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Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Titel: Ivy - Steinerne Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Beth Durst
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wackelten. Dann wieder Totenstille.
    Okay, dachte Lily, also das ist jetzt wirklich gruselig. Vielleicht sollte sie besser in die nette, sonnendurchflutete Eingangshalle zurückgehen und die Bibliothekare am Informationsschalter fragen, wo sie die 920er finden konnte. Die Idee gefiel ihr. Lily setzte sich Richtung Aufzug in Bewegung.
    Metall kreischte. Ein Bücherregal schoss nach vorn, quer über den Mittelgang, und verstellte ihr den Weg. Mehrere Bücher fielen heraus und landeten direkt vor Lily auf dem Boden. Ihr Herz hämmerte wie wahnsinnig. »Das ist nicht lustig«, rief sie. »Schluss damit!«
    Niemand war zu hören. Vielleicht handelte es sich ja um eine Fehlfunktion. Oder es war Teil routinemäßiger Wartungsarbeiten zum Auslüften der Bücher, so was wie ein automatisches Berieselungssystem für Bibliotheken. Nicht, dass sie jemals von so etwas gehört hätte, aber es musste doch eine nette, logische Erklärung dafür geben, warum sich die Dinger plötzlich benahmen, als seien sie von einem bösen Geist besessen.
    Lily hastete einen Seitengang entlang. Als sie sein Ende erreichte, sprang das Bücherregal zurück und krachte gegen die Ziegelwand. Sie sprintete zurück in den Mittelgang. Überall um sie herum schoben sich Dutzende von Regalen vorwärts und seitwärts. Metall stieß kreischend auf Metall. Bücher stürzten herunter. Lily schrie laut auf, als direkt vor ihr mehrere Reihen gleichzeitig zu Boden donnerten.
    »Hilfe!«, schrie sie aus voller Kehle. »Hallo, ist da jemand? Hilfe!«
    Im Zickzack rannte sie durch ein Labyrinth, das ständig seine Form veränderte. Regale glitten zur Seite, und sie zwängte sich atemlos durch die entstehenden Spalte. Hinter ihr schlossen sich Gänge und Reihen mit lautem Getöse.
    Plötzlich tauchte vor ihr ein alter Karteikartenschrank auf. Hüfthoch, wirkte er wie eine rettende Insel in einem Tsunami. Sich unter herumfliegenden Büchern wegduckend, raste Lily auf ihn zu. Schneller und schneller kreisten die wild gewordenen Bücherregale sie ein. Endlich hatte sie den Schrank erreicht und kletterte hastig hinauf. Ein Regal rammte sich in die Ziegelwand neben ihr, und dann auf der gegenüberliegenden Seite ein zweites. Ein drittes segelte direkt auf sie zu. Lily schrie verzweifelt auf und schlug die Hände vors Gesicht.
    Das Regal blieb stehen, nur Zentimeter entfernt von ihren Fingerspitzen.
    Alle Regale standen. Stille kehrte ein. Lily hockte zusammengekauert auf dem Schrank und lauschte. Doch das einzige vernehmbare Geräusch war ihr eigener Atem, schnell und laut.
    Sie musste hier raus. Jetzt gleich. Bevor alles wieder von vorn anfing.
    Sie ließ sich von ihrem Hochsitz hinunter in die enge Spalte zwischen dem Schrank und einem Bücherregal gleiten und begann, Bücher aus dem untersten Fach zu reißen. Wenn es ihr gelang, einen Durchlass freizuräumen, könnte sie hindurchkriechen und zu den Aufzügen rennen. Sie hatte bereits das halbe Regalbrett geleert, als sie die Signaturen auf den Buchrücken bemerkte: 921.
    »Mistkerle«, entfuhr es ihr.
    Lily schlug die Hand vor den Mund, bevor noch Schlimmeres heraussprudeln konnte. Die Old Boys könnten lauschen. Sie hätte jede Wette gehalten, dass sie sie in diesem Moment über Videokameras beobachteten und sich vielsagend zukicherten, während sie gemütlich in ihren Ledersesseln hockten und Portwein schlürften. Es war ihnen gelungen, ihre neueste Kandidatin mit ein paar Bücherregalen in Angst und Schrecken zu versetzen.
    Und überhaupt: Was sollte denn das für eine Aufnahmeprüfung sein, bei der die Bewerber halb zu Tode erschreckt wurden? Lily atmete tief durch und versuchte mit aller Kraft, sich wieder zu konzentrieren. Sie konnte denen immer noch sagen, was sie von diesem Schabernack hielt, nachdem sie die Zusicherung für ihre automatische Zulassung in der Tasche hatte. Jetzt musste sie erstmal dieses Buch finden.
    Lily fuhr mit dem Finger die Buchrücken entlang. 921.45 Bre, 921.45 Div, 921.45 Lin, 921.45 Zar … Eine 921.45 Wil war nirgendwo zu finden. Sie stand auf und nahm sich die anderen Regale vor.
    Einige der Titel erregten ihre Aufmerksamkeit: Riten und Musik des Nördlichen Oger-Clans, Lebensweise der Heinzelmännchen, Genealogie der Kobolde . Auf gut Glück nahm sie eines der Bücher aus dem Regal und begann, darin herumzublättern. Meerjungfrauen, Lebenszyklus der. Es sah einem echten Nachschlagewerk täuschend ähnlich, enthielt Tabellen, Diagramme und Fußnoten. Es gab sogar Abbildungen von

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