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Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Titel: Ivy - Steinerne Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Beth Durst
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Stimme hatte und an ihrer Traumuni studierte. »Dann geh ich mal links«, sagte sie.
    »Gute Wahl«, gab er zurück, und seine Lippen umspielte ein winziges Lächeln. »Du solltest eine Führung mitmachen.«
    Die Röte breitete sich über Lilys Hals aus. Ihr war, als stünde das Wort »Pennälerin« in Großbuchstaben auf ihrer Stirn geschrieben. »Ich komm schon klar«, sagte sie. Und dann: »Ähm, danke.«
    »Halte nach jemandem Ausschau, der rückwärts läuft, das ist die Orange Key Tour.«
    Sie machte den Mund auf, um nein zu sagen, nein danke, ich habe jetzt keine Zeit für eine Führung , doch dann wurde ihr der Name der Tour bewusst: Orange Key Tour.
    Tigerboy zwinkerte ihr zu und schlenderte gemütlich hinüber auf die andere Straßenseite.
    Lily sah ihm einen Moment lang nach. Dann schüttelte sie sich. Es war ganz klar: Er – wer immer er auch sein mochte – hatte ihr einen Tipp gegeben.
    Entschlossen wandte sie sich nach links und lief die Straße hinunter Richtung Campus. Bald wurde sie verschluckt von dem nicht enden wollenden Strom ehemaliger Studenten, die aus Clubs herauskamen oder in Clubs hineingingen. Und wie Grandpa versprochen hatte, gab es noch weit schlimmere Outfits als seine Clubjacke: orangefarbene Jeansjacken, schwarz-orange gestreifte Trenchcoats, Smokings aus orangefarbenem Satin. Sie überquerte die Straße in einer Gruppe Alumni, die mit ihren orangefarbenen Hawaiihemden aussahen wie Schülerlotsen.
    Während Lily träge mit der Masse dahintrieb, fragte sie sich, ob sie sich womöglich geirrt hatte. Der Name der Führung konnte ebenso gut purer Zufall sein und kein Hinweis. Es konnte damit enden, dass sie das ganze Wochenende lang sinnlos herumwanderte, bis sie am Ende die Nerven verlor und die Autoschlüssel sturzbetrunkener Ehemaliger stahl, um sie am Sonntag in einem großen Weihnachtsmannsack nach Vineyard zu schleppen … Sie stieg einige Stufen hoch, die zu einem aus Ziegelsteinen gemauerten, gewölbten Durchgang führten. Steinerne Figuren schmückten den Torbogen über ihr. Kleine, fein gehauene Äffchen kuschelten sich in Blattrosetten. Die rechte Seite des Bogens endete in einem seltsamen Fries – einem Tigerkopf, über den drei steinerne Affen kletterten.
    Einer der Gargoyles drehte den Kopf und sah sie an. Lilys Knie gaben nach. Halt suchend griff sie nach dem Treppengeländer. Ein Alumni packte sie am Ellenbogen. »Alles in Ordnung?«
    »Ja, mir geht’s gut. Danke«, antwortete sie wie ein Automat.
    Der Alumni ging seines Weges.
    Nein, es ging ihr ganz und gar nicht gut. Lily umklammerte das Treppengeländer und starrte das steinerne Äffchen an. Es bewegte sich nicht.
    Natürlich hat es sich nicht bewegt, schalt sie sich. Es ist aus Stein. Sie musste sich das alles eingebildet haben.
    Sie erklomm die restlichen Stufen und lehnte sich im Inneren des Durchgangs, außer Sichtweite der Gargoyles, gegen die Wand. Eine Tafel bezeichnete das Gebäude als 1879 Hall.
    Bitte, lass mich keinen Hirnhickser haben.
    Sie besaß eine genetische Veranlagung für Hirnhickser. Deshalb nahm sie die halbe Dosis derselben Medizin ein, die auch bei ihrer Mutter verhinderte, dass es schlimmer wurde. Bis jetzt hatte es geholfen. Aber sie hatte auch noch nie ein so wichtiges Wochenende gehabt. Das erhöhte Stressniveau … Nein, dachte Lily. Sie würde nicht zulassen, dass die Krankheit ihrer Mutter sie überwältigte. Nicht hier und nicht jetzt. Sie langte in ihre Tasche und holte das Medizinfläschchen heraus, das sie vorhin vorsichtshalber eingesteckt hatte. Sie entkorkte es und träufelte sich die silbrige Flüssigkeit auf die Zunge. Als sie schluckte, prickelte es in ihrem Rachen.
    So. Jetzt war sie sicher vor Halluzinationen und Erinnerungslücken und jeglichen Verhaltensweisen, die dazu führen könnten, dass Lily in den Augen eines Zulassungsbeamten deplatzierter wirken würde als ein Haufen Hundekacke auf einem Orientteppich. Jetzt hatte sie die doppelte Dosis intus. Oder war es die dreifache? Grandpa war immer so überaus sorgfältig mit der Menge, und die Dosis ihrer Mutter war doppelt so stark wie Lilys.
    Oh, Mist.
    Lily klappte ihr Handy auf. Doch dann hielt sie inne. Grandpa würde nicht gerade erfreut sein, wenn sich herausstellte, dass sie bereits fünf Minuten nach Testbeginn die Nerven verloren hatte. Sie sollte erst mal abwarten, ob sich irgendwelche ungewöhnlichen Symptome zeigten, bevor sie ihn anrief.
    Während sie mit langen Schritten auf und ab ging, wartete sie auf

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