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Ja Mei - Wie Ich Lernte, Die Ehe Zu Schliessen

Ja Mei - Wie Ich Lernte, Die Ehe Zu Schliessen

Titel: Ja Mei - Wie Ich Lernte, Die Ehe Zu Schliessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Glubrecht
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schaut Roni an. «Ach, was rede ich! Du bist mir wichtiger als jeder Preis der Welt, du bist der größte Preis, den ich je bekommen habe.»
    Der Priester beugt sich zu mir und flüstert: «Bis auf den Saupreiß, ge?»
    Ich mache «Pscht!», Regina spricht weiter: «Ich habe gesehen, wie du krabbeln gelernt hast, wie du angefangen hast zu laufen. Habe deinen ersten Liebeskummer miterlebt, und jetzt stehst du hier und wirst heiraten.» Sie seufzt. «Das ist gar nicht so leicht für eine Mutter. Vielleicht bin ich auch deshalb ein bisschen spät dran. Ich konnte mich einfach nicht überwinden. Denn heute ist der Tag, an dem ich dich abgeben muss.» Sie zögert. «Das habe ich zumindest bis eben gedacht. Dann ist mir eingefallen, dass ich ja eher etwas dazubekomme.»
    Der Priester deutet mit dem Finger auf mich. Ich ignoriere ihn. Regina öffnet die Arme zur Gemeinde. «Eine so große Familie, wie ich sie mir immer gewünscht habe.»
    Als sie sich Roni und mir zuwendet, sehe ich, dass in ihren Augen Tränen stehen.
    «Ihr beide seht toll zusammen aus: schöner als jeder Garten der Welt – auch mit dem Flieder. Ich wünsche euch, dass ihr so bleibt, so verliebt, wie Knoll und ich es noch immer sind.» Ein leises Kichern geht durch die Dumblinger Reihen. Knoll errötet und blickt angestrengt nach unten. Meine Eltern sehen sich an, als täten sie das zum ersten Mal.
    Regina holt tief Luft.
    «Und ich wünsche mir ein Enkelkind!»
    «Mama!»
    Jemand fängt an zu klatschen, die anderen fallen ein. Der Priester lässt es geschehen. Dann geleitet er Regina in die erste Reihe zu Knoll. Der reicht ihr sein kariertes Stofftaschentuch. Sie schnäuzt sich herzhaft.
    In dem Moment steht mein Vater auf und räuspert sich.
    «Ich würde auch gern noch etwas sagen.»
    War ja klar. Zumindest mir. Der Priester schaut ihn verdutzt an.
    «Jo einglich hoitst die Redn im Trachtlerhof –»
    Doch da hat sich mein Vater schon das Mikrophon gegriffen. «Butzi, Roni, ich freue mich für euch. Insbesondere freue ich mich natürlich über meine einzige Schwiegertochter. Butzi, Sebastian, dir wollte ich heute eigentlich sagen, dass du das Beste bist, was mir in meinem Leben passiert ist. Aber das kann ich leider nicht.»
    Ich horche auf. Mein Vater schaut in die erste Kirchenbank, als er weiterspricht: «Das Beste, was mir in meinem ganzen Leben passiert ist, ist deine Mutter. Das muss man auch mal so sagen dürfen.»
    «Jawui!», ruft ein älterer Herr aus den hinteren Reihen und fängt an zu klatschen. Die Dumblinger und Tiefenwalder fallen erneut ein. Hier wird ja mehr geklatscht als in einem Gospel-Gottesdienst.
    Der Priester nimmt meinem Vater das Mikrophon aus der Hand, bevor der noch «Oh happy day» anstimmt, und bittet um Ruhe. Mein Vater setzt sich wieder neben meine Mutter. Die ergreift seine Hand. Der Priester nickt in ihre Richtung.
    «Wennst passt, mog i aa no wos sogn.»
    Zum Glück ist er Profi und liest nur noch eine kurze Stelle aus der Bibel, in der es darum geht, dass wir ohne die Liebe eigentlich nichts haben und dass Gott diese Liebe ist – kein zorniger alter Mann, der «von da Woiken mit Blitzerln weaft», sondern ein Gefühl der Güte, das wir in uns tragen. Darauf singen wir noch ein paar Kirchenlieder, die mir nicht so gut gefallen, sagen noch ein paarmal gemeinsam «Herr erbarme dich», und plötzlich ist er da, der große Moment.
    Der Priester fragt: «Wuits aich liabn und ochten und aich die Treue hoitn, jen Dog?»
    Es kribbelt in meinem Bauch. Roni und ich antworten gleichzeitig: «Ja, ich will.»
    «Seids bereit, die Kinder oazunehma, die wo Gott aich schenka wui, und s’ im Geist Christi und von da Kirchn zu erziehen?»
    Der Priester sieht mich an. Ich zögere. Das hatten wir doch geklärt. Warum muss er jetzt schon wieder damit anfangen?
    Von rechts höre ich Ronis «Ja, ich will». Ich versuche es mit einem Nicken. Reicht nicht. «Und da Herr?», hakt der Priester nach. Roni pikt mir mit dem Ellbogen in die Seite.
    «Ja», sage ich. Ein Lächeln zieht über sein Gesicht.
    «Des is schee.» Er macht eine rhetorische Pause. Dann wendet er sich an mich und fährt fort: «Nehmens Ia Braut ois Frau und versprechens, iha die Trei zu hoidn in guadn ois wia in schlechdn Dogen, in Gsundheit und Krankheit, sie zu liaben, zu ochdn und zu ehrn, bis des da Dod aich scheidet?»
    Ich sage: «Ja, ich will.»
    Meine Hand zittert, als ich den Ring von dem Kissen nehme. Hoffentlich fällt mir der jetzt nicht noch herunter und

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