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Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Titel: Ivy - Steinerne Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Beth Durst
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gafften über den eichenbestandenen Hof hinweg den offiziellen Eingang von Princeton University an. Das schmiedeeiserne Tor stand Tag und Nacht offen und markierte die Trennlinie zwischen dem Campus und der Stadt Princeton mit ihren Banken, Cafés und Juweliergeschäften. Gekrönt wurde es vom Wappen der Universität und eingefasst von zwei steinernen Säulen, auf denen ebensolche Adler thronten.
    An einer der Säulen lehnte der tigerhaarige Junge.
    Mit weit aufgerissenen Augen starrte Lily ihn an. »Der Legende nach verlassen jene, welche vorher aus dem Tor in die Stadt gehen, die Universität ohne Abschluss. Egal, welchen Studenten Sie fragen, jeder wird sagen, das sei nur ein Mythos. Bitten Sie aber denselben Studenten, durch dieses Tor hinauszugehen, wird er sich standhaft weigern. Wir gehen alle durch die Seitentore.« Er zeigte auf die zwei kleineren Tore beiderseits des Haupteingangs. Deren Gitter bestanden aus denselben schmiedeeisernen Spiralen, trugen jedoch kleine Laternen anstelle des Wappens von Princeton. Lily würdigte sie kaum eines Blickes. Stattdessen beobachtete sie, wie der tigerhaarige Junge zwischen den Eichen hindurch auf sie zukam.
    Er war es, daran bestand kein Zweifel. Hatte er sie verfolgt? Warum in aller Welt sollte er das tun?
    »Ich für meinen Teil gehe noch nicht mal unter das FitzRandolph Gate«, sagte die Fremdenführerin. »Was, wenn ich stolperte und rückwärts fiele? Das Risiko ist mir einfach zu groß.« Einige der Touristen kicherten leise.
    Als der Tigerjunge näher kam, konnte Lily seine Augen sehen. Bis jetzt hatte sie ihn noch nicht direkt angeblickt. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, sein Haar zu betrachten, ihre Füße, den Fußweg – alles in der vergeblichen Hoffnung, er würde nicht bemerken, wie furchtbar verlegen sie war. Seine Augen waren wunderschön. Gelbbraun, wobei das Braun so strahlend leuchtete, dass sie fast golden wirkten. Lily konnte den Blick nicht von ihnen abwenden.
    »Du hast die Führung gefunden«, sagte er mit seiner samtigen Stimme.
    »Ja«, brachte Lily heraus, ihn unverwandt weiter anstarrend. Seine Augen hatten dieselbe Farbe wie die eines Löwen. Noch niemals zuvor hatte sie solche Augen gesehen. Goldene und bronzene Tupfen sprenkelten die Iris.
    »Ich bin Tye«, sagte er.
    »Lily.«
    »Schön, dich kennenzulernen, Lily.« Es klang, als ob er es wirklich ernst meinte. Sie mochte die Art, wie er ihren Namen aussprach, so langgezogen. Seine Stimme war warm und geschmeidig wie geschmolzene Schokolade.
    So heiter entspannt, wie sie eben konnte, fragte sie dann: »Also … du verfolgst mich?«
    »Könnte man so sagen«, gab Tye fröhlich zurück und warf ihr ein ausgesprochen freches Lächeln zu. Sie spürte, wie sie zum zweiten Mal rot wurde. »Ich bin hier, um dich zu beschützen«, fuhr er fort. Und noch bevor sie die tiefere Bedeutung dieser ziemlich verblüffenden Aussage erfassen konnte, fügte er hinzu: »Die Tour zieht weiter.«
    »Oh!«, entfuhr es Lily, als sie sich umwandte und sah, wie das Grüppchen Besucher durch einen Bogen aus rötlich-braunem Sandstein verschwand. Sie zögerte. Würde er weggehen, wenn sie den anderen folgte? »Ich sollte … Du bist mein Beschützer ?«
    »Du machst den Test, stimmt’s?«, fragte er statt einer Antwort. Zum ersten Mal wirkte er etwas unsicher. Wenn er so verwirrt dreinblickte, sah er noch viel süßer aus, als wenn er lächelte – falls das überhaupt möglich war.
    »Du meinst die Old … « Sie unterbrach sich, bevor sie »Old Boys« sagen konnte. Sie mochten ja das Old Boys Network sein , aber Lily wettete, sie fänden es nicht nett, wenn man sie so nannte. »Ja, das bin ich. Äh, ich meine, ich mache ihn.« Gott, ging es vielleicht noch ein bisschen dämlicher? Nur, weil er schöne Augen hatte, musste sie doch nicht gleich in wirres Gestammel verfallen. »Ich sollte ihnen nach.«
    »Gute Idee«, stimmte er zu. Zusammen gingen sie auf den Torbogen zu, überquerten einen von Efeu überwucherten Innenhof und verließen ihn auf der anderen Seite durch einen zweiten Bogen. Die Tatsache, dass er sie begleitete, lenkte Lily dermaßen ab, dass sie beinahe mit einer Frau mittleren Alters zusammengestoßen wäre, die ihre Kamera auf eine Ansammlung gotischer Gebäude jenseits des Platzes gerichtet hatte. Stolpernd kam sie zum Stehen, nur Zentimeter vom Rücken der Frau entfernt.
    »Vorne links sehen Sie Firestone Library, die Universitätsbibliothek«, sagte die Fremdenführerin gerade.

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