel getrockneter Erbsen vom nahen Simse herab und stellte sie auf den Tisch. »Und hier Euer Abendessen,« bedeutete das.
    Der Ritter zuckte die Achseln und ging hinaus, um sein Pferd hereinzuholen, das er mittlerweile an einen Baum gebunden hatte. Er sattelte es sorgsam ab und breitete seinen eigenen Mantel über den Rücken des müden Tieres.
    Der Einsiedler schien angenehm berührt von der Fürsorge und Geschicklichkeit des Fremdlings. Er murmelte etwas von Futter, das für den Klepper des Waldhüters noch da wäre, holte eine Schütte Stroh herbei und breitete einen Haufen Farrenkraut in der Ecke aus, wo sich der Ritter zur Nacht hinstrecken sollte. Der Ritter dankte ihm für die Höflichkeit, und nachdem so jeder seine Schuldigkeit getan hatte, setzten sie sich wieder an den Tisch. Zwischen ihnen stand die Schüssel Erbsen, und der Eremit sprach ein langes Gebet in verderbtem Latein. Dann ging er seinem Gaste mit gutem Beispiel voran und schob bescheiden ein paar Erbsen in seinen ziemlich großen Mund mit prächtigen Zähnen, die es an Weiße und Schärfe mit denen eines Ebers aufnehmen konnten. Die Erbsen waren freilich ein schlechtes Korn für solche Mühle.
    Der Ritter folgte dem so löblichen Beispiel, nachdem er den Helm und den Küraß und den größten Teil seiner Rüstung abgelegt hatte. Er zeigte dem Eremiten sein Haupt, das von vollem blonden Haar umlockt war. Er hatte Züge, die man wohl erhaben nennen konnte, blaue, klare und leuchtende Augen, einen edelgeschnittenen Mund, dessen Oberlippe von einem kleinen Bart von dunklerer Farbe als das Haupthaar geziert war. Sein ganzes Äußere ließ erkennen, daß man in ihm einen kühnen, mächtigen und unternehmenden Mann vor sich hatte, zu dessen Geist die gigantische Gestalt trefflich paßte. Wie um das Vertrauen seines Gastes zu erwidern, zog der Einsiedler die Kutte ab und zeigte das kugelrunde Gesicht eines Mannes in der Blüte der Jahre. Sein geschorener Kopf, den ein Kranz dicken, schwarzen Haares umschloß, sah aus wie eine von hohen Hecken umgebene Wiese. Seine Züge hatten keine mönchische Strenge, noch weniger lag in ihnen asketische Entsagung. Es war vielmehr ein kühnes, trotziges Gesicht mit breiten schwarzen Augenbrauen, einer wohlgeformten Stirn und den roten runden Backen eines Posaunenengels. Er hatte einen langen, krausen schwarzen Bart. Ein solches Gesicht und solcher Körperbau sahen eher danach aus, als seien sie bei Braten und anderer kräftiger Kost herangediehen, nicht aber bei Erbsen und trockenem Gemüse. Dieser Kontrast entging dem Gaste nicht, der eben mit ziemlicher Anstrengung einen Mund voll getrockneter Erbsen zerkaut hatte und nun seinen frommen Wirt um einen Trunk bat. Der erfüllte die Bitte alsobald, indem er einen Krug voll des reinsten Quellwassers vor ihn hinstellte.
    »Es ist aus der Quelle des heiligen

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