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Ivanhoe

Ivanhoe

Titel: Ivanhoe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
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würden.«
    Mittlerweilen waren sie vor dem Tore des Schlosses angelangt. Bracy stieß dreimal ins Horn, und die Bogen- und Armbrustschützen, die ihrer auf dem Walle harrten, ließen schnell die Zugbrücke herunter, um sie hereinzulassen. Die Gefangenen wurden in ein Gemach geführt, wo ihnen ein Frühstück vorgesetzt wurde, von dem niemand als Athelstane etwas genoß. Aber viel Zeit wurde dem edeln Sachsen hierzu nicht vergönnt, denn die Wachen gaben ihnen zu verstehen, daß sie in ein anderes Gelaß, von Rowena getrennt, untergebracht werden sollten. Widerstand war unmöglich, und sie mußten daher ihren Führern folgen.
    Das Gelaß, in das die sächsischen Edelherren gebracht worden waren, war eine Art Wachtstube. Ehedem war es die große Halle des Schlosses gewesen, jetzt aber diente es zu geringeren Zwecken, da der gegenwärtige Besitzer außer anderen Verbesserungen, die die Sicherheit, Schönheit und Bequemlichkeit seines freiherrlichen Sitzes erhöht hatten, auch eine neue große Halle hatte bauen lassen. Cedric durchmaß das Gemach. Zorn und Unwille über die ihm widerfahrene Schmach erfüllten ihn, während sein Gefährte in seiner Apathie, die ihm Geduld und Philosophie trefflich ersetzte, nur für die Unbehaglichkeit seiner Lage Sinn hatte. Er antwortete nur ab und zu ein paar Worte auf Cedrics leidenschaftliche Äußerungen.
    Cedric sprach halb zu sich selber, halb zu Athelstane.
    »In dieser selben Halle,« sagte er, »saß einst mein Ahn bei festlichem Mahle, als Torquil Wolfganger den edeln und unglücklichen Harold bewirtete, der damals gegen die Norweger zog, die im Bunde mit dem Rebellen Tosti waren. – In dieser Halle gab Harold dem Gesandten des aufrührerischen Bruders seine stolze und großherzige Antwort. Als dieses weite Gemach kaum die Menge der edeln Sachsenhäuptlinge fassen konnte, die mit ihrem Fürsten sich an blutrotem Weine labten, wurde der Gesandte Tostis empfangen.«
    »Ich hoffe auch,« warf Athelstane ein, den dieser letzte Teil der Erzählung ein wenig angeregt hatte, »sie werden es nicht vergessen, uns Wein und etwas zu Mittag zu schicken. Wir haben ja kaum ein bißchen Zeit zum Frühstück gehabt, und mir bekommt das Essen nie gleich auf einen Ritt, obwohl das von den Ärzten empfohlen wird.«
    Ohne auf die Worte seines Freundes zu achten, fuhr Cedric fort: »Tostis' Gesandter schritt durch die Halle. Er kümmerte sich nicht um die frostigen Gesichter um ihn her, und trat vor Harolds Thron. – Welche Bedingungen, Herr König, sagte er, hat dein Bruder Tosti zu erwarten, wenn er die Waffen niederlegt und den Frieden aus deiner Hand annimmt? – Die Liebe eines Bruders, rief der edelmütige Harold, und die schöne Grafschaft Northumberland. – Und wenn Tosti auf diese Bedingungen eingeht, fuhr der Gesandte fort – wieviel Land soll sein treuer Bundesgenosse Hardrada, der König von Norwegen, erhalten? – Sieben Fuß englischen Bodens, erwiderte Harold stolz. Da aber Hardrada ein Riese sein soll, so geben wir ihm vielleicht zwölf Zoll mehr. – Die Halle erdröhnte vom lauten Beifall. Wenn sich der Norweger nur recht bald seinen englischen Boden holen käme, rief man.«
    »Ich täte ihnen gern Bescheid,« unterbrach ihn Athelstane abermals, »mir klebt die Zunge am Gaumen.«
    »Der verspottete Gesandte,« fuhr Cedric fort, in unvermindertem Eifer, obwohl seine Erzählung bei seinem Hörer kein Interesse erweckte – »kehrte mit diesem Bescheid zurück, und nun begann jener furchtbare Kampf, in dem Tosti und der Norwegerfürst nach heldenhafter Gegenwehr mit zehntausend ihrer Tapferen fielen. – Wer hätte gedacht, daß derselbe Wind, der die Banner der siegreichen Sachsen wehen ließ, die Segel der Normannen füllte und sie an die Küste von Sussex führte? wer hätte gedacht, daß binnen wenigen Tagen Harold nicht mehr von seinem Königreiche besitzen sollte, als er in seinem Zorn dem norwegischen Eroberer zugestanden hatte? – Wer hätte gedacht, daß Ihr, edler Athelstane, der Ihr aus Harolds Blute stammt, und ich, dessen Vater nicht der schlechteste Verteidiger der sächsischen Krone war, die Gefangenen eines niedrigen Normannen sein würden, in derselben Halle, wo ehedem unsere Ahnen ein so stolzes Bankett veranstaltet haben?«
    »Es ist recht traurig,« sagte Athelstane. »Aber ich glaube, sie werden uns für ein nicht allzu hohes Lösegeld freigeben. Es kann doch gewiß nicht ihre Absicht sein, uns zu Tode zu hungern, und doch ist es schon Mittag, und sie

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